Internationales Treffen zur Dynamik der Algenblüten vom 16. bis 20. März in Jena
Jena (11.03.99) "Wir wollen ein globales Vorhersagesystem zu gefährlichen Algenblüten entwickeln", beschreibt Prof. Dr. Bernd Luckas das Hauptziel des Treffens der Arbeitsgruppe zur Dynamik gefährlicher Algenblüten (WGHABD). Der Lebensmittelchemiker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Sylter Meeresbiologe Dr. Malte Elbrächter sind die beiden deutschen Vertreter in dieser internationalen Arbeitsgruppe des "International Council for the Exploration of the Sea" (ICES), die sich vom 16. bis 20. März zu ihrer jährlichen Konferenz erstmals in Jena trifft.
Verstärkte Algenblüten können dazu führen, daß Gifte entstehen, die dann von Muscheln und anderen Meerestieren aufgenommen werden. Diese Algentoxine können - ähnlich wie Giftpilze - Erkrankungen oder gar den Tod des muschelessenden Menschen auslösen. Das Problem ist in Deutschland zwar gering, da die Lebensmittelüberwachung verläßlich arbeitet und Muschelfischerei an Ost- und Nordsee nur unwesentlich betrieben wird. Anders hingegen ist es an den außereuropäischen Küsten - was zu einem deutschen Problem werden kann, da wir Muscheln aus aller Welt importieren.
Das Arbeitstreffen der rund 40 Experten aus ganz Europa, Nordamerika und Australien im Institut für Ernährungswissenschaften der Jenaer Universität widmet sich vor allem der Vorbeugung. Wie die internationale Zusammenarbeit weiter verbessert werden kann, wird ebenso diskutiert wie die Frage, was der verstärkte Einsatz von Algen als Lebensmittel- und Futterbestandteile für Folgen hat. Vordringliches Arbeitsziel der Meeresbiologen, Chemiker, Physiker und Hydrometeorologen ist es aber, die Daten zur Verteilung von Algenblüten zu aktualisieren. Diese Angaben sollen gemeinsam mit weiteren Informationen zum Thema Algentoxine in einer Datenbank aufgeführt werden, auf die alle Interessierten weltweit Zugriff haben sollen. Außerdem müssen die Ursachen für das Auftreten von Algenblüten weiter untersucht werden, denn Zusammenhänge zwischen Meeresströmungen und klimatischen Faktoren sind noch nicht umfassend erforscht.
"Mit Algenblüten ist es wie mit dem Wetter", beschreibt Prof. Luckas. Beides ist schwierig vorherzusagen, außerdem werden Tornados und gefährliche Algenblüten immer wieder vorkommen. Der Schutz vor den Folgen muß daher global behandelt werden. Ein internationales Abkommen könnte beispielsweise klären, wann die Muschelfischerei eingestellt werden muß, nachdem giftige Algen entdeckt wurden. Ein europäisches Programm, in dem der Jenaer Lebensmittelchemiker die Toxinanalytikgruppe leiten wird, wartet noch auf seine Genehmigung - und die Verknüpfung mit den anderen Programmen in aller Welt. Hier ist besonders die Politik gefragt: "Bisher existieren nur nationale Monitoring-Programme", sagt Prof. Luckas, "und darauf aufbauend wollen wir ein Frühwarnsystem entwickeln" - dafür benötigen die wissenschaftlichen Initiativen allerdings politische Unterstützung.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bernd Luckas
Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena
Dornburger Str. 25, 07743 Jena
Tel.: 03641/949650; Fax: 03641/949652
e-mail: b5belu@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
e-mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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