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24.01.2005 10:21

Böden wirken als Verstärker der globalen Erwärmung

Dr. Andreas Trepte Abteilung Kommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

    Bodenkohlenstoff reagiert sensibler auf Klimaerwärmung als bisher
    erwartet und liefert zusätzliches Treibhausgas in die Atmosphäre
    Ein internationales Wissenschaftlerteam konnte jetzt erstmals zeigen, auf
    welche Weise der Erdboden weltweit auf eine mögliche Klimaerwärmung
    reagieren würde. Die Ergebnisse lassen eine noch schnellere Erwärmung
    des Weltklimas erwarten als bisher angenommen. Mikroorganismen
    würden organisches Material in den Böden schneller zersetzen, dadurch
    zusätzliches Kohlendioxid freisetzen und den Klimawandel beschleunigen.
    Das Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena, der
    Universität Bristol, England, und des Nationalen Zentrums für
    Atmosphärenforschung in Boulder, USA, veröffentlicht seinen Befund in
    der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature (Nature, 20. Januar

    Weltweit befindet sich so viel Kohlenstoff in den Böden, dass sich bei seiner plötzlichen Freisetzung der
    Gehalt an Kohlendioxid in der Atmosphäre sofort verdrei- oder sogar vervierfachen würde. Auch wenn
    ein solch abruptes Szenario extrem unwahrscheinlich ist, würde schon eine sich allmählich
    beschleunigende Zersetzung in Folge der globalen Klimaerwärmung - chemische Reaktionen verlaufen
    bei höheren Temperaturen schneller -zusätzliche Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre entlassen
    und das Klima weiter anheizen.
    In letzter Zeit hatten sich Berichte gehäuft, wonach sich die für die Kohlenstoffzersetzung im Boden
    verantwortlichen Mikroorganismen allmählich an die wärmeren Bedingungen gewöhnen und die
    Abbaurate dabei an die höheren Temperaturen anpassen würden. Die Folge wäre, dass das Kohlendioxid
    in praktisch konstanten Raten freigesetzt würde. Solche Vorhersagen widersprechen jedoch lang
    etablierten Gesetzen der physikalischen Chemie, nach denen zusätzliche Wärme die Abbaurate
    chemischer Prozesse stets beschleunigt.
    Dem Forscherteam ist es nun gelungen, diesen Widerspruch aufzulösen und mit theoretischen
    Vorhersagen in Einklang zu bringen. Konkret haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass der
    scheinbar simple biologische Anpassungsmechanismus im Boden in Wirklichkeit simplen Regeln der
    Physik folgt. Es zeigte sich, dass der scheinbar rätselhafte Verlauf des Kohlenstoff-Abbaus bei
    Erwärmung auf die enorme Bandbreite chemischer Eigenschaften des organischen Bodenkohlenstoffs
    zurückzuführen ist. Dessen Eigenschaften reichen von zuckerähnlichen labilen Verbindungen bis zu
    kohleartigen stabilen Komplexen, die für Mikroorganismen schwerer abbaubar sind. Diese extreme
    Mischung ganz unterschiedlich stabiler Verbindungen hatte bisher die Interpretation der Laborergebnisse
    erschwert.
    Der nächste Schritt besteht nun darin, die neuen Erkenntnisse in komplexe globale Klimamodelle
    einzubauen und die Auswirkungen eines beschleunigten Abbau des Bodenkohlenstoffs auf die
    Klimaerwärmung neu zu berechnen. Bisher berücksichtigen die Klimasimulationen nur die leichter
    messbaren Eigenschaften der labilen Bestandteile des Bodenkohlenstoffs. Man schätzt, dass etwa 90
    Prozent des weltweit in den Böden enthaltenen Kohlenstoffs in der chemisch stabilen Variante vorliegt.
    Die neuen Forschungsergebnisse sagen nun vorher, dass diese stabilen Anteile wesentlich sensibler auf
    die Klimaerwärmung reagieren, als die bisher betrachteten etwa 10 Prozent labilen Verbindungen. Die
    Folge: Bei einer globalen Erwärmung gelangt mehr zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre als
    bisher angenommen, und die Klimaerwärmung beschleunigt sich zusätzlich.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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