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11.01.2005 12:12

Schrittmacher für die Seele

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Wer unter einer schweren Depression leidet, kann sich am Universitätsklinikum Bonn mit einer viel versprechenden Methode behandeln lassen: Die Mediziner suchen für eine Studie zur so genannten Vagusnerv-Stimulation zehn Probanden, die auf andere Therapiemethoden nicht ansprechen. Sie sollten seit mehr als zwei Jahren unter einer Depression leiden oder schon mehrere Krankheitsschübe durchgemacht haben.

    Etwa 10 bis 20 Prozent aller Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben an einer Depression. Meist kann durch Psychotherapie oder Medikamente eine vollständige Genesung erreicht werden, bei jedem fünften Betroffenen besteht die Krankheit jedoch monate- oder jahrelang fort. Abhilfe verspricht möglicherweise die so genannte Vagusnerv-Stimulation (VNS). Ursprünglich zur Behandlung bestimmter Formen der Epilepsie entwickelt, zeigte die VNS in Studien auch einen positiven Effekt auf die Stimmung der Epilepsiekranken. Momentan erprobt man die Methode daher auch bei der Therapie von schweren Depressionen. Amerikanische Pilotstudien verliefen viel versprechend.

    Die Bonner Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie nimmt momentan an einer internationalen Untersuchung zur Therapie von Depressionen mit der VNS teil. Die ersten Ergebnisse machen ebenfalls Hoffnung. "Wir wollen nun zehn weitere Patienten mit der Methode behandeln", erklärt Caroline Frick, die die Studie mit betreut. "Teilnehmen kann, wer an einer chronischen - sprich: länger als zwei Jahre dauernden - Depression leidet oder schon mindestens vier Krankheitsschübe durchgemacht hat. Auch manisch-depressive Patienten können sich an uns wenden. Die Teilnehmer sollten allerdings aus dem Raum Köln/Bonn kommen, weil die Studie recht zeitaufwendig ist." In der momentanen depressiven Episode müssen mindestens zwei Therapieversuche nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben. Auch dürfen die Patienten nicht unter einer weiteren psychiatrischen Erkrankung wie Schizophrenie oder Demenz leiden. Alkohol- oder Drogensüchtige sind ebenfalls ausgeschlossen. Die Studie wird von Professor Dr. Wolfgang Maier, Professor Dr. Thomas Schläpfer und Dr. Astrid Zobel geleitet.

    Bei der VNS wird der 10. Hirnnerv, der so genannte Vagusnerv, elektrisch gereizt. Der Vagusnerv bildet gemeinsam mit dem Sympathikus das vegetative Nervensystem, das unter anderem auch Blutdruck und Herzfrequenz steuert. Er zieht - ausgehend von weit hinten gelegenen Hirnregionen links und rechts - in der Nähe der Schlagader seitlich durch den Hals und verbindet Organe wie Kehlkopf, Herz, Lunge, Magen, Darm mit dem Gehirn. "Wir stimulieren den linken Vagusnerv mit einem elektrischen Pulsgenerator", erklärt Caroline Frick. "Das Gerät ist etwa so groß wie eine Taschenuhr; es wird in einer Operation unter den Brustmuskel implantiert und über kleine Platinelektroden mit dem Vagusnerv verbunden." Alle fünf Minuten reizt dieser Stimulator für 30 Sekunden den Nerv und beeinflusst dadurch anscheinend auch diejenigen Prozesse im Gehirn, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung des depressiven Zustands verantwortlich sind. Über einen Sender lässt sich das Gerät individuell programmieren. Patienten berichten lediglich über milde Nebenwirkungen, darunter Heiserkeit, eine leichte Veränderung der Stimmhöhe oder ein Kribbelgefühl im Halsbereich. Sie treten nur während der Stimulation auf und verschwinden danach wieder. Der Vagusnerv wird durch die Elektroden sowie die elektrische Reizung nicht verletzt.

    Anmeldung zum Vorgespräch und weitere Informationen:
    Diplompsychologin Caroline Frick
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn
    Telefon: 0228/287-1451
    E-Mail: caroline.frick@ukb.uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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