In einer bundesweiten Befragung über die Lebens- und Arbeitssituation von Doktoranden bekommen Doktorväter schlechte Noten: Sie motivieren schlecht, bringen zu wenig Zeit für die Betreuung auf und kennen sich oftmals mit dem Promotionsthema nicht gut genug aus. Ermöglicht wurde die Befragung durch die Förderung der Claussen-Simon-Stiftung im Stifterverband.
Fast zwei Drittel der deutschen Doktoranden fühlen sich während ihrer Dissertation im Allgemeinen gut betreut und bereuen ihre Entscheidung zur Promotion nicht. Nur fünf Prozent sind mit ihrer Situation vollkommen unzufrieden. Gleichwohl gibt es eindeutig Verbesserungsbedarf, der Doktorvätern zu denken geben sollte. 30 Prozent der Doktoranden meinen, ihr Betreuer könne sie bei Problemen "nicht richtig motivieren" und gebe im Krisenfall nicht genug Feedback. Jeder fünfte Doktorand klagt, dass sich sein Professor zu wenig mit dem Promotionsthema auskennt.
Das ergab die Befragung "Zur Situation der Doktoranden in Deutschland" des Promovierenden-Netzwerkes Thesis, die von der Claussen-Simon-Stiftung im Stifterverband und vom Hochschulmagazin DUZ unterstützt wurde. "Trotz einiger vorliegender Teilstudien über die Karrierewege des wissenschaftlichen Nachwuchses kannte bislang kaum jemand die Situation der Betroffenen in ihrem gesamten Umfang", begründet Thesis-Vorsitzender Christopher Mues das Projekt.
Das interdisziplinäre Netzwerk für Promovierende und Promovierte "Thesis e.V." hat daher im Sommer 2004 die erste bundesweite Untersuchung über die Lebens- und Arbeitssituation der Doktoranden an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland durchgeführt. 18.000 Interessierte klickten den Fragebogen auf der Thesis-Homepage an, 10.000 füllten ihn aus. Schwerpunkte der Befragung: Die Betreuung und die Finanzierung des Promotionsvorhabens.
Jeder siebte Doktorand berichtet, während der gesamten Promotionsphase nicht vom offiziellen Doktorvater, sondern von einem Assistenten betreut zu werden. Immerhin über die Hälfte bestätigen, dass ihr jeweiliger Betreuer - egal, ob Assistent oder Professor - sich allgemein ausreichend Zeit für sie nimmt und für Fragen erreichbar ist. Allerdings empfinden etwa 25 Prozent, dass der Betreuer bei den Treffen "nicht gut vorbereitet ist". Die Mehrheit der Promovierenden wünscht sich inhaltliche Verbesserungen: eine stärkere Strukturierung der Promotionsphase mit studienbegleitenden Lehrveranstaltungen (54,6 Prozent) oder eine grundsätzliche Einbindung in ein Graduiertenkolleg (57,6 Prozent).
Grundsätzlich wichtig fanden alle Befragten eine "Verbesserung der wirtschaftlichen Absicherung". 75 Prozent wünschen sich eine gute sozialversicherungsrechtliche Absicherung und 80 Prozent halten eine Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten für Promovierte für wichtig. Knapp die Hälfte aller Doktoranden finanziert sich über eine Stelle an einer Uni oder Forschungseinrichtung. Wirtschaftswissenschaftler machen mit 60 Prozent den größten Anteil dieser Angestellten aus. Gut 20 Prozent der Doktoranden finanzieren sich über Drittmittelstellen, knapp 20 Prozent über Stipendien.
Die Ergebnisse der Befragung sind als Sonderbeilage der heute erscheinenden Ausgabe 10 der DUZ beigefügt. Im Internet kann die Sonderbeilage ab dem 03.12.2004 unter http://www.duz.de/docs/duz_special.html abgerufen werden.
Thesis
Thesis ist das internationale Netzwerk für den wissenschaftlichen Nachwuchs und alle, die promovieren wollen. Die Homepage bietet unter anderem ein Forum für Kontakte sowie Informationen rund um das Thema Promotion. Auch Veranstaltungstipps werden gegeben. Informationen zur Befragung: Ulrike Briede, Telefon: (0700) 843 747 04, E-Mail: befragung@thesis.de, www.thesis.de
Claussen-Simon-Stiftung
Die Claussen-Simon-Stiftung beschäftigt sich seit etlichen Jahren mit dem Thema "Promovieren in Deutschland". Viele Jahre vergab sie Promotionsstipendien, seit 2001 schreibt sie den bundesweit einmaligen "Preis für Mentorship" aus. Damit werden Wissenschaftler Hamburger Hochschulen ausgezeichnet, die sich als Doktorväter nach dem Urteil ihrer ehemaligen Doktoranden besonders hervorgetan haben. Die Doktorandenbefragung unterstützte die Stiftung mit rund 35.000 Euro.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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