PM 160/2004
Seien Sie herzlich zum Vortrag "Krieg, Psychiatrie und Politik" von Hans-Georg Hofer am Mittwoch, dem 8. Dezember 2004, um 19 Uhr c.t., Hörsaal 12, Historisches Institut, Domstraße 9a, eingeladen.
1920 veröffentlichte der Freiburger Psychiater Alfred Hoche (1865-1943) zusammen mit dem Leipziger Juristen Karl Binding eine Schrift, die ob der Radikalität ihrer Forderung großes Aufsehen erregte: die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form. Die psychiatriehistorische Forschung sah in Hoche bislang einen Schrittmacher zur Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus, der mit dieser Schrift der NS-"Euthanasie" den Weg gewiesen habe. Der Vortrag analysiert, inwieweit diese Deutung für das Verständnis der Vorgeschichte der NS-Psychiatrie Erklärungskraft besitzt und doch - für sich allein genommen - zu kurz greift. Denn gerade das Beispiel Hoches zeigt, daß es auf die Frage von Kontinuität und Zäsur in der Geschichte der Psychiatrie des 20. Jahrhunderts keine einfache Antwort gibt. Hoches psychiatrisches und politisches Denken, seine Problemwahrnehmungen und radikalen Handlungspräferenzen von 1920 sind nicht nur in nachträglicher Perspektive, sondern auch in ihrer spezifischen Zeitbedingtheit und somit im historischen Umfeld des Ersten Weltkriegs zu diskutieren.
Für weitere Informationen stehen zur Verfügung
Priv.-Doz. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Institut für Geschichte der
Medizin, Walther-Rathenau-Straße 48, Telefon 03834?865780,
geschmed@uni-greifswald.de
Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann, Historisches Institut, Domstraße 9a,
Telefon 03834-863328, stamm@uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
Deutsch
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