Migranten in Deutschland sind sehr viel stärker weiterhin mit ihren Her-kunftsländern verbunden als etwa Einwanderer in Großbritannien. Dies zeigt sich auch daran, welche Art von Konflikten in den jeweiligen neuen Heimatländern ausgefochten werden. Ein Grund für die Unterschiede ist, daß hierzulande bisher eine einladende Einbürgerungspolitik fehlt. Aus einer international vergleichenden Studie des WZB geht hervor, daß Einwanderer in Deutschland sich daher kaum mit der hiesigen politischen Gemeinschaft identifizieren.
Weniger Konflikte durch leichtere Einbürgerung?
Mobilisierung und Integration von Ausländern in Großbritannien und Deutschland
Berlin (wbs) Migranten in Deutschland sind sehr viel stärker weiterhin mit ihren Herkunftsländern verbunden als etwa Einwanderer in Großbritannien. Dies zeigt sich auch daran, welche Art von Konflikten in den jeweiligen neuen Heimatländern ausgefochten werden. Ein Grund für die Unterschiede ist, daß hierzulande bisher eine einladende Einbürgerungspolitik fehlt. Aus einer international vergleichenden Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) geht hervor, daß Einwanderer in Deutschland sich daher kaum mit der hiesigen politischen Gemeinschaft identifizieren.
Anders als in vielen westeuropäischen Ländern können Einwanderer und ihre Nachkommen in Deutschland nur vergleichsweise schwer die Staatsangehörigkeit ihres neuen Heimatlandes erwerben. Sie gelten - auch wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind - weiterhin als "Ausländer", und nur ein sehr geringer Teil von ihnen besitzt einen Bundespaß.
Die Diskussionen um die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts kreisen immer wieder auch um die Frage, wie sich eine erleichterte Einbürgerung auf die Mobilisierung von Einwanderern auswirken würde. In dem WZB-Projekt untersuchten Ruud Koopmans und Paul Statham die in Tageszeitungen berichteten politischen Verlautbarungen und Protestaktionen von ethnischen Minderheiten ausländischer Herkunft in Deutschland und Großbritannien für den Zeitraum von 1990 bis 1995.
Aus der Analyse geht hervor, daß die in Deutschland lebenden Einwanderer sehr stark wegen der aus ihren jeweiligen Herkunftsländern stammenden politischen und ethnischen Konflikte mobilisiert werden. Dieser Befund wird durch die jüngsten Ausschreitungen kurdischer Gruppierungen bestätigt. Demgegenüber richtet sich die politische Aktivität der Einwanderer in Großbritannien vor allem auf die mit ihrer Integration in die britische Gesellschaft verbundenen Probleme. Ein Beispiel hierfür bietet die gegenwärtige Diskussion über Rassismus bei der Polizei anläßlich des Mords an dem Farbigen Stephen Lawrence.
Der Vergleich mit Großbritannien zeigt, daß eine Erleichterung der Einbürgerungsmöglichkeiten für Einwanderer eher mit einer Abnahme als mit einer Zunahme von aus den Herkunftsländern der Migranten "importierten" Konflikten einhergeht. Anders als in Deutschland haben zum Beispiel die vielen ethnischen und religiösen Konflikte auf dem indischen Subkontinent kaum zu entsprechenden Auseinandersetzungen zwischen in Großbritannien lebenden Migranten aus diesem Gebiet geführt. Viel eher deuten die Ergebnisse des Vergleichs darauf hin, daß gerade das Fehlen einer einladenden Einbürgerungspolitik in Deutschland zu einer fortdauernden Identifizierung der Migranten mit ihren Herkunftsländern und zu einer geringen Identifikation mit der deutschen politischen Gemeinschaft geführt hat.
"Nationalstaat und Migranten - Staatsbürgerschaft und politische Mobilisierung", in: WZB-Mitteilungen, Heft 83, März 1999, S. 10 - 12
Ruud Koopmans, Paul Statham, Challenging the Liberal Nation-State? Postnationalism, Multiculturalism, and the Collective Claims-Making of Migrants and Ethnic Minorities in Britain and Germany, 52 S. (WZB-Bestell-
nummer FS III 98-105)
Weitere Informationen:
Ruud Koopmans (WZB, zur Zeit Amsterdam)
Telefon: 0031 20 427 9874 (privat)
0031 20 525 3752 (Büro)
0031 20 525 3680 (Sekretariat)
Fax: 0031 20 525 3681
E-Mail: Koopman@pscw.uva.nl
Paul Statham (WZB)
Telefon: (030) 25 49 12 46
Fax: (030) 25 49 13 08
E-Mail: Statham@medea.wz-berlin.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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