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25.11.2004 07:52

Ausbildung tut Not! - Nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft braucht verstärkte Anstrengungen in Aus- und Fortbildung

Margit Fink Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL)

    Bericht der Arbeitsgruppe für Nachhaltige Landwirtschaft der Agenda 21 für den Baltischen Raum am 25./26. Oktober 2004 in St. Petersburg, Russland

    Ausbildung umfasst die Vermittlung von Kenntnissen und Erfahrungen. In der Landwirtschaft garantiert eine fundierte Ausbildung, dass neue Strategien für Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit auch in Feld und Stall umgesetzt werden und damit der Umweltqualität zugute kommen. In diesem Bewusstsein hat die Arbeitsgruppe "Nachhaltige Landwirtschaft (TFSA)" der "Agenda 21 für den Baltischen Raum (B21)" Fragen der Aus- und Fortbildung in der Landwirtschaft als Thema ihrer 4. Sitzung gewählt, die Ende Oktober 2004 in Sankt Petersburg, Russland stattfand. Teilnehmer waren Vertreter der neun Anrainerstaaten der Ostsee (Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, Schweden). Geleitet wird die TFSA derzeit von Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) im Rahmen seiner Meeresumweltschutzpolitik. Vorsitzender ist der Leiter des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig, Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug. Das Sekretariat vertritt Herr Uwe Volkgenannt, Mitarbeiter des Referates für Landwirtschaft im Umweltbundesamt, Berlin. Die Gruppe trifft sich zweimal jährlich, einmal davon in den Städten der alten Hanse, auf Einladung und finanziert durch BMVEL in Deutschland, ein zweites Mal in einem der anderen Ostseestaaten.

    Hinsichtlich der Aus- und Fortbildung im Agrarbereich kristallisierten sich aus den Vorträgen und Diskussionen zwei grundsätzlich verschiedene Problembereiche heraus: In den neuen EU-Mitgliedsstaaten und in Russland ergibt sich nach der Privatisierung von Staatsbetrieben ein aktueller Mangel an Aus- und Fortbildung durch die Reduktion staatlicher Aktivitäten. Inhaltlich wird schwerpunktmäßig der Umgang mit rechtlichen Aspekten der EU-Mitgliedschaft bearbeitet, während die Implementierung umweltverträglicher Produktionsmethoden von untergeordneter Bedeutung ist. Forciert werden die Defizite in der Ausbildung durch die Knappheit an Nachwuchskräften in der Beratung aufgrund des schleppenden Wiederaufbaus staatlicher Strukturen und lukrativerer Alternativbeschäftigungen.

    Der Mangel landwirtschaftlicher Aus- und Fortbildung, dem sich die westlichen Mitgliedsländer der B21 heute gegenübersehen, begründet sich aus der rapiden Substitution staatlicher Verpflichtungen durch absatzorientierte Aktivitäten der Agrarindustrie in den letzten 20 Jahren. Mit der veränderten Ertragslage der Landwirtschaft im Zuge von Reformen der Agrarpolitik sind diese aber genauso schnell wieder verschwunden und vom Staat nicht wieder ersetzt worden. Auch hier dominieren heute inhaltlich agrarpolitische Inhalte vor den wissenschaftlichen Grundlagen nachhaltigen Umganges mit natürlichen Ressourcen.

    An der Veranstaltung der TFSA nahmen ebenfalls Vertreter/innen der "Internationalen Vereinigung junger Agrarstudenten (IAAS)" aus Dänemark, Finnland, Norwegen, der Ukraine und Weißrussland teil. Zwei Drittel von ihnen studieren derzeit, ein Drittel arbeitet an einer Promotion. In der Diskussion mit dem Nachwuchs wurde eine zu starke ökonomische Ausrichtung und zu frühe Spezialisierung zu Lasten solider naturwissenschaftlicher Grundbildung als Kernproblem der höheren landwirtschaftlichen Ausbildung erkannt.

    Übergreifend identifizierte die Gruppe das weit verbreitete Missverständnis von zeitnahem Profit als Indikator für eine nachhaltige Entwicklung. Im Sinne der Definition der Brundtland-Kommission von 1987 aber ist "Nachhaltige Entwicklung" eine Entwicklung, die Bedürfnisse der heutigen Generation deckt, ohne die kommender Generationen einzuschränken". Da Aus- und Fortbildung nur selten zeitnah, sondern erst in der Zukunft Erträge bringen, finden sie schwer Rückhalt in profitorientiertem Denken.

    Präsentationen und Dokumente der Tagung sind im Internet verfügbar auf: http://www.baltic21.org/?meetings,table,agriculture

    Kontakt: Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig, E-Mail: pb@fal.de


    Weitere Informationen:

    http://www.baltic21.org/?meetings,table,agriculture - Präsentationen und Dokumente der Tagung


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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