Professor Peter Becker, Lehrstuhlinhaber für Molekularbiologie am Adolf-Butenandt-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, erhält den Förderpreis des Gottfried Wilhelm Leibniz-Programms der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG) 2005. Der Leibniz-Preis ist der wichtigste deutsche Forschungspreis. Er ist mit 1,55 Millionen Euro dotiert. "Seine Forschungsergebnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der Genaktivitäten bei der Entstehung von Krebs oder der embryonalen Entwicklung", so die Begründung der Jury.
Professor Becker ist 1958 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Biologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Die Arbeiten zu seiner Dissertation am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hatten die sensitive Detektion von Protein/DNA-Interaktionen an Transkriptionspromotoren (also in bestimmten DNA-Abschnitten) in lebenden Zellen zum Inhalt. Mit Erstautor-Publikationen in "Cell" und "Nature" wurde er schon nach kurzer Zeit experimenteller Arbeit promoviert. Für seine Arbeiten wurde er mit dem Promotionspreis der Gesellschaft für Molekularbiologie sowie mit dem Richtzenhain Preis für Krebsforschung ausgezeichnet.
Auch als Postdoc blieb er den Mechanismen auf der Spur, die den in Zellkernen gefundenen Phänomenen zugrunde liegen. Er entwickelte als DFG-Stipendiat in der Arbeitsgruppe von Dr. Carl Wu am National Institutes of Health (NIH, USA) ein zellfreies System zur Rekonstitution von physiologischen Chromatinstrukturen "in vitro" (Chromatin ist eine komplexe Organisationsform der DNA im Zellkern). Nach dreijährigem Postdoctorat am NIH erhielt er eine Stelle als Gruppenleiter im Genexpressionsprogramm am European Molecular Biology Laboratory (EMBL, Heidelberg). Im Jahr 1999 erhielt er den Ruf auf eine C4-Professur für Molekularbiologie an die LMU. Er zählt heute international zu den führenden Wissenschaftlern in seinem Gebiet. Professor Becker wurde im Jahr 2000 zum Mitglied der European Molecular Biology Organisation (EMBO) gewählt. Über seine Lehr- und Forschungstätigkeit hinaus ist er vielseitig als Herausgeber, Gutachter und Sprecher/Koordinator von nationalen und internationalen Forschungsnetzwerken aktiv.
Professor Becker ist Sprecher des 2002 eingerichteten Sonderforschungsbereichs Transregio 5 "Chromatin: Aufbau und Vererbung von Struktur und Genaktivität", der an der LMU und der Universität Heidelberg angesiedelt ist. Die Wissenschaftler untersuchen auf molekularer Ebene, wie das Chromatin die Aktivität von Genen reguliert. Die wichtige Frage, wie eukaryontische Genome einerseits dicht verpackt im Chromatin vorliegen und dennoch DNA nach Bedarf gegenüber bindenden Proteinfaktoren zugänglich gemacht werden können, wenn wichtige Prozesse wie die Transkription von Genen oder die Reparatur von DNA Schäden es erfordern, zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeiten von Professor Becker.
Ein neueres Arbeitsgebiet von Professor Becker befasst sich mit einem anderen Aspekt der regulierten Genexpression durch dynamische Veränderungen der Chromatinstruktur im Rahmen der Dosis Kompensation bei Drosophila (Taufliege). Dieser Prozess beinhaltet Änderungen der Chromatinstruktur des männlichen X-Chromosoms, die eine zweifach erhöhte Transkription, eine Abschrift der meisten Gene auf diesem Chromosom zur Folge haben.
Die Komplexität der Regulation von Genaktivität im Kontext der physiologischen Verpackung im Zellkern stellt eine wissenschaftliche Herausforderung dar. Nur ein interdisziplinärer Forschungsansatz unter Einsatz von Methoden aus den Bereichen Biochemie, Molekularbiologie, Zellbiologie und Genetik, wie er im Labor von Professor Becker verfolgt wird, erlaubt neue Erkenntnisse. Als Molekularbiologe interessieren ihn dabei insbesondere die molekularen Mechanismen, die dieser Regulation zugrunde liegen.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter B. Becker
Adolf-Butenandt-Institut
- Molekularbiologie -
Schillerstr. 44
80336 München
Tel: 089 / 2180 75-427
Fax: 089 / 2180 75-425
pbecker@med.uni-muenchen.de
http://molekularbiologie.web.med.uni-muenchen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Personalia
Deutsch
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