Prof. Rosemarie Lühr von der Universität Jena an Spitze der Indogermanischen Gesellschaft gewählt
Jena (16.12.04) Auf dem 12. Kongress der internationalen Indogermanischen Gesellschaft im polnischen Krakau ist Prof. Dr. Rosemarie Lühr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur neuen Vorsitzenden der Fachgesellschaft gewählt worden. "Diese Präsidentschaft der altehrwürdigen Gesellschaft ist für mich eine große Ehre, aber auch eine Herausforderung", sagt Lühr. Laut Satzung dient die derzeit 400 Mitglieder zählende Vereinigung der Forschung und dem Studium auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft und besonders der Indogermanistik.
"Da fangen die Probleme schon an", kommentiert die Wissenschaftlerin. Denn das Indogermanistikstudium müsse modularisiert werden. "In Jena haben wir erfolgreich damit begonnen und begreifen diesen Prozess als Chance, uns besser mit verwandten Fächern zu vernetzen. Einen Konsens in der europaweiten Modularisierung der Indogermanistik zu finden, wird eine meiner Aufgaben als Präsidentin sein", sagt Lühr und weist auf ein weiteres Problem hin: Zwar sei das Fach noch an deutschen Universitäten vertreten, nach der Wende sind sogar neue Lehrstühle für Indogermanistik u. a. in Jena hinzugekommen. Doch führe es oftmals ein "Nischendasein", dass nur fachinterne Forschungen vornimmt. "Die Indogermanistik muss sich öffnen und insbesondere mit anderen sprachwissenschaftlichen Disziplinen kooperieren", fordert Lühr. Eine solche Öffnung des Faches traut man ihr offenbar zu. Vor allem die zahlreichen Nachwuchswissenschaftler in der Indogermanistik haben in Krakau für die Wissenschaftlerin votiert, die seit 1994 den Lehrstuhl für Indogermanistik in Jena innehat.
Zur Indogermanistik:
Innerhalb der Sprachwissenschaften hat die Indogermanistik ihren Platz unter den historisch vergleichenden Disziplinen. Sie geht von regelmäßig wiederkehrenden Ähnlichkeiten einer bestimmten Gruppe von Sprachen aus, zu denen neben Sprachen mit besonders früh einsetzenden Quellen wie Hethitisch, Griechisch, Indisch auch solche mit langer, oft bis in die Gegenwart hinein überschaubarer Tradition wie Iranisch oder Latein zählen. Die Indogermanistik übernimmt auch die philologische Bearbeitung von Einzelsprachen wie Tocharisch, Armenisch, Keltisch, Baltisch und fühlt sich verantwortlich für einige nichtindogermanische Sprachen, die in engem Kontakt mit ihr standen oder stehen (Etruskisch, Iberisch, Baskisch). Zwischen allen indogermanischen Sprachen besteht eine genetische Verwandtschaft. Sie sind nachweislich aus einer nicht durch Texte bezeugten Grundsprache hervorgegangen. So vermag die Indogermanistik Einblicke in eine Anzahl sonst nicht zugänglicher Sprachen und Literaturen zu vermitteln und kommt damit speziellen Interessen anderer Fachkollegen wie Historiker, Soziologen, Religionswissenschaftler und Ethnologen entgegen.
Prof. Rosemarie Lühr
Foto: Scheere/Uni Jena
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
überregional
Personalia
Deutsch
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