Tuebingen, 24.10.1995
EINLADUNG
Netzhautchip als Sehprothese
Neues Verbundprojekt Tuebingen-Reutlingen-Stuttgart
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Bundesministerium fuer Bildung, Forschung, Wissenschaft und Technologie hat soeben ein neues grosses Verbundvorhaben fuer die Entwicklung von Mikrochips bewilligt, die in die Netzhaut von blinden und sehbehinderten Menschen implantiert werden sollen. Dieses ist einer von zwei gefoerderten Verbundvorhaben zur Entwicklung von mikrotechnisch hergestellten Sehprothesen. Fuer vier Jahre stehen der Universitaetsaugenklinik Tuebingen (UAK), dem Naturwissenschaftlich-Medizi-nischen Institut in Reutlingen (NMI ), dem Institut fuer Mikroelektronik in Stuttgart (IMS) und dem Institut fuer Physikalische Elektronik der Universitaet Stuttgart (IPE) 8,1 Mio. DM zur Verfuegung. Die Koordinierung liegt bei der Universitaetsaugenklinik Tuebingen und deren Geschaeftsfueh renden AErztlichen Direktor Prof. Dr. Eberhart Zrenner.
Die Implantate sollen konstruiert, getestet und zur Anwendungsreife fortentwickelt werden, mit dem Ziel, sie blinden und stark sehbehinderten Menschen unter die Netzhaut einpflanzen zu koennen. Im Gegensatz zu bisherigen Ansaetzen, bei denen die Bildaufna hme ausserhalb des Koerpers mit einer Kamera erfolgt und die Sehinformation auf einen Netzhautchip uebertragen werden soll, sollen in diesem neuen Projekt viele Tausende von miniaturisierten Photodioden und Elektroden direkt unter die Netzhaut eingepflanzt werden und dadurch die natuerlichen lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut ersetzen. Nach Lichteinfall stimulieren die eingepflanzten Mikrophotod ioden die im Auge noch verbliebenen intakten nachgeschalteten Nervenzellen und koennen damit - wie in Vorversuchen an Kaninchen von amerikanischen Wissenschaftlern gezeigt - wieder visuelle Erregung in der Sehrinde erzeugen. Die AErzte und Wissenschaftler hoffen, damit Patienten mit der erblichen Netzhautdegeneration Retinitis Pigmentosa, aber auch mit den millionenfach in Europa vorkommenden altersbedingten Netzhautdegenerationen eines Tages helfen zu koennen. Nach Abschluss des Projekts sollen Prototype n des Chips fuer den moeglichen Einsatz beim Menschen zur Verfuegung stehen. Allerdings sind bis dahin noch viele, zum Teil noch nicht genau absehbare Probleme zu loesen.
Um Ihnen das Projekt vorzustellen, lade ich Sie sehr herzlich zu einem Pressegespraech mit den beteiligten wissenschaftlichen Leitern ein, das am
Donnerstag, dem 02. November, 10.00 Uhr, im Sitzungssaal 02, Alte Botanik, Wilhelm- str. 5
stattfinden wird.
Mit freundlichen Gruessen
(Michael Seifert)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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