Internationaler Projekterfolg
Einem internationalen Konsortium geführt von einem holländischen Verkehrstelematikunternehmen (ARS, Den Haag) mit der TU Dresden (TUD) als zweitgrößtem Partner wurde Mitte Februar 1999 von der Europäischen Weltraumbehörde ESA (European Space Agency) gegen internationale Konkurrenz der Zuschlag für ein Großprojekt zur satellitengestützten Verkehrsbeobachtung erteilt.
Weltraumtechnik als Werkzeug zur Lösung terrestrischer Probleme
In einem Pilotversuch sollen im Großraum Rotterdam im Frühjahr 2000 aktuelle Verkehrsinformationen nach dem Floating Car Data (FCD) Verfahren weltweit erstmals mittels direkter Satellitenkommunikation gewonnen werden.
Dazu werden ca. 50 Fahrzeuge mit speziellen mobilen Satellitenübertragungseinrichtungen (Terminals) ausgerüstet werden. Die über diese kooperativen Fahrzeuge gewonnene und von einem Satelliten gesammelte Stichprobeninformation aus dem aktuellen Verkehrsgeschehen wird in einer Verkehrsleitzentrale zur Prognose des großflächigen Verkehrszustandes herangezogen. Diese Prognosen können dann über die Satellitenverbindung den Fahrzeugen wieder direkt als Verkehrsinformationsdienste zugeführt werden.
Bisher wurden solche FCD Systeme in verschiedenen Pilotprojekten nur mit terrestrischer Datensammlung über das terrestrische Mobilfunknetz (GSM) getestet.
In dem aktuellen Projekt sollen die Möglichkeiten und Grenzen satellitengestützter Methoden getestet werden. Zur Datensammlung wird ein existierender geostationärer Telekom-Satellit (Italsat, Flughöhe 36000 km) herangezogen. Die große Entfernung bedingt relativ große Sendeleistung und Baugrößen der Fahrzeugausrüstung. Damit sind dem kommerziellen Einsatz in Massenmärkten natürliche Grenzen gesetzt. Dieses Pilotsystem erlaubt jedoch wichtige Rückschlüsse auf die prinzipielle technische Machbarkeit derartiger Konzepte.
Projektentscheidende TUD Vorarbeiten
Der Zuschlag für das Projekt erfolgte letztlich durch die umfangreichen Vorarbeiten, die an der TUD in den letzten zwei Jahren im Rahmen des TUD-Satellitenkollegs "LEO (Low Earth Orbit) Satellitennetzwerke" (Sprecher: Prof. Janschek, Fakultät Elektrotechnik) durchgeführt wurden.
In diesem interfakultären Forschungsverbund der Fakultäten Elektrotechnik, Maschinenwesen, Forst-/Geo-/Hydrowissenschaften, Verkehrswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften wurde über eine Förderung des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) sowie über Eigenmittel der TU Dresden ein innovatives Verkehrsbeobachtungskonzept entwickelt, das die Synergie von satellitengestützten Telekommunikations- und Erdbeobachtungsressourcen durch Datenfusion nutzt.
Das TUD Konzept basiert auf niederfliegenden Satelliten (Flughöhe 1000 km, Satellitennetzwerke z.B. IRIDIUM Nachfolger) und ermöglicht wegen der geringeren Flughöhe die Nutzung von zusätzlicher Bildinformation und miniaturisierter Fahrzeugausrüstung (Leistung, Baugröße). Damit wären die wichtigsten Voraussetzungen für den Einsatz in einem kommerziellen Massenmarkt geschaffen und tendenziell zuverlässigere Verkehrsinformationen möglich.
Meilenstein für eigenen TUD-Satelliten
Das gewonnene ESA-Projekt stellt so gesehen einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg für die Demonstration des TUD-Konzeptes mit einem an der TU Dresden gebauten sächsischen Mikrosatelliten dar (TUD-Satellit "Traffic Eye"), weil in diesem ESA-Projekt die Telekommunikationskomponente des TUD-Konzeptes bereits voll funktional demonstriert werden kann.
Die TUD Forscher werden über eine Internetverbindung einen direkten Zugang zu den gewonnenen Verkehrsdaten aus Rotterdam erhalten und damit wesentliche Aspekte des eigenen Konzeptes verifizieren können. Die gegenwärtigen Bemühungen der TUD Forscher konzentrieren sich nunmehr auf die Akquisition von zusätzlichen Projektmitteln zur Demonstration der übrigen Komponenten des TUD-Konzeptes: Zugang zu zeitsynchroner Bildinformation über Bilder von ESA Erdbeobachtungsatelliten und Test der Computerprogramme zur Datenfusion (FCD + Bild) mit den realen Daten aus dem Pilotprojekt.
Mit diesen Vorleistungen werden gute Chancen gesehen, die benötigten optimierten Satellitentechnologien für den eigenen Universitätssatelliten "Traffic Eye" mit erheblich reduziertem Risiko und deutlicher Förderbereitschaft erfolgreich zu entwickeln.
Information: Prof. Dr. techn. K. Janschek
TU Dresden, Institut für Automatisierungstechnik
01062 Dresden
Telefon (03 51) 4 63-40 25, Fax (03 51) 4 63-70 39
e-mail: janschek@eatns1.et.tu-dresden.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Elektrotechnik, Energie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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