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11.03.1999 07:46

Besserer Durchblick im medizinischen Daten-Dschungel

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Einweihung des deutschen "Cochrane Zentrums" an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

    11.03.1999

    Besserer Durchblick im medizinischen Daten-Dschungel

    Einweihung des deutschen "Cochrane Zentrums"
    an der Albert-Ludwigs- Universität

    Das Deutsche Cochrane Zentrum, das bereits im letzten Jahr am Institut für Medizi-nische Biometrie und Medizinische Informatik der Albert-Ludwigs-Universität Frei-burg seine Arbeit aufgenommen hat, wird am kommenden Montag, den 15. März 1999, um 16.30 Uhr, im Hörsaal des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Hermann-Herder-Straße 11, mit einem kleinen Symposion nun auch offi-ziell eingeweiht. Das Zentrum hat sich zur Aufgabe gemacht, eine Lücke in der wis-senschaftlichen Absicherung von Therapieverfahren zu schließen. Als zweitjüngstes von weltweit 16 Cochrane-Zentren sammelt und bewertet es klinische Studien zur Therapie- und Wirksamkeitsforschung. Die Freiburger Gruppe um Professor Dr. Rüdiger Klar und Dr. Gerd Antes vom Institut für Medizinische Biometrie und Me-dizinische Informatik der Freiburger Universität betreuen dabei den gesamten deut-schen Sprachraum.

    In den letzten Jahren wurde immer häufiger gefordert, Diagnose- und Therapiever-fahren so weit wie möglich wissenschaftlich abzusichern. Dies ist nach gegenwärti-gen Schätzungen nur für 20 bis 40 Prozent der medizinischen Einrichtungen gege-ben. Diese sogenannte Evidenz-basierte Medizin (Evidence Based Medicine, EBM) benötigt jedoch verlässliche Wirksamkeits-Studien, die aus der Flut von jährlich zwei Millionen Artikeln in 10.000 medizinischen Fachjournalen immer schwerer her-auszufiltern sind.

    Mit dem Ziel, die Umsetzung klinischer Studien in eine bessere Patientenversor-gung zu erleichtern, haben deshalb Wissenschaftler und Mitarbeiter verschiedener Gesundheitssysteme im Jahre 1993 die internationale Cochrane Collaboration ge-gründet. Die weltweit über 3.000 Personen sammeln Studien aus allen medizini-schen Bereichen und verfassen dazu systematische Übersichtsarbeiten (systematic Reviews). Darin diskutieren sie Forschungsergebnisse, trennen bei den erfaßten Studien die Spreu vom Weizen und geben Empfehlungen für die Praxis. So wird die für den Einzelnen unüberschaubare Informationsfülle auf nachvollziehbare Art ver-dichtet, bewertet und für den Praktiker handhabbar gemacht. Weil diese Arbeiten nach festgelegten Regeln und hohen Qualitätsmaßstäben verfaßt werden, können sie Fehler und Verzerrungen, die sich auf dem langen Weg von der Forschung bis zur praktischen Anwendung einschleichen, minimieren. In diesem methodisch an-spruchsvollen und arbeitsaufwendigen Projekt arbeiten Mediziner, Bibliothekare, Informationswissenschaftler und Medizinstatistiker eng zusammen.

    Ergänzt wird dieses Spektrum durch Angehörige der Gesundheitssysteme und Pa-tienten, die insbesondere Beiträge bezüglich der Prioritätensetzung und zur Rele-vanz der Fragestellungen bringen.

    Die Reviews werden laufend aktualisiert und auf CD-ROM und über das Internet (http://www.cochrane.de) verbreitet. Schwerpunkte sind bislang die Therapiefor-schung, also der Wirksamkeitsnachweis bestimmter Medikamente und Behand-lungsmethoden. Dabei versuchen die Cochrane-Mitarbeiter neben veröffentlichtem Material auch in der "grauen Literatur" oder gar nicht veröffentlichte Studien mitein-zubeziehen. Auf diese Weise soll die Verzerrung ausgeglichen werden, die ent-steht, wenn nur Versuche mit positivem Ausgang publik gemacht werden. Zielgrup-pe der Cochrane-Reviews sind zunächst die behandelnden Ärzte, darüber hinaus auch Gesundheitspolitiker und Patienten.

    Die Cochrane Collaboration nennt sich nach dem englischen Epidemiologen A. Cochrane, der vor über 20 Jahren die Zusammenfassung klinischer Studien im In-teresse sicherer Therapieentscheidungen forderte. Erste systematische Reviews entstanden daraufhin in Oxford; sie beschäftigten sich mit der Wirksamkeit von Hormongaben bei drohender Frühgeburt. Erst die Zusammenfassung vieler Einzel-studien brachte in den 80er Jahren den Nachweis, daß die Kindersterblichkeit mit dieser Therapie um ein Drittel gesenkt werden kann.

    Kontakt:_____________________________________________________

    Dr. Gerd Antes
    Prof. Dr. Rüdiger Klar
    Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik
    Abt. f. Medizinische Informatik
    Stefan-Meier-Str. 26
    79104 Freiburg
    Tel 0761/203-6715
    Fax 0761/203-6712
    Mail: mail@cochrane.de
    http://www.cochrane.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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