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10.12.2004 12:08

Ersatzbrennstoffe - vom Abfall zum Podukt -19. Treffen des Netzwerks innovative Kreislauftechnologien - NiK

Dipl.-Ing. Stefan Schmidt Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

    Ersatzbrennstoffe, kurz EBS, liegen zurzeit voll im Trend. Dies aus gutem Grund, denn zum einen dienen sie nach Vorgabe des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes sowie der TA Siedlungsabfall als heizwertreiche Fraktion zur energetischen Verwertung. Zum anderen substituieren sie teure Regelbrennstoffe, und dies nicht nur in energieintensiven Branchen. Aus diesem Grund griff das 19. Treffen des Netzwerks innovative Kreislauftechnologien dieses Thema auf. Informative Fachvorträge gaben Auskunft über politische Zielsetzungen und stoffstromspezifische Lösungen. Ferner standen allgemeinen Anforderungen an Ersatzbrennstoffe, Einsatzmöglichkeiten sowie Antworten auf logistische Fragestellungen im Mittelpunkt der Tagung.

    Eröffnet wurde die Vorabendveranstaltung von Henrik Hauser, Leiter der Abteilung Entsorgungslogistik am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund, der die Entwicklung des Marktes für Ersatzbrennstoffe EBS skizzierte. Prof. Dr. Klaus Wiemer von der Universität Kassel griff im anschließenden Festvortrag diese Entwicklung auf. Er spannte dabei einen Bogen von den Anfängen der EBS-Nutzung über die Gegenwart bis in die Zukunft der Abfallwirtschaft. Dazu führte er Projektbeispiele u. a. aus China und Marokko an. Sein Fazit lautete Trotz des technischen Fortschritts, den sich die deutsche Abfallwirtschaft in der Welt erarbeitet habe, ein erfolgreicher Export nur bei genauer Prüfung der Randbedingungen erfolgen könne.
    Am Folgetag wurden die Teilnehmer von Staatssekretär Dr. Harald Friedrich vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz MUNLV NRW begrüßt, der sich mit einführenden Worten an das Auditorium richtete.
    Im Anschluss daran stellte Frau Gudrun Both, ebenfalls MUNLV, den Leitfaden zur energetischen Verwertung von Abfällen in Zement-, Kalk-, und Kraftwerken von Nordrhein-Westfalen vor. Die anschließende Debatte mit den Teilnehmern der Veranstaltung verdeutlichte, dass trotz des langen Entwicklungszeitraumes immer noch umfangreicher Diskussionsbedarf zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die marktgerechte Umsetzung der politischen Ziele besteht.
    Dr. Edgar Korte von der Pretherm GmbH referierte im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft DGAW. Er zeigte in seinem Vortrag den Stand der energetischen Verwertung von Abfällen auf. Seine grundsätzlichen Überlegungen, vorgetragen unter dem Titel "Von der Illusion zur Realität", befassten sich mit "dem Ende von fünf Illusionen in der Abfallwirtschaft". Hierzu zählt, so Dr. Korte, dass die Ziele der TA Siedlungsabfall Bestand haben, dass die Aufbereitungsanlagen alleine keine Entsorgungsprobleme lösen, dass die energetische Verwertung nicht die Entsorgung finanziert, Ersatzbrennstoffe sich nicht in Low-Cost Anlagen herstellen lassen und sowohl gewerbliche als auch kommunale Entsorgung betroffen sind.
    Dr. Ingo Sartorius vom Verband Kunststofferzeugende Industrien VKE bzw. Plastics Europe verdeutlichte die Bedeutung der energetischen Verwertung für Kunststoffabfälle. Er zeigte anhand von Ökobilanzen die unterschiedlichen Verwertungswege für den Ersatzbrennstoff Kunststoff auf und stellt die Vorgaben von bestimmten Verfahren durch die Politik in Frage. "Sinnvoller", so Dr. Sartorius, "sei die Regelung durch Markmechanismen".
    Christine Sturm von der Harpen AG stellte die Thematik der Ersatzbrennstoffe aus der Sicht eines Kraftwerksbetreibers dar. Gleichzeitig verdeutlichte sie anhand von Wirtschaftlichkeitsanalysen, welchen Einfluss Marktpreisänderungen bei den Roh- und Ersatzbrennstoffen für die Bewertung von Investitionskosten haben. Ihr Standpunkt: "1 €/t weniger EBS-Vergütung belastet die Wirtschaftlichkeit einer Anlage in der Größenordnung von 1 Mio. € im Bezug auf Mehrinvestitionen". Sie fordert daher langfristige EBS-Lieferverträge mit fester Vergütung, damit der Kraftwerksbetreiber diese Investition tätigen könne.
    Dr. Hubert Seier präsentierte die Sammlung, Aufbereitung und Verwertung von Biomassen und Sekundärrohstoffen des NiK-Mitglieds Entsorgung Dortmund GmbH, kurz EDG. Er ging dabei im Speziellen auf die Entwicklung der Altholzsammlung und -aufbereitung im Raum Dortmund ein und stellte das Biomassepotential dieser Fraktion dar. Ferner veranschaulichte er die Abhängigkeit der Sortier- und Aufbereitungstechnik von den Marktbedürfnissen, die einem Entsorger von außen vorgeben würden.
    Zum Abschluss der Veranstaltung berichtete Dr. Erwin Schmidl von der Firma Readymix Westzement GmbH über die Mitverbrennung von hochkalorischen Sekundärbrennstoffen in der Zementindustrie. Dabei standen technische Probleme im Vordergrund, die sich durch den Einsatz von Ersatzbrennstoffen ergäben. Dennoch sei die deutsche Zementindustrie führend, was die Verwertung von EBS angeht. "Allerdings", so Dr. Schmidl, "besteht auf europäischer Ebene noch ein großes Potenzial".
    Das 19. Netzwerktreffen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Uwe Clausen, Leiter des Fraunhofer IML, sowie Dr. Peter Meyer und Gerald Ebel aus der Abteilung Entsorgungslogistik, verdeutlichte, so die Teilnehmer unisono, die Möglichkeiten des Einsatzes von EBS. Es machte dabei gleichzeitig die Schwierigkeiten des Einsatzes dieses alternativen Brennstoffes deutlich. Es bot somit eine interessante Mischung aus Fachvorträgen und angeregten Diskussionen.
    Die Veranstaltungsreihe wird am 15. und 16. März 2005 mit einem Treffen zum Thema "Logistik in der Abfallwirtschaft - Entwicklungen, Trends, Tendenzen" fortgesetzt.(RFN)
    Ansprechpartner
    Dr.-Ing. Peter Meyer
    Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML
    Bereich Logistik, Verkehr und Umwelt
    Telefon: +49 (0) 231 / 97 43 - 2 38
    Telefax: +49 (0) 231 / 97 43 - 4 51
    Email: krw-netzwerk@iml.fhg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.krw-netzwerk.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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