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12.03.1999 11:24

"Kein Wettbewerb um die meisten Abbestellungen"

Adolf Kaeser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Horrende Preissteigerungen einerseits und knappere Mittel andererseits; immer höhere Kosten für immer weniger wissenschaftliche Zeitschriften: Angesichts dieser Entwicklungen suchen die Universitätsbibliotheken nach wirtschaftlichen Auswegen. Seit wenigen Monaten steht Studierenden und Lehrenden der Universität Würzburg über die Universitätsbibliothek die Online-Nutzung der elektronischen Volltextversionen von weiteren 174 Zeitschriften aus allen Fachgebieten zur Verfügung.

    Den Weg dazu ebnet ein Konsortialvertrag, den die Generaldirektion für die Bayerischen Staatlichen Bibliotheken mit dem amerikanischen Verlag "Academic Press" abgeschlossen hat. Darin wird für die Bayerische Staatsbibliothek München, für zehn Universitäts- und 15 Fachhochschulbibliotheken der Zugriff auf die elektronischen Volltexte der Zeitschriften geregelt. Der Vertrag sieht eine Laufzeit bis Ende 2000 vor, mit der Möglichkeit des elektronischen Zugriffs auch auf die Jahrgänge 1996 bis 1998.

    Unisono klagen die Bibliotheken über die jährlichen Preissteigerungen der wissenschaftlichen Verlage, die aus ihren Etats nicht mehr zu bezahlen sind, was zu Abbestellungen führe und diese wiederum zu weiteren Preissteigerungen. Die Universitätsbibliothek Würzburg gab bei Gesamtausgaben für Literatur von 7,2 Millionen Mark (1998) allein 3,53 Millionen Mark für die Beschaffung von wissenschaftlichen Zeitschriften aus. Während sie 1997 für den Betrag von 3,47 Millionen Mark noch 10.790 Zeitschriften zu einem Durchschnittspreis von 321.21 pro Zeitschriftabonnement kaufen konnte, gelang es 1998 mit dem höheren Betrag von 3,53 Millionen Mark lediglich, noch 9.949 Titel zu beschaffen, woraus sich ein Durchschnittspreis von 354,76 DM je Titel errechnet. Dies entspricht von 1997 auf 1998 einer Kostensteigerung in Höhe von 10,5 Prozent.

    Universitätspräsident Prof. Dr. Theodor Berchem und Kanzler Bruno Forster bezeichneten es in einem Pressegespräch am Donnerstag dieser Woche als "zentrales Problem der gerade laufenden großen Abbestellungswelle an den Universitätsbibliotheken, daß nicht alles abbestellt wird, sondern daß koordiniert und das wichtigste auf jeden Fall weiter gekauft wird." Es dürfe, so der Kanzler, nicht soweit kommen, daß die Universitäten aus Kostengründen sich in einen "Wettbewerb um die meisten Abbestellungen" bringen. Die bayerischen Kanzler hätten beschlossen, so Foster, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich mit der Problematik bayernweit beschäftigen wolle.

    Die Online-Nutzung der elektronischen Volltextversionen von derzeit 174 Zeitschriften aus dem neuen Vertrag bringt den Bibliotheken nach Auffassung von Bibliotheksdirektor Dr. Karl Südekum drei Vorteile:

    1. An der Universitätsbibliothek Würzburg besteht nunmehr Online-Zugriff auf 174 statt bisher auf nur 51 gedruckte Zeitschriftentitel des Verlags.

    2. Die Online-Nutzung garantiert schnellere Informationen. Die neuesten Hefte stehen jedem Benutzer in elektronischer Form je nach Erscheinungsweise bis zu fünf Wochen früher zur Verfügung, als die jeweilige Papierausgabe in der Bibliothek.

    3. Die Informationen können für die Universitätsbibliothek kostengünstiger sein. Der Verlag bietet die elektronische Ausgabe als "primary product" an und stellt die Papierausgabe zur Disposition. Jede Bibliothek kann grundsätzlich die Papierausgabe abbestellen und nur noch die elektronische Ausgabe nutzen oder aber beliebig viele Papierausgaben zu deutlich reduzierten Preisen weiter erhalten. Das vertraglich ausgehandelte Kostenmodell bringt jeder Bibliothek zunächst Mehrkosten in Höhe von 6,7 Prozent pro Jahr, bezogen auf die bisher gehaltenen Papierabonnements. Die Hälfte dieser Kosten trägt das Ministerium in München. Da jede Bibliothek aber die Möglichkeit hat, Papierausgaben abzubestellen, kann der elektronische Zugriff, zusammen mit einer Auswahl der wichtigsten Zeitschriften in Papierform, zumindest kostenneutral erfolgen, bei Verzicht auf weitere Papierausgaben sogar kostengünstiger. Die Einsparungen für 1999 beziffert die Universitätsbibliothek auf maximal 55.000 Mark.

    Der Zugriff auf den elektronischen Volltext dieser Zeitschriften erfolgt von der Homepage der Universitätsbibliothek aus über das Universitäts- bzw. Kliniknetz. Jeder Zeitschriftenartikel kann ausgedruckt oder elektronisch gespeichert werden. Dass das Angebot auf Gegenliebe stößt, zeigt eine erste Bilanz vom 1. 11.98 bis 31.1.99: Rund 1.500 Zugriffe auf die Texte aus dem Universitätsbereich liegen - obwohl die Neuerung noch weitgehend unbekannt ist - bereits vor.

    Für die Universitätsbibliothek ist das neuartige Vertragsmodell ein nicht unerheblicher Beitrag zur Entspannung der durch knappere Mittel und Preissteigerungen gekennzeichneten Situation. Das Modell biete sich deshalb als künftiger Weg einer Erwerbungskooperation für Bayern an. Weitere Kooperationen auf dieser Basis würden angestrebt, Verhandlungen seien bereits im Gange.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften
    regional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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