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16.12.2004 13:29

Künstlerische Nachwuchsförderung: Sechs Stipendiaten aus der KHB

MA Birgit Fleischmann Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kunsthochschule Berlin-Weißensee - Hochschule für Gestaltung

115 Absolventen und Absolventinnen der vier künstlerischen Hochschulen Berlins hatten sich in diesem Jahr um ein Landesstipendium zur Nachwuchsförderung (NaFöG) beworben. Die jetzt ausgewählten Künstler erhalten voraussichtlich vom 1. April 2005 an ein Jahr lang eine monatliche Zuwendung in Höhe von 819 Euro, mit der die Entwicklung von künstlerischen Projekten ermöglicht werden soll. Aus der Kunsthochschule Berlin-Weißensee sind sechs Absolventinnen und Absolventen für das NaFöG-Stipendium ausgewählt worden. Im Folgenden werden die Stipendiaten mit ihren Projekten kurz vorgestellt:

Ulrike Mohr
Mit dem im Jahr 2004 begonnenen Projekt "Maßnahme am Normalnull Berlins: eine Rechenaufgabe mit offenem Ende" will Meisterschülerin Ulrike Mohr (Bildhauerei bei Prof. Inge Mahn und Prof. Karin Sander) gemeinsam mit Katinka Bock im kommenden Jahr durch konkrete Maßnahmen das "neue Normalnull" in Berlin als die gesicherte Mitte in den Höhenschichten weiter etablieren. "Es geht um das Ab- und Umwerten in Stadt- und Gedankenräumen". Für 2005 plant sie, konkrete Bezeichnungen u.a. am Künstlerhaus Bethanien und an einem Hausboot vorzunehmen und dem vom Verschwinden bedrohten Palast der Republik eine konkrete Zahl zu geben. Der Wert des Mittelplateaus als neues Normalnull errechnet sich aus der Höhe des höchsten und des tiefsten öffentlichen, für alle begehbaren Ortes Berlins: Telecafé des Fernsehturms mit 207 m Höhe und U-Bahn unter der Spree mit 30 m Tiefe. Anhand des "neuen Normalnulls" von 88,5 m im Luftraum versinkt fast ganz Berlin in den roten Zahlen. Land unter Berlin? Oben auf nur der Fernsehturm und ein paar Inseln.

Mona Babl
Meisterschülerin Mona Babl (Bildhauerei bei Prof. Karin Sander und Prof. Berndt Wilde) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der Darstellung und Wahrnehmung von Landschaft. Das Autofenster bildet den "Bilderrahmen" für die Landschaftsausschnitte, die sie auf der Route von Goethes Italienreise fotografieren wird. Die dabei entstehenden Bilder und die verschiedenen Arten der Wahrnehmung möchte Mona Babl untersuchen und thematisieren. Weiterhin wird sie sich mit der Kluft zwischen Landschaftsideal - geprägt durch Werbung, Massenmedien und künstlerische Darstellungen - und der realen Landschaft beschäftigen.

Stephan Kodura
Stephan Kodura, der bis 2003 an der KHB Malerei bei Prof. Katharina Grosse studiert hat, plant die Verwirklichung eines audiovisuellen Projektes. Entstehen soll eine Reihe fotografischer Stills (ca. zwölf großformatige Einzelarbeiten) von "Affären des Alltags", aufgenommen in unterschiedlichen Haushalten. Gemeint sind Arrangements privater Dinge, die den Charakter heimischer Installationen der Selbstrepräsentation haben: Anordnungen persönlicher Dinge auf Schreibtischen, Badezimmerablagen oder Fernsehtischchen, aber auch die Drapierung von Kleidung in Schränken oder die Präsentation von Accessoires. Ergänzt werden die Stills durch kurze Interviews mit den jeweiligen "Urhebern".

Silke Kästner
Meisterschülerin Silke Kästner (Malerei bei Prof. Katharina Grosse) interessieren Grenzen: "Ich möchte mit zwei Kollegen aus England und Schweden ein Stück der neuen EU-Grenze entlang reisen und an verschiedenen Orten gemeinsam eine Arbeit entwickeln, die sich wie eine Collage zusammensetzt. Dafür benutzen wir nur Material, das wir finden, vor Ort kaufen oder leihen können." Silke Kästner thematisiert in all ihren Arbeiten die Ambivalenz zwischen Innen- und Außenraum, Nähe und Distanz, Schutz und Offenheit. Andererseits haben die Arbeiten mit der Komplexität von Grenzen zu tun, mit dem Verhältnis von Vorder- und Rückseite, Illusion und Realität, Oberfläche und Struktur. Die Eindrücke bestimmter Orte, das Unterwegssein, fließt in die Arbeit ein.

Jens Harder
"alfa", der erste Teil der geplanten zweiteiligen Comicerzählung "directions" von Meisterschüler Jens Harder (Kommunikationsdesign bei Prof. Nanne Meyer) wird aus etwa 200 - 250 gezeichneten, zweifarbig colorierten und mit deutschen Zwischentexten versehenen Seiten bestehen (Übersetzungen ins Französische und Englische sind angedacht). Er handelt von der Entstehung der Welt über einen Zeitraum von 15 Milliarden Jahren, beginnend mit dem Urknall und der Entwicklung des Universums bis hin zu den neuzeitlichen Primaten. Besondere Schwerpunkte des Vorhabens liegen einerseits in der Auseinandersetzung mit der Schaffung von Strukturen aus dem Chaos, der Selbstorganisation der Materie (belebter wie unbelebter), andererseits in der Darstellung von Zeit, von Zeitabläufen in den verschiedenartigsten Entwicklungen, in Evolution und Mutation, in Konsolidierung und Zerstörung.

Ulli Lust
Das Projekt von Meisterschülerin Ulli Lust (Kommunikationsdesign bei Prof. Nanne Meyer) ist ein historischer Comic über die Geschichte einer alten Markthalle, die zum Zirkus, zum Theater und später zum Friedrichsstadtpalast wurde. Ein sorgfältig recherchierter Reigen von großen Ereignissen und kleinen Anekdoten reiht sich aneinander zu einer Comic-Revue. Das (noch unfertige) Buch ist auf 300 Seiten projektiert, der Bogen reicht von 1867 bis zum Jahr 2003. Es erzählt mittels eines exponierten Ortes auch die eigenartige Geschichte Berlins von der Gründerzeit und dem ersten Hauptstadtboom bis zur Wiedervereinigung und der erneuten Metropolisierung.


Bilder

Ergänzung vom 21.12.2004

In die Pressemitteilung vom Donnerstag, dem 16.12.04 hat sich ein Fehler eingeschlichen. Aus Versehen wurde der Titel der Arbeit von Stephan Kodura falsch wiedergegeben. Der richtige Titel muss heißen "Altäre des Alltags", nicht "Affären des Alltags". Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen!


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Kunst / Design, Musik / Theater
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch


 

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