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07.12.2004 15:44

Sozialpsychiatrie: Bremer Psychologe erhält Forschungspreis 2004

Angelika Rockel Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Wie verarbeiten psychische Patienten ihre Krankheit? Diese Frage ist Mittelpunkt der Bremer Dissertation von Dr. Hardy Gutknecht. Die Kernaussage der Forschungsarbeit: Krankheitsverarbeitung ist ein komplexes Geschehen, welches eine patientenorientierte Haltung beim Behandler erfordert. Dafür ist der Bremer Psychologe jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie mit dem Forschungspreis 2004 ausgezeichnet worden.

    Für die wissenschaftlich fundierte Erkenntnis, die Patienten-Perspektive zu stärken, ist der Bremer Psychologe Hardy Gutknecht jetzt von der Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie mit dem Forschungspreis 2004 ausgezeichnet worden. Die Arbeit auf dem Gebiet der Sozialpsychiatrie erfüllt nach dem Urteil der wissenschaftlichen Jury in hervorragender Weise die Vergabe-Kriterien: Relevanz für die Versorgung psychisch Kranker, innovativer Charakter und hoher methodischer Standard. Die Dissertation schrieb Dr. Hardy Gutknecht im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen bei den Professoren Annelie Keil und Peter Kruckenberg.

    Bislang wurde die Verarbeitung psychischer Erkrankungen von der Forschung nahezu ausgespart. Die persönliche Art der Krankheitsbewältigung, Annahmen zur Verursachung der Erkrankung und die emotionalen Reaktionen auf die Erkrankung und ihre Behandlung sind aber stets Themen in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung, gerade auch bei fehlender oder ambivalenter Therapiemotivation und unbefriedigenden Behandlungsergebnissen. Bei der Studie wurden Patienten einer Tagesklinik mehrfach im Verlaufe der Therapie befragt: Welche Krankheitsursachen sehen Sie selbst? Wie kommen Sie mit der Krankheit zurecht? Wie reagieren Sie emotional auf die Erkrankung? Auch die Meinungen der Behandler wurde eingeholt, die mit den Äußerungen der Patienten zum Teil differierten. Während der gesamten Behandlung sahen die Patienten die Ursachen ihrer Erkrankung am ausgeprägtesten in psychosozialen Faktoren. Die vielfältigen als hilfreich erlebten Krankheitsverarbeitungsmodi waren dynamischer, die Emotionen bezogen auf die Erkrankung weniger belastend und bezogen auf die tagesklinische Behandlung positiver als die Behandler meinten.

    Die Untersuchung von Gutknecht belegt auch: Allein das den Patienten entgegengebrachte Interesse an ihrer individuellen Verarbeitung bezeugt Wertschätzung, Respekt und Kompetenz, so dass das Selbstvertrauen der Patienten gestärkt wird. Das heißt für die Praxis: Die gemeinsame Auseinandersetzung von Patient und Behandler mit der subjektiven Bewertung der eigenen Krankheit sollte zum Behandlungsstandard gehören. Denn sie sorgt für eine tragfähige therapeutischen Beziehung und ist ein guter Ausgangspunkt für die Therapieplanung.

    Außerdem werden durch die Untersuchung wichtige Charakteristika der tagesklinischen Behandlung abgebildet und der Nachweis für erfolgreiche Veränderungen durch die tagesklinische Therapie erbracht. Die Untersuchung ist somit auch ein Beitrag zur Prozess- und Ergebnisforschung. Die Untersuchungsergebnisse sind auch in einem Buch nachlesbar: Hardy Gutknecht, Wie Psychiatriepatienten ihre Krankheit verarbeiten, Psychiatrie-Verlag.

    Weitere Informationen:

    Universität Bremen
    Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften
    Dr. Hardy Gutknecht
    Tel. 0421/342530


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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