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08.12.2004 10:31

Adolf Muschg: Gibt es eine europäische Identität, und ist sie wünschbar? Vom Umgang mit Grenzen

Sabine Rehorst Pressestelle
Kulturwissenschaftliches Institut

    Adolf Muschg, Redner der Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte 2004/2005, diskutiert in seinem öffentlichen Vortrag am 14. Dezember 2004 um 18.00 Uhr im Aalto-Theater Essen, ob eine bescheidene Identität Europas denkbar ist, die sich mit der europäischen Idee verträgt und die sich einschränken lässt, ohne auf ihre normative Kraft zu verzichten.

    Leben ist - schon auf seiner elementarsten Ebene - eine Frage des Gleichgewichts zwischen Abgrenzung und Austausch. Für ein komplexes Gebilde wie Europa ist "europäische Identität" schon im Ansatz ein fragwürdiges Postulat, denn gerade Europa hat immer die Anderen und das Andere gebraucht, um "zu sich selbst" zu kommen. Darum ist die "Festung Europa" für die Zukunft des Erdteils ebenso problematisch wie ein Europa, das seine Grenzen nicht mehr kennt.

    Adolf Muschg, Schriftsteller und Präsident der Berliner Akademie der Künste, widmet sich in insgesamt drei öffentlichen Vorträgen der Beantwortung der Frage "Was ist europäisch?" und geht dabei insbesondere auf die Situation Europas im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund seiner historischen Entstehung und Veränderung ein. Besonderes Augenmerk richtet Muschg auf die Diskussion, ob es eine europäische Identität geben kann und soll und wie sich diese bestimmen ließe. Wofür und wogegen sich Europa bildet, betrachtet der Referent als keine nur pragmatische Frage, sondern als eine Frage der gemeinschaftsbildenden Glaubwürdigkeit. Europa werde seine Differenz zu einem ökonomisch dominierten Verständnis von Globalisierung zu entwickeln und zu behaupten haben, wenn es seiner eigenen Geschichte und deren Lektionen treu bleiben wolle.

    Das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen veranstaltet in diesem Winter zum fünften Mal die Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe werden bedeutende Wissenschaftler und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte jeweils für ein Semester an das Institut eingeladen, um in öffentlichen Vorträgen einen Überblick über zentrale Themen ihres Lebenswerks zu geben. In den letzten Jahren waren Neville Alexander, Christian Meier, Ralf Dahrendorf und Jutta Limbach im Rahmen der Vorlesungen in Essen zu Gast. Ihre Vorträge stießen auf nachhaltiges Interesse in Presse und Öffentlichkeit.

    Die Vorlesungen werden von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert.

    Die diesjährigen Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte wurden am 16. November durch Prof. Dr. Adolf Muschg, Prof. Dr. Berthold Beitz, Kuratoriumsvorsitzender der Krupp-Stiftung und Gastgeber der Eröffnungsveranstaltung, sowie Prof. Dr. Jörn Rüsen, Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts in der Villa Hügel vor geladenen Gästen feierlich eröffnet.

    Der erste öffentliche Vortrag von Adolf Muschg "Europa - der geteilte Erdteil" fand am Dienstag, 30. November 2004 um 18.00 Uhr im Europahaus in Essen statt.

    Adolf Muschg wurde 1934 in Zollikon (Schweiz) geboren. Nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Psychologie, das er mit einer Dissertation über Ernst Barlach abschließt, arbeitet er zunächst als Lehrer, ab 1970 dann als Professor für Deutsche Sprache und Literatur in Zürich. Seit 2003 ist er Präsident der Berliner Akademie der Künste. Nach einem Japanaufenthalt erscheint 1965 sein erster, von der Kritik viel beachteter Roman Im Sommer des Hasen. Es folgen zahlreiche literarische und essayistische Publikationen, für die Adolf Muschg vielfach ausgezeichnet wird, u. a. mit dem Hermann Hesse-Preis (1974), dem Georg-Büchner-Preis (1994), dem Internationalen Vilenica-Literaturpreis (1995), dem Grimmelshausen-Preis (2001) und dem Deutschen Verdienstorden für seine überragenden Verdienste um die deutsche Nachkriegsliteratur (2004). Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit hat sich Adolf Muschg auch immer wieder zu tagespolitischen Ereignissen zu Wort gemeldet und dabei die besondere Rolle der Schweiz innerhalb Europas und der Welt kritisch beleuchtet. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen Albissers Grund (1974), Literatur als Therapie (1981), Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzival (1993), Wenn Auschwitz in der Schweiz liegt: fünf Reden eines Schweizers an seine und keine Nation (1997), Sutters Glück (2002) und Der Schein trügt nicht. Über Goethe (2004).

    Die Termine der Vorlesungen von Adolf Muschg in der Übersicht:

    Adolf Muschg, Was ist europäisch?

    Europa - der geteilte Erdteil (erster Vortrag)
    Dienstag, 30. November 2004, 18:00 Uhr
    Ort: Europahaus, Kennedyplatz 7, 45127 Essen

    Gibt es eine europäische Identität, und ist sie wünschbar?
    Vom Umgang mit Grenzen (zweiter Vortrag)
    Dienstag, 14. Dezember 2004, 18:00 Uhr
    Ort: Aalto-Theater (Foyer), Opernplatz 10, 45128 Essen

    Bundesstaat Europa.
    Zwischen föderalistischem Pragmatismus und kosmopolitischer Utopie (dritter Vortrag)
    Dienstag, 8. Februar 2005, 18:00 Uhr
    Ort: Museumszentrum (Karl-Ernst-Osthaus-Saal), Goethestraße 41, 45128 Essen

    Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.kwi-nrw.de oder unter den Telefonnummern 0201/7204-152 oder 0201/7204-160.

    Die Vorlesungen von Adolf Muschg werden im kommenden Herbst als Buch veröffentlicht (C.H. Beck Verlag, München).


    Weitere Informationen:

    http://www.kwi-nrw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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