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03.03.1999 11:44

Stonewashed Jeans ohne Steine und Bleichen ohne "Chlor":

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    TU Dresden auf der Terra Tec, die Umweltmesse in Leipzig
    (2. bis 5. März 1999):
    Enzyme bleichen umweltverträglich

    Tief dunkelblau dürfen die guten alten Blue Jeans schon lange nicht mehr aussehen. Mega-In sind bei den Jugendlichen die ausgeblichenen Denimhosen - direkt aus dem Kaufhausregal. Steine in der Waschmaschine und aggressive Bleichmittel entfärben in den Jeans-Fabriken die Indigoblau gefärbten Hosen. Übrig bleiben dabei eine nicht unbeträchtlichen Menge an gefärbten Steinen und anderer chemischer Müll - eben Sondermüll, der teuer entsorgt werden muß.

    Das Sondermüllproblem können sogenannte enzymatische Behandlungen lösen. Enzyme (Eiweißverbindungen), die den Farbstoff Indigo entfärben, arbeiten so, daß keine größere Mengen an festem Sonderabfall anfallen. Professor Karl-Heinz van Pée vom Institut für Biochemie an der Technischen Universität Dresden und seine Arbeitsgruppe haben sich auf die Suche nach solchen kleinen Enzymen gemacht, die durch die Stoffasern hindurchdringen und auch waschfest sind. Auf der Leipziger Umweltmesse Terra Tec stellt der Dresdner Wissenschaftler vom 2. bis 5. März 1999 (Halle 3, Stand A01) sein Ergebnis vor: die Eiweißstoffe Perioxidase.

    "Eine gezielte Suche nach geeigneten Enzymen fängt mit dem Sammeln von Bodenproben an", schildert Professor Karl-Heinz van Pée seine Forschungen, "darin verstecken sich vielleicht Bakterien, die die gewünschten Enzyme produzieren." Diese Bakterien müssen von den anderen in der Bodenprobe enthaltenen abgetrennt und für die Enzymproduktion gezüchtet werden.
    Isoliert haben die Dresdner Wissenschaftler eine Peroxidase, die sehr viel kleiner als alle bisher bekannten Peroxidasen ist und auch für ein Eiweiß äußerst ungewöhnliche Eigenschaften zeigt. Sie kann gekocht werden, ist stabil gegenüber starken Basen und kann zudem viele Farbstoffe, darunter auch den Jeans-Farbstoff Indigo, entfärben. Vorstellbar ist auch, mit diesem Enzym andere farbige Abwässer der Textilindustrie zu reinigen. Dieses Beispiel zeigt, daß die Natur noch viele hilfreiche und umweltverträgliche Entdeckungen aufzuweisen hat, die in der Umwelttechnik und im -schutz eingesetzt werden können.

    Ein weiteres Beispiel der Arbeitsgruppe von Professor van Pée ist die umweltschonende Bildung chlorierter und bromierter organischer Verbindungen.
    In der Chemie wird in der Regel freies Chlor für die Synthese chlorierter Substanzen verwendet. Durch Nebenreaktion entstehen unerwünschte und oft giftige chlorhaltige Verbindungen, deren Entsorgung große Probleme bereitet und eventuell sogar zur Bildung von Dioxinen führen kann. Die Natur kann aber auch chlorieren und tut dies sogar sehr oft, allerdings viel schonender als der Chemiker: Ausgangsstoff für das in der Natur vorkommende Chlorieren ist einfaches Kochsalz, daß das Chloridion spezifisch und selektiv in organische Moleküle einbaut. So entstehen zum Beispiel so wichtige Antibiotika wie Vancomycin und Chlortetracyclin. Enzyme, die Chloridionen einbauen können, wurden jüngst in Bakterien entdeckt und sollen nun für die umweltschonende Bildung von hochwertigen Chemikalien, wie etwa Pharmaceutika und anderer Wirkstoffe eingesetzt werden.

    Professor van Pée: "Unser Ziel ist es, das natürliche Potential an Enzymen für weitere umweltschonende Reaktionen nutzbar zu machen. Folgen Sie unserem Motto: Wer sucht der findet - wir helfen Ihnen!"

    Weitere Informationen: TU Dresden, Institut für Biochemie,
    Professor Karl-Heinz van Pée, Telefon (03 51) 4 63-44 94 , Fax (03 51) 4 63-55 06,
    E-Mail: Karl-Heinz.vanPee@chemie.tu-dresden.de
    oder vom 2. bis 5. März 1999 auf der Leipziger Umweltmesse Terra Tec (Halle 3, Stand A01, Gemeinschaftsstand "Forschungsland Sachsen",
    Telefon (03 41) 6 78-57 99, Fax (03 41) 6 78-58 00)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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