Das Thema Hochwasser ist auch in Mitteleuropa wieder verstärkt ins Bewußtsein gerückt: Wohl jeder hat noch die Bilder vor Augen, als im Sommer 1997 die Oder über die Ufer trat oder als im Januar 1995 auch das Maingebiet betroffen war.
Immer werden zeitgleich mit einem Hochwasser Überlegungen angestellt, ob die hohen Pegelstände noch im normalen Rahmen liegen oder ob sie nicht bereits grundlegende Änderungen der Umwelt widerspiegeln. Um derartige Fragen beurteilen zu können, müssen aber hinreichend lange Zeiträume betrachtet werden. Wissenschaftler der Universitäten Würzburg, Bern, Brno und Halle sowie vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wollen deshalb in einem Verbundprojekt die vergangenen 500 Jahre untersuchen. Ziel der Forscher ist es, für Mitteleuropa Aussagen über die Häufigkeit und Intensität von Hochwasser, aber auch von Trockenperioden als dem entgegengesetzten Extrem machen zu können.
Die Würzburger Arbeitsgruppe vom Institut für Geographie steht unter der Leitung von Prof. Dr. Jucundus Jacobeit. Sie wird, zusammen mit den Potsdamer Wissenschaftlern, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Die Projektpartner beschäftigen sich nicht nur mit der Sammlung und Aufbereitung von Daten über die Abfolge von Hochwasser oder Trockenzeiten in Mitteleuropa: Mit weitergehenden Analysen wollen sie auch klimatologische Zusammenhänge und ihre zeitlichen Veränderungen aufdecken. So gehen die Wissenschaftler beispielsweise der Frage nach, ob Zeitabschnitte, in denen gehäuft Hochwasser oder Trockenperioden auftraten, jeweils charakteristische atmosphärische Zirkulationsverhältnisse und Witterungsgegebenheiten aufweisen. Schließlich werden sie untersuchen, ob sich jüngste Vergangenheit und historische Zeit bezüglich dieser Verhältnisse unterscheiden.
Doch laut Prof. Jacobeit lassen sich all diese Fragen erst dann in Angriff nehmen, wenn aus den geschichtlichen Angaben über Wetter, Witterung und Klima der vergangenen 500 Jahre großräumige Felder der wichtigsten meteorologischen Parameter wie Luftdruck, Temperatur und Niederschlag auf monatlicher Basis rekonstruiert worden sind. Dies erfordere den Einsatz spezieller statistischer Verfahren und stelle einen wesentlichen Teil des Projektes dar.
"Erst nach dem Abschluß der darauf aufbauenden Analysen wird man sich ein Bild davon machen können, welche atmosphärischen Prozesse Hochwasserereignisse und Trockenperioden begünstigt haben", sagt der Würzburger Geograph. Dann werde man auch die gegenwärtige Situation in einen langfristigen, historischen Kontext einordnen können. Ergänzend sollen die im Laufe der Geschichte dokumentierten Auswirkungen von Hochwasser oder Trockenperioden auf Mensch und Gesellschaft festgehalten und eingestuft werden - so reicht die Thematik des Verbundprojektes bis in die Sozialwissenschaften hinein.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Jucundus Jacobeit, T (0931) 888-5586, Fax (0931) 888-5544, E-Mail: geog044@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).