Im Vergleich zur flächendeckenden Ausrüstung von Kraftfahrzeugen mit Katalysatoren macht ein kurzfristiges Tempolimit nur einen minimalen Effekt
Im Zusammenhang mit der Novellierung des Ozongesetzes sind erneut drastische Maßnahmen der Verkehrsbeschränkungen (Tempolimits, Fahrverbote) als Mittel zur Vermeidung hoher Ozonwerte in den Sommermonaten in die Diskussion eingebracht worden. Untersuchungen des Forschungszentrums Karlsruhe zeigen, daß damit die Ozonwerte nur um höchstens 5 % vermindert werden können - und das nicht einmal in den Regionen, wo die höchsten Ozonwerte auftreten. Nur der flächendeckende Einsatz von Katalysatoren in Kraftfahrzeugen und andere Maßnahmen versprechen hier eine deutliche Besserung. Dadurch werden sich bis zum Jahr 2005 die Spitzenbelastungen durch Ozon um bis zu 30 % verringern; dann werden die heutigen Grenzwerte für Ozonalarm kaum noch erreicht.
Ozon bildet sich unter dem Einfluß von Sonnenlicht aus Luftsauerstoff unter Mitwirkung von sogenannten Vorläufersubstanzen: Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden. Diese Gase stammen zu einem erheblichen Maß aus dem Straßenverkehr. Ozonepisoden treten regelmäßig bei sonnenreichen Hochdruckwetterlagen auf, sie dauern in der Regel nur 3 bis 4 Tage. Einmal gebildetes Ozon besitzt in der bodennahen Atmosphäre eine Lebens-dauer von etwa 5 Tagen. Obwohl es noch verschiedene offene Fragen, insbesondere im Zusammenhang mit der Stärke von natürlichen Quellen für Kohlenwasserstoffe, gibt, besteht aus verschiedenen Untersuchungen (u. a. auch aus dem Forschungszentrum Karlsruhe) Klarheit darüber, daß Tempolimits zwar die Stickoxide um 15 % reduzieren könnten, bei den Kohlenwasserstoffen aber nur eine Entlastung von 1 % bringen. Dies führte zu einer Minderung der Ozonwerte um lediglich 5 %.
"Die bereits eingeführten längerfristigen Maßnahmen zur Reduzierung der Vorläufer-substanzen, insbesondere die Verwendung von Katalysatoren in Kraftfahrzeugen, machen da viel größere Effekte", erläutert Professor Dr. Franz Fiedler, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe. "Damit erwarten wir bis zum Jahr 2005 einen Rückgang der Stickoxid-emissionen um 50 bis 60 % und der Kohlenwasserstoffemissionen um 45 bis 65 %. Dies führt zu einer Absenkung der Ozonwerte um bis zu 30 %, wobei insbesondere die Spitzen-belastungen verringert werden."
Vergleicht man die durch die vorgesehenen Tempolimits zu erwartenden Emissions-rückgänge mit den zyklisch wiederkehrenden Minderungen durch den geringeren Verkehr auf den Straßen an Wochenenden und den langfristigen Emissionsminderungen, die auf die bereits vom Gesetzgeber eingeleiteten Maßnahmen zurückgehen, so lassen sich folgende Schlußfolgerungen ableiten:
· Die Einführung von Tempolimits führt nur zu einem geringen Rückgang der Konzen-trationen von Vorläufersubstanzen. Dieser wird kaum einen Einfluß auf die Ozon-konzentration ausüben.
· In Ballungszentren, z. B. in Nordrhein-Westfalen, kann es bei alleiniger Stickoxid-Reduktion durch Tempolimits an sonnenreichen Tagen sogar zu einem weiteren Anstieg der Ozonkonzentration kommen.
· Die bereits eingeleiteten Emissionsminderungsmaßnahmen durch Einführung von Pkw's mit Katalysatoren machen die geringen Emissionsrückgänge, die durch ein Tempolimit hervorgerufen werden, für eine Ozonreduzierung überflüssig.
· Damit steht der Erfolg eines Tempolimits in Bezug auf die Ozonproblematik in keinem Verhältnis zu dem damit verbundenen Aufwand.
Joachim Hoffmann 11. März 1999
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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