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03.12.2004 13:40

Exzellenz made in Bochum: Erste Absolventen verlassen RUB-Graduate School

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Sie erforschen die Informationsverarbeitung im Gehirn und dessen Plastizität, die Grundlagen des Lernens oder die Regeneration von Nervenzellen: die Doktoranden des ersten Jahrgangs der International Graduate School of Neuroscience (IGSN) der RUB. Heute erhielten sie ihre Zeugnisse aus den Händen von NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft. Bereits nach drei Jahren sind die sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier Ländern im Ziel und haben erfolgreich ihre Doktorarbeiten geschrieben.

    Bochum, 03.12.2004
    Nr. 374

    Exzellenz made in Bochum
    Erste Absolventen verlassen RUB-Graduate School
    Feierlicher "Graduation Day" mit Ministerin Kraft

    Sie erforschen die Informationsverarbeitung im Gehirn und dessen Plastizität, die Grundlagen des Lernens oder die Regeneration von Nervenzellen: die Doktoranden des ersten Jahrgangs der International Graduate School of Neuroscience (IGSN) der RUB. Heute erhielten sie ihre Zeugnisse aus den Händen von NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft. Bereits nach drei Jahren sind die sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier Ländern im Ziel und haben erfolgreich ihre Doktorarbeiten geschrieben. Sie tragen nun die Marke "Exzellenz made in Bochum" in alle Welt.

    Kürzere Promotionszeiten

    Verabschiedet wurden die ersten Absolventen der IGSN mit einem feierlichen Graduation Day in der Ruhr-Universität. Im Oktober 2001 gegründet, ist die IGSN eine von sieben Graduate Schools an nordrhein-westfälischen Universitäten, die das Ministerium für Wissenschaft und Forschung (MWF) des Landes finanziell fördert. "Seit die Erfolgsgeschichte der International Graduate Schools in Nordrhein-Westfalen vor drei Jahren begann, haben wir unsere in Deutschland inzwischen anerkannte Vorreiterrolle in der Neustrukturierung der Doktorandenausbildung konsequent weiter ausgebaut", sagte Kraft. Die Ministerin verwies darauf, dass die Promotionszeit von drei Jahren deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (4,6 Jahre) und der durchschnittlichen Promotionszeit in den USA (5,5 Jahre) liege.

    Ein Musterbeispiel fachübergreifender Forschung

    "Die IGSN ist ein Musterbeispiel für fach- und fakultätsübergreifende Forschung", sagte Prof. Dr.-Ing. Gerhard Wagner, Rektor der RUB, auf der Absolventenfeier. "Die Graduate School ermöglicht dem besten Nachwuchs eine Ausbildung, die sich auf internationalem Spitzenniveau bewegt." Als "offene Fakultät" eröffne die IGSN ihren Doktoranden ein breites Forschungsfeld: Neurowissenschaften von den Molekülen bis zur Kognition. Die Fakultäten für Biologie, Chemie, Medizin und Psychologie sowie das Institut für Neuroinformatik tragen die IGSN, die den Titel "PhD in Neuroscience" verleiht. Die Absolventen des ersten Jahrgangs sind Anna Abraham (Indien), Daniel Jokisch (Deutschland), Beatrice Pöschel (D), Patrick Ragert (D), Igor Riecansky (Slowakei), Katharine Striedinger (Kolumbien) und Svenja Weickert (D).

    Forschungsbeispiele: Bewegungswahrnehmung neuropsychologisch ...

    Daniel Jokisch und Igor Riecansky untersuchten je verschiedene Aspekte, wie der Mensch Bewegung wahrnimmt. Jokisch erforschte die neuropsychologischen Grundlagen der Wahrnehmungsleistung. Er konnte zeigen, in welchen Schritten unser Gehirn menschliche Bewegungsmuster verarbeitet und welche Hirnareale in diese Verarbeitungsschritte eingebunden sind. Die Ergebnisse der Arbeit deuten darauf hin, dass bei der Beobachtung von Bewegungsmustern nicht nur das visuelle System eine Rolle spielt, sondern auch das System, das unsere eigenen Bewegungen kontrolliert. Daniel Jokisch gewann bereits für seine herausragende Diplomarbeit zu diesem Thema den Posterpreis 2001 der Tübinger Wahrnehmungskonferenz.

    ... und über Farbreize

    Igor Riecansky war der erste Absolvent der IGSN: Bereits im Sommer 2004 hatte er sein Promotionsstudium erfolgreich abgeschlossen. Riecansky untersuchte die Informationsverarbeitung im visuellen Großhirn (Kortex), insbesondere die Verarbeitung von Bewegungsreizen, die ausschließlich über Farben definiert sind und nicht über Helligkeitskontraste. Der Forscher fokussierte seine Untersuchungen auf ein bestimmtes Hirnareal (MT), von dem bislang vermutet wurde, dass es bei der Kodierung von Bewegung eine zentrale Rolle spielt: Für Farbbewegungsreize ließ sich dies jedoch nicht nachweisen, das Areal antwortet nicht auf diese speziellen Reize. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es neben dem so genannten Bewegungsareal MT noch andere Hirnregionen geben muss, die bei der Bewegungswahrnehmung aktiv werden.

    Training und Gehirn

    Aus neurophysiologischer Perspektive ergründete Patrick Ragert, wie unser Wahrnehmungssystem lernt ("perzeptuelles Lernen") und welche Auswirkungen dies auf das Gehirn hat. Das "erwachsene" Gehirn ist kein starres Konstrukt, sondern kann sich durch äußere Reize und Einflüsse permanent verändern. Ragert verglich mit Probanden den Unterschied zwischen aktivem Training und "Fehlen von Training" - sowohl in Labor- wie auch in Alltagssituationen. Das zentrale Ergebnis seiner Wahrnehmungsexperimente: Eine bessere, trainierte Wahrnehmungsleistung auf taktiler Ebene geht einher mit einer Vergrößerung des assoziierten Hirnareals - dies gilt sowohl für Training unter natürlichen Bedingungen wie für "künstliches Training" (hier: durch simultan appilizierte Reizmuster, zum Beispiel mit der taktilen Zwei-Punkt-Diskrimination). Für seine Forschungsergebnisse erhielt Ragert bereits mehrere Posterpreise, unter anderem den Posterpreis der Tagung NeuroVisionen NRW 2003 in Düsseldorf.

    Gegen den Nervenzelltod

    Von der Wahrnehmung komplexer Bewegungen bis zum Molekül auf der Zellebene: Dieses Spektrum decken die Doktoranden der IGSN ab. Die Absolventin Katharine Striedinger untersuchte in ihrer Dissertation die Degeneration, Narbenbildung und Regeneration von Nervenzellen der Netzhaut (Retina) nach einer Verletzung (hier: durch Laser verursacht). In Experimenten mit Mäusen erforschte sie die Rolle bestimmter elektrischer Synapsen (Gap Junctions) bei dieser Schädigung und den Effekt von transplantierten Stammzellen zur Regeneration. Ihre Forschungsergebnisse liefern einen entscheidenden Beitrag, um langfristig Therapien zu entwickeln, die den Nervenzelltod zum Beispiel nach einem Schlaganfall vermeiden. Sie dienen auch dazu, Schädigungen des angrenzenden Nervensystems bei gehirnchirurgischen Eingriffen (z. B. Hirntumor) zu reduzieren.

    Weitere Informationen

    Dr. Tobias Niemann, Koordinator der IGSN, Tel. 0234/32-26682, E-Mail: tobias.niemann@igsn.rub.de, Internet: http://www.rub.de/igsn


    Weitere Informationen:

    http://www.rub.de/igsn


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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