Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke lobt "vorbildliche Zusammenarbeit von Forschern der biomedizinischen und der Sozialwissenschaften auf diesem Gebiet" - Grundlagenforschung dringend nötig, da es für viele gefürchtete Tropenkrankheiten keine wirksamen Mittel gibt
Ein zwölfköpfiges Gutachtergremium der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat einstimmig vorgeschlagen, einen Sonderforschungsbereich "Kontrolle tropischer Infektionskrankheiten" an der Ruprecht-Karls- Universität in Heidelberg einzurichten. "Ich freue mich besonders über die vorbildliche Zusammenarbeit von Forschern der biomedizinischen und der Sozialwissenschaften auf diesem Gebiet", kommentiert der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Jürgen Siebke. Gerade in der heutigen Zeit sei es von zunehmender Bedeutung, daß Forscher über den Tellerrand ihrer Spezialdisziplin schauten. Die endgültige Entscheidung fällt im Juni. Sonderforschungsbereiche erstrecken sich im Durchschnitt über 12 Jahre und bringen Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe ein.
Der Sprecher des Sonderforschungsbereichs, Prof. Dr. Rainer Sauerborn, Leiter der Abteilung für Tropenhygiene und öffentliches Gesundheitswesen am Hygiene-Institut des Universitätsklinikums, weist auf die ungewöhnliche Spannweite der beteiligten Forschungsdisziplinen hin, die Molekularbiologie, Biochemie, Tropenmedizin, Wirtschaftwissenschaften und Anthropologie umfassen. Die Wissenschaftler der insgesamt 14 Forschergruppen kommen aus der Medizinischen Fakultät, dem Zentrum für Molekulare Biologie, dem Alfred-Weber-Institut, dem Deutschen Krebsforschungszentrum sowie dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie, dem Südasien-Institut und dem Institut für Ethnologie.
Ziel des Sonderforschungsbereichs sind tropische Infektionskrankheiten, auf deren Konto über ein Drittel der Todesfälle in sogenannten Entwicklungsländern geht. Über das unermeßliche Leid hinaus, das diese Krankheiten hervorrufen, führen sie zu erheblichen Produktionsverlusten in der Landwirtschaft dieser Länder, die den Teufelskreis von Armut und Unterentwicklung zu verewigen drohen.
Wozu nun Forschung in diesem Bereich? Geht es nicht vielmehr um Geld und den politischen Willen, es gegen diese Krankheiten einzusetzen? Prof. Rainer Sauerborn: "Grundlagenforschung ist dringend nötig, da es für viele der gefürchteten Tropenkrankheiten keine wirksamen Mittel gibt". Es fehle etwa an einem Impfstoff gegen Malaria. Zudem werden die Erreger gegen die derzeit zur Verfügung stehenden Medikamente zunehmend unempfindlich. Auch beim dritten Pfeiler der Bekämpfung dieser Krankheiten, dem Kampf gegen die Überträgerinsekten, fehlt es an innovativen Strategien. Doch selbst wenn es hundertprozentig wirksame Maßnahmen gäbe, würden sie auf dem Weg vom "Labor zur Zielbevölkerung" einen großen Teil ihrer Wirksamkeit einbüßen. So nimmt zum Beispiel nur jeder siebte Kranke in Afrika überhaupt Gesundheitsdienste in Anspruch, die wirksame Medikamente anbieten.
Die vierte Säule des Sonderforschungsbereichs besteht folglich in der Erforschung der Gesundheitssysteme in tropischen Ländern, die die neu entwickelten Kontrollstrategien besser und wirksamer an die Zielbevölkerung bringen. Sauerborn weist auf ein Zitat hin, das Bertold Brecht Galileo Galilei in den Mund legte: "Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühsal der menschlichen Existenz zu erleichtern".
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. med. Rainer Sauerborn
Tel. 06221 565038 oder 565344, Fax 565948
oder:
Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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