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02.12.2004 15:32

Vom Berufskolleg zur Fachhochschule Esslingen - Hochschule für Technik

Diplom-Übersetzerin (FH) Cornelia Mack Referat Kommunikation
Hochschule Esslingen

    Schon aus vielen Berufskollegschülern sind hervorragende Ingenieure geworden. Die ersten Semester sind für diese Schülergruppe jedoch eine hohe Hürde. Im Studium müssen sie sich dann mit Schülern, die im Gymnasium einen Mathematikleistungskurs belegten, messen und erhalten oftmals schlechtere Ergebnisse. Die Folge ist meist, das Studium abzubrechen. Um den Berufskollegschülern einen besseren Einstieg in ein technisches Studium zu ermöglichen, wurde das Pilotprojekt "Anwendungsorientierte Mathematik am Berufskolleg" ins Leben gerufen.

    Als erstes Gemeinschaftsprojekt finden seit Oktober 3 Kurse mit jeweils 30 Teilnehmern an der Friedrich-Ebert-Schule und der John-F.-Kennedy-Schule in Esslingen statt. Jede Gruppe wird von zwei Studierenden der FHTE betreut. Insgesamt dauert der Kurs 40 Unterrichtsstunden in 5 Blöcken mit jeweils 4 Stunden am Freitagnachmittag und 4 Stunden am Samstagvormittag.

    Torsten Proch und Benjamin Seidl besuchen das einjährige technische Berufskolleg an der Friedrich-Ebert-Schule. Beide wollen nach dem Berufskollegabschluss an der FHTE studieren und haben auch schon ganz konkrete Studienwünsche, die auf ihrer ersten Ausbildung aufbauen. Torsten Proch möchte Nachrichtentechnik studieren und nimmt diesen freiwilligen Zusatzkurs sehr gern in Kauf. "Der Mathekurs ist eine Supersache. Es werden Bereiche wiederholt, die mir im Unterricht noch nicht so ganz klar sind. Es bringt mir viel, weil ich meine Fragen von den Tutoren beantwortet bekomme. Und ich kann immer wieder nachfragen. Es ist genial." Benjamin Seidl pflichtet ihm bei. "In der Schule müssen wir den Stoff von 2 Jahren Gymnasium in 9 Monaten schaffen. Der Lehrer muss seinen Stoff schnell durchziehen. Hier habe ich die Möglichkeit, alles zu vertiefen. Ich möchte im Studium später mithalten können. Nach meinem Schulabschluss habe ich 3 Jahre Lehre gemacht, deshalb ist es mir wichtig, mich wieder fit in Mathe zu machen."

    Die Tutoren, FHTE-Studierende höherer Semester, wurden von FHTE-Prof. Dr. Harro Kümmerer, Organisator des Projekts, bewusst ausgewählt. Sie kommen selbst über den 2. Bildungsweg an die FHTE, meist aus dem Berufskolleg. Daniel Kuhn ist im 4. Semester im Studiengang Technische Betriebswirtschaft. Er selbst kennt die Probleme in Mathematik, denn er war in der gleichen Situation. "Ich finde es spannend und bereichernd, dass ich nun mein eigenes Lernfach ganz anders kennen lerne. Ich muss mir überlegen, wie ich den Stoff vermittle und aufbereite. Von Woche zu Woche werde ich sicherer. Die Schüler sind total motiviert."

    Die Idee zu einem Aufbaukurs "Anwendungsorientierte Mathematik am Berufskolleg" entstand auf einer Tagung im November 2003 in Rastatt zur Definition der Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule im Fach Mathematik. Das Curriculum zu diesen Kursen wurde von einer Arbeitsgruppe von Fachhochschulprofessoren und Berufskolleglehrern entwickelt. In diesen Aufbaukursen, die als freiwilliges Angebot am Berufskolleg stattfinden, und von Fachhochschulstudierenden höherer Semester betreut werden, sollen studierwillige Berufskollegschüler gezielt auf das Studium an einer Fachhochschule vorbereitet werden.

    Die Fachhochschulprofessoren und Berufskolleglehrer erhoffen sich von diesem Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Studierfähigkeit der Studienanfänger an Fachhochschulen, insbesondere zur Verbesserung der Chancen des zweiten Bildungswegs, zur Verbesserung der Studienbedingungen im Grundstudium durch homogenere Kenntnisse der Studienanfänger und zur Senkung der Abbrecherquoten.

    Im Schuljahr 2004/05 werden in einer Pilotrunde etwa 15 derartige Kurse als Gemeinschaftsprojekte von mehreren Fachhochschulen mit benachbarten Berufskollegs in Baden-Württemberg angeboten; nach der Evaluation im Frühsommer nächsten Jahres soll das Projekt im nächsten Schuljahr flächendeckend fortgeführt werden.

    Es ist ein Glück, dass sich in Esslingen engagierte Lehrer und Professoren zusammengefunden haben. "In anderen Städten funktioniert es noch nicht so gut", so Kümmerer. Ursula Staudt, Schulartbeauftragte am einjährigen Berufskolleg der Friedrich-Ebert-Schule, berichtete: "Wir hatten eine 100 % Quote bei der Anmeldung. Die Schüler wissen, je besser sie abschneiden, desto besser sind ihre Chancen bei der Bewerbung auf einen Studienplatz. Wir haben bisher keine negativen Stimmen gehört, im Gegenteil - am liebsten würden viele weitermachen." Auch Joachim Schmid-Schippert, Rektor der John-F.-Kennedy-Schule, ist überzeugt, dass dieses Projekt ein Erfolg wird. "Mathe ist immer noch ein Schreckensfach. Zu zeigen, dass Mathematik auch Spaß macht und verständlich gelehrt werden kann, ist eine Riesenaufgabe."

    Prof. Kümmerer freut sich über das große Interesse und die Begeisterung, die sowohl Tutoren als auch Schüler ausstrahlen. "Die Schüler sind auch bereit eine Durststrecke zu überwinden. Wenn wir nur einigen Schülern damit geholfen haben, so ist dies ein großer Gewinn. "Viele Preisträger der FHTE", so die Beobachtung von Harro Kümmerer, "sind über den 2. Bildungsweg an die FHTE gekommen."

    Weitere Informationen:
    Harro Kümmerer (Tel. 0711/397 34 00, harro.kuemmerer@fht-esslingen.de)


    Weitere Informationen:

    http://www.fht-esslingen.de


    Bilder

    Bildunterschrift: Auf die Unterrichtstechnik kommt es an: Mathematik kann auch Spaß machen. Benjamin Seidl (3. von links stehend) und Torsten Proch (4. von links sitzend) mit Tutor Elvir Büyükbayrak (2. von links).
    Bildunterschrift: Auf die Unterrichtstechnik kommt es an: Mathematik kann auch Spaß machen. Benjamin ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Maschinenbau, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Bildunterschrift: Auf die Unterrichtstechnik kommt es an: Mathematik kann auch Spaß machen. Benjamin Seidl (3. von links stehend) und Torsten Proch (4. von links sitzend) mit Tutor Elvir Büyükbayrak (2. von links).


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