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01.12.2004 11:01

Autobiografien für den "Ottonormalbürger"

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Barbara Hillen ist promovierte Historikerin und Chefin ihrer eigenen Firma. Ihr Fachwissen nutzt sie für eine ungewöhnliche Geschäftsidee: Sie schreibt Autobiografien für den "Ottonormalbürger". Nun ist die Absolventin der Universität Bonn im bundesweit größten Existenzgründer-Wettbewerb "StartUp" mit dem Bonner Unternehmerpreis ausgezeichnet worden.

    Dass ein Informatiker eine Softwarefirma gründet, kommt vor. Doch eine Geisteswissenschaftlerin, gar noch Historikerin, die sich mit ihrem Fachwissen selbstständig macht? Undenkbar. Dass so etwas funktionieren kann, hat Dr. Barbara Hillen inzwischen sogar schriftlich: Ihre "Agentur für AutoBiografien" konnte jüngst im Existenzgründer-Wettbewerb "StartUp" den Bonner Unternehmerpreis in der Kategorie "bestes Gründungskonzept" einheimsen. Wichtiger als die 5.000 Euro ist der 30-jährigen Bonnerin aber die Bestätigung durch externe Gutachter. "Zwar haben mir Freundeskreis und Familie immer den Rücken gestärkt. Nun aber noch einmal objektiv bescheinigt zu bekommen, dass meine Idee Potenzial hat, ist viel wert."

    Barbara Hillen schreibt Autobiografien - nicht für Prominente, sondern für die große Schar der Namenlosen, die ihre Lebensgeschichte der Nachwelt erhalten wollen. In den Buchhandel kommt das Ergebnis allerdings nicht, auch wenn sich die Erlebnisse streckenweise spannender lesen als die Tratschgeschichten von Dieter Bohlen. "Wir produzieren in der Regel Kleinstauflagen vom Unikat bis hin zu einigen hundert Exemplaren", so die promovierte Historikerin - also Lesestoff für den Familien- und Freundeskreis. Etwas Geld müssen ihre Auftraggeber schon erübrigen können: "Das beginnt so bei 10.000 Euro, Umschlaggestaltung, Buchbindearbeiten und Druck inbegriffen. Der genaue Preis hängt allerdings stark von Arbeitsaufwand und Druckqualität ab."

    Mp3-Player als Diktiergerät

    Acht bis zehn anderthalbstündige Gesprächstermine benötigt die Historikerin im Schnitt, bis sie auf ihrem zum Diktiergerät umfunktionierten mp3-Player genügend Material aus dem Leben ihrer Klienten gesammelt hat. Am heimischen Rechner brennt sie die Interviews dann auf CD und legt sie später auf Wunsch den fertigen Büchern bei. Damit der Redemarathon gerade für ihre älteren Kunden nicht zu anstrengend wird, verteilt sie ihn über mehrere Wochen. "Die meisten genießen es aber auch, mal wieder im Mittelpunkt zu stehen und ernst genommen zu werden", so Dr. Hillen. Bei der Einordnung der Gesprächsnotizen bietet ein fundiertes Geschichtswissen naturgemäß Vorteile. "Bei Daten, die mir nicht plausibel erscheinen oder die schlicht falsch sind, hake ich schon einmal nach", erklärt sie; "das Gedächtnis trügt!"

    In ihrer Jugend verschlang sie die Buddenbrocks, für ihre Magisterarbeit förderte sie in den Archiven alles über drei kurkölnische Weihbischöfe des 18. Jahrhunderts zu Tage, ihre Promotion ist eine Biografie des "Helden der Sparkasse" Johann Christian Eberle. Doch die Idee, ihr Faible für Lebensgeschichten zum Beruf zu machen, kam ihr erst vor einem guten Jahr mit dem Abschluss ihrer Doktorarbeit. "Andere machen sich doch auch mit dem selbstständig, was sie gelernt haben - warum also nicht ich?" Mit ihrem Geschäftsmodell steht sie zwar im Prinzip nicht allein. "Es gibt aber unter den ganzen Biografen in Deutschland kaum Geschichtswissenschaftler, obwohl wir doch durch unsere Ausbildung dafür prädestiniert wären", wundert sie sich.

    Historische Detektivarbeit

    So geht bei der Entzifferung alter Briefe und Tagebuchaufzeichnungen ohne die entsprechende Fachkunde wenig. In Barbara Hillen erwacht dann ihr detektivischer Spürsinn - wie zum Beispiel, als sie für das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim ein altes Schriftstück von 1481 transkribieren sollte: Das mutmaßliche Testament entpuppte sich bei ihrer Arbeit schließlich als Schuldschein - "das war schon spannend." Für eine 87jährige Kundin transkribierte sie gar die Memoiren ihrer verstorbenen Mutter, 150 Seiten in verschnörkelter altdeutscher Handschrift. Die Passagen, die aus heutiger Sicht rätselhaft erscheinen, ergänzte sie durch die geschichtlichen Hintergründe. "Da kommt bei mir die Historikerin durch."

    Als biografisches "Testobjekt" diente Barbara Hillen übrigens ihre Schwiegermutter - mit vollem Erfolg: "Als mein Mann das Buch gelesen hat, war er überrascht, wieviel davon selbst für ihn neu war."

    Das Bild zu dieser Pressemitteilung gibt's im Internet unter http://www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen.

    Kontakt:
    Dr. Barbara Hillen
    Agentur für AutoBiografien
    Telefon: 0228/886 24 29
    E-Mail: info@ihre-biografie.com
    http://www.ihre-biografie.com


    Weitere Informationen:

    http://www.ihre-biografie.com - Homepage Dr. Barbara Hillen


    Bilder

    Dr. Barbara Hillen mit einem ihrer Werke
    Dr. Barbara Hillen mit einem ihrer Werke
    Frank Luerweg / Uni Bonn
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Dr. Barbara Hillen mit einem ihrer Werke


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