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23.02.1999 15:26

Deliberative Politik und das Recht

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    Deliberative Politik und das Recht

    Arbeitsgemeinschaft im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld
    Freitag/Samstag, den 26. und 27. Februar 1999

    Ist die liberale pluralistische Gesellschaft des Westens noch die geeignete Gesellschaftsform der Zukunft? Es gibt zunehmend Kritik an ihren Fehlentwicklungen.

    So sind in den letzten 25 Jahren in vielen westlichen Ländern die Grundrechte stärker ausgebaut und umgesetzt worden. Das zeigt sich sowohl im innerstaatlichen Alltagsleben als auch auf gesamteuropäischer Ebene. Diese eigentlich begrüßenswerte Entwicklung hat aber auch ihre negativen Seiten: Es gibt so etwas wie den übertriebenen Individualismus einer "atomisierten" Gesellschaft, in der jeder vor allem auf seine individuellen Rechte bedacht ist. Einer solchen Gesellschaft gelingt es immer weniger, gemeinsame Ziele zu formulieren.

    Kritik dieser Art wird vor allem aus der Perspektive sogenannter "kommunitaristischer" Theorien vorgetragen. Kommunitaristische Gesellschaftstheorien sind auffallend optimistisch: Wenn man ihnen folgt, so teilen alle Mitglieder der Gesellschaft weitgehend die gleichen sozialen Werte. Das macht es möglich und wünschenswert, daß die meisten politischen Entscheidungsprozesse in kleinen sozialen Gemeinschaften (small communities, daher die Bezeichung "kommunitaristisch") angesiedelt werden.

    Ein bestimmtes neues gesellschaftstheoretisches Modell, das Modell der deliberativen Demokratie, ist möglicherweise besser als seine Vorgänger geeignet, die komplexen politischen Prozesse dieser Gesellschaft theoretisch zu erfassen. Es will die Unzulänglichkeiten des liberalen Gesellschaftsmodells überwinden, ohne in den übertriebenen Optimismus der Kommunitaristen zu verfallen.

    Deliberare heißt erwägen, abwägen, argumentativ einschätzen. Kennzeichnend für das Modell der deliberativen Demokratie sind neue Formen der Partizipation, bei denen nicht nur Teilnahme und Abstimmung stattfindet, sondern praktisch-politische Vernunft in Argumentationsprozessen betätigt wird. Politische Entscheidungsprozesse werden auf Argumentationsvorgänge umgestellt. Von den am Diskurs Beteiligten werden Begründungen gefordert, die zur Transparenz der politischen Absichten und zur Abwägung (Deliberation) verpflichten.

    In welchen konkreten Formen sich dieses Gesellschaftsmodell realisieren läßt und ob es ihm gelingen wird, die Mängel des liberalen Systems zu überwinden, ist noch offen.

    Fragestellungen dieser Art können produktiv nur interdisziplinär bearbeitet werden. An der vom 26. bis 27. Februar im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld stattfindenden Tagung "Deliberative Politik und das Recht" nehmen 18 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern teil, die die Bereiche politische Philosophie, Moralphilosophie, Rechtsphilosophie, Politikwissenschaft, Soziologie und Anthropologie vertreten.

    Die Tagung steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Valentin Petev (Münster) und Prof. Dr. Massimo La Torre (Florenz). Die Tagungssprache ist Englisch.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (Marion Kämper, Tel. 0521/106-2794, Email: marion.kaemper@ uni-bielefeld.de, oder an Maria Kastner, Tel. 0521/106-2778, Email: maria.kastner@uni-bielefeld.de).


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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