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16.03.1999 14:48

Erstmals Briefe des Paulinus von Nola auf Deutsch erhältlich

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Erstmals liegen die 51 Briefe des Paulinus von Nola, die ein detailliertes Bild aus der Zeit des dritten/vierten Jahrhunderts geben, in deutscher Übersetzung vor. Übersetzt und herausgegeben wurden sie von Bochumer Theologen.

    Bochum, 16.03.1999
    Nr. 60

    Auf den Flügeln der Sehnsucht ...
    Römischer Aristokrat entsagt der Welt
    RUB-Theologe übersetzt die Briefe Paulinus' von Nola

    "Geh nach Kampanien, lerne von Paulinus ..." empfahl schon der große Kirchenvater Augustinus einem seiner Schüler. Paulinus von Nola, geboren als der römische Aristokrat Meropius Pontius Paulinus, hatte seinen Besitz verkauft, um in der Nachfolge Christi zu leben. Seine Briefe und anderen Werke vermitteln dem Leser ein detailliertes Bild der Geschichte und Theologie des Mönchtums im dritten und vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Erstmals liegen die 51 Briefe des Paulinus in deutscher Übersetzung vor, eine Arbeit von Dr. theol. Matthias Skeb OSB (Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie, Fakultät für Katholische Theologie der RUB, Inhaber: Prof. Dr. Wilhelm Geerlings).

    Nach mehr als 1600 Jahren erstmals in deutscher Übersetzung

    Schon zu seinen Lebzeiten genoß Paulinus ein so hohes Ansehen, daß Briefpartner versuchten, seine Korrespondenz in einer Liste zusammenzustellen. Keine dieser Sammlungen ist erhalten. Seit der Renaissance sind zwischen 1516 und 1736 sieben Handschriften entstanden, die jeweils unterschiedliche Briefe enthalten. Eine vollständige und kritische Edition wurde 1894 von Wilhelm von Hartel herausgegeben und ist bis heute aktuell. Ergänzend dazu hat Dr. Skeb jetzt die erste Gesamt-übersetzung der Prosabriefe des Paulinus für den deutschen Sprachraum erstellt.

    Aristokrat erlebt Wundert und wird Asket

    Meropius Pontius Paulinus - später Paulinus von Nola - wurde um 355 in "Die Königreiche des Paulinus" hineingeboren, wie die kampanischen und aquitanischen Güter der Familie genannt wurden. Wie jedes Mitglied der römischen Se-natsaristokratie schlug Paulinus zunächst eine politische Laufbahn ein, die ihn auch 381 als Magistrat nach Kampanien (Italien) führte. Dort wurde er in Nola Zeuge von Wundern am Grab des Hl. Felix, dem er nach dem örtlichen Brauch seinen Bart für künftiges Wohlergehen opferte. Obwohl Paulinus nicht christlich erzogen worden war, wandte er sich nach diesen Erlebnissen dem Christentum zu und erhielt zwischen 385 und 389 die Taufe. Den Ausschlag für seine weitere spirituelle Entwicklung gab die Ermordung seines Bruders 390. In den folgenden Jahren verkaufte Paulinus seinen Besitz und den seiner Frau Therasia, um fortan in Armut zu leben. Nach seiner Priesterweihe 394 in Barcelona gründete er in Nola eine asketische Lebensgemeinschaft und verwendete sein Geld für den Bau von Hospizen und die Renovierung der Kirche. Als er im Juni 431 starb, war er mehr als 20 Jahre Bischof von Nola gewesen.

    Ein Reicher geht durchs Himmeltor

    Die Konversion Paulinus zum Mönchtum brachte ihm sehr viel Kritik ein. Seine "weltlichen" Freunde bedauerten den Verlust eines großen Dichters, obwohl er für die Poesie noch Zeit fand; die Geistlichen kritisierten, daß seine Askese noch zu weltlich sei. Paulinus hatte sich nicht vollständig aus der Welt zurückgezogen, er war kein Dogmatiker, vielmehr interessierte er sich für theologische Themen wie Sakramente, Sünde, die Trinität und den Menschen in konkreten Lebensumständen. Im Mittelpunkt all seiner Schriften steht Jesus Christus, dessen Leben er sich zum Vorbild nahm: "Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe deine ganze Habe und gib sie den Armen ... und komm, folge mir." Armut war für Paulinus die Voraussetzung für die Wandlung, die sich im Innern abspielt. Indem sich der Mensch in Demut von allem Irdischen befreite, würde er zu ungesäuertem Brot, der Speise des Herrn, und damit erhoben.

    Titelaufnahme

    Paulinus, Pomtius Meropius, Epistulae / Briefe. Übersetzt und eingeleitet von Matthias Skeb, Herder-Verlag, Freiburg, Basel, Wien 1998 (Reihe Fontes Christiani, Band 25, Teilbände 1-3).

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Wilhelm Geerlings, Rosalie Hellmann, Dr. Horst Schneider, Christian Schulze, Ruhr-Universität Bochum, Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700 7924/4706, Fax 0234/7094 428.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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