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25.11.2004 15:07

Adolf Muschg: Europa - der geteilte Erdteil

Sabine Rehorst Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut

    Adolf Muschg, Redner der Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte 2004/2005, zeigt in seinem öffentlichen Vortrag am 30. November 2004 um 18.00 Uhr im Europahaus Essen, dass die Haltbarkeit und zivilisatorische Kraft des Bündnisses Europa nur dann Bestand haben wird, wenn es gelingt, die Tragödie der Spaltung - gipfelnd in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts - in eine Kultur der versöhnlichen Behandlung berechtigter Widersprüche und begründeter Konflikte mit sich selbst zu überführen.

    Das in der EU vereinigte Europa ist - vordergründig betrachtet - ein Nachfolgestaat des zu Gunsten des Westens beendigten Kalten Krieges. Zugleich steht Europa vor der überaus anspruchsvollen Aufgabe, bestimmte Werte der "besiegten anderen Seite" mit zu vertreten, denn es sind auch Komponenten seiner eigenen Geschichte, die, seit der epochalen Trennung des römischen Ost- und Westreiches, als eine Geschichte fortgesetzter Teilungen verstanden werden muss. Wie kann es gelingen, diese Teilungen zu überwinden?

    Adolf Muschg, Schriftsteller und Präsident der Berliner Akademie der Künste, widmet sich im Rahmen der Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte 2004/2005 in insgesamt drei öffentlichen Vorträgen der Beantwortung der Frage "Was ist europäisch?" und geht dabei insbesondere auf die Situation Europas im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund seiner historischen Entstehung und Veränderung ein. Besonderes Augenmerk richtet Muschg auf die Diskussion, ob es eine europäische Identität geben kann und soll und wie sich diese bestimmen ließe. Wofür und wogegen sich Europa bildet, betrachtet der Referent als keine nur pragmatische Frage, sondern als eine Frage der gemeinschaftsbildenden Glaubwürdigkeit. Europa werde seine Differenz zu einem ökonomisch dominierten Verständnis von Globalisierung zu entwickeln und zu behaupten haben, wenn es seiner eigenen Geschichte und deren Lektionen treu bleiben wolle.

    Das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen veranstaltet in diesem Winter zum fünften Mal die Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe werden bedeutende Wissenschaftler und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte jeweils für ein Semester an das Institut eingeladen, um in öffentlichen Vorträgen einen Überblick über zentrale Themen ihres Lebenswerks zu geben. In den letzten Jahren waren Neville Alexander, Christian Meier, Ralf Dahrendorf und Jutta Limbach im Rahmen der Vorlesungen in Essen zu Gast. Ihre Vorträge stießen auf nachhaltiges Interesse in Presse und Öffentlichkeit.

    Die Vorlesungen werden von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert.

    Die diesjährigen Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte wurden am 16. November durch Prof. Dr. Adolf Muschg, Prof. Dr. Berthold Beitz, Kuratoriumsvorsitzender der Krupp-Stiftung und Gastgeber der Eröffnungsveranstaltung, sowie Prof. Dr. Jörn Rüsen, Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts in der Villa Hügel vor geladenen Gästen feierlich eröffnet.

    Adolf Muschg wurde 1934 in Zollikon (Schweiz) geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Psychologie, das er mit einer Dissertation über Ernst Barlach abschließt, arbeitet er zunächst als Lehrer, ab 1970 dann als Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Zürich. Seit 2003 ist er Präsident der Berliner Akademie der Künste. Nach einem Japanaufenthalt erscheint 1965 sein erster, von der Kritik viel beachteter Roman Im Sommer des Hasen. Es folgen zahlreiche literarische und essayistische Publikationen, für die Adolf Muschg vielfach ausgezeichnet wird, u. a. mit dem Hermann Hesse-Preis (1974), dem Georg-Büchner-Preis (1994), dem Internationalen Vilenica-Literaturpreis (1995), dem Grimmelshausen-Preis (2001) und dem Deutschen Verdienstorden für seine überragenden Verdienste um die deutsche Nachkriegsliteratur (2004). Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit hat sich Adolf Muschg auch immer wieder zu tagespolitischen Ereignissen zu Wort gemeldet und dabei die besondere Rolle der Schweiz innerhalb Europas und der Welt kritisch beleuchtet. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen Albissers Grund (1974), Literatur als Therapie (1981), Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzival (1993), Wenn Auschwitz in der Schweiz liegt: fünf Reden eines Schweizers an seine und keine Nation (1997), Sutters Glück (2002) und Der Schein trügt nicht. Über Goethe (2004).

    Die Krupp-Vorlesungen beginnen am Dienstag, 30. November 2004 um 18.00 Uhr im Europahaus in Essen.

    Europa - der geteilte Erdteil
    Dienstag, 30. November 2004, 18:00 Uhr
    Ort: Europahaus, Kennedyplatz 7, 45127 Essen

    Gibt es eine europäische Identität, und ist sie wünschbar?
    Vom Umgang mit Grenzen
    Dienstag, 14. Dezember 2004, 18:00 Uhr
    Ort: Aalto-Theater (Foyer), Opernplatz 10, 45128 Essen

    Bundesstaat Europa.
    Zwischen föderalistischem Pragmatismus und kosmopolitischer Utopie
    Dienstag, 8. Februar 2005, 18:00 Uhr
    Ort: Museumszentrum (Karl-Ernst-Osthaus-Saal), Goethestraße 41, 45128 Essen


    Weitere Informationen:

    http://www.kwi-nrw.de Programm, Publikationen


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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