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24.01.2005 11:29

Ehrungen und Preise auf der Chemiedozenten-Tagung

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Am 7. März werden in München anlässlich der Chemiedozenten-Tagung 2005 von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hohe Auszeichnungen vergeben. Professor Dr. Dr. h.c. Leopold Horner, Mainz, wird mit der GDCh-Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet, PD Dr. Ute Deichmann, Köln, erhält die Gmelin-Beilstein-Denkmünze, Dr. John M. Brown, Oxford/UK, wird der Horst-Pracejus-Preis verliehen, Dr. Cosima Stubenrauch, Dublin, wird der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis zugedacht und die Carl-Duisberg-Plakette erhalten Dr. Annie Dalbéra, Paris, und Dr. Karlheinz Schmidt, Bonn. Die GDCh-Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren für Chemie verleiht an junge Nachwuchswissenschaftler ihre diesjährigen ADUC-Preise.

    Der bereits 93jährige Leopold Horner galt für viele als aussichtsreicher Kandidat für den Chemie-Nobelpreis, der 2001 an Wissenschaftler ging, die auf dem Forschungsgebiet der asymmetrischen Katalyse arbeiten, für das Horner die Voraussetzungen geschaffen hatte. Der in Kehl geborene Horner studierte in Heidelberg und München Chemie und interessierte sich schon früh für katalytische Prozesse und die Naturstoffchemie. Sein wissenschaftliches Werk ist aber durch Breite und Interdisziplinarität gekennzeichnet. So arbeitete er während des Krieges am Forschungsinstitut für Kunststoffe in Frankfurt. Dort half er nach dem Krieg, den Universitätsbetrieb wieder in Gang zu bringen. 1953 folgte er einem Ruf an die Universität Mainz. In Horners breitem Wirkungsspektrum blieben stets die Reaktionen phosphororganischer Verbindungen ein besonderer Schwerpunkt. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Liebig-Denkmünze der GDCh (1973), wurden Horner zuteil.

    Ute Deichmann erhält für ihr Buch "Flüchten, Mitmachen, Vergessen - Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit", erschienen 2001 bei Wiley-VCH, die Gmelin-Beilstein-Denkmünze der GDCh, die an Persönlichkeiten verliehen wird, die sich besondere Verdienste um die Geschichte der Chemie, die chemische Literatur oder die Chemie-Information erworben haben. Deichmann leitet die Forschungsgruppe Geschichte der biologischen und chemischen Wissenschaften am Institut für Genetik der Universität Köln. Sie hat ferner eine Forschungsprofessur am Leo Baeck Institute in London inne. In "Mitmachen, Flüchten, Vergessen", Deichmanns Habilitationsschrift, weist die Autorin u.a. nach, welch katastrophale Folgen die Entlassung jüdischer Chemiker während der Nazi-Herrschaft vor allem für die Biochemie, die physikalische Chemie und die Quantenchemie in Deutschland hatte. Das Buch brilliert durch Fakten, wenig Ideologie, und die Lebensläufe der Forscher sind spannend geschrieben. Es ist akribisch recherchiert, zeugt von immenser Sachkenntnis und leistet einen wichtigen Beitrag zur Auseinadersetzung mit und zur Aufarbeitung der NS-Zeit. Es belegt auch, dass viele arrivierte Chemiker und Biochemiker mit Gleichgültigkeit und Berechnung das Schicksal ihrer jüdischen Kollegen verfolgten.

    John M. Brown vom Chemical Research Laboratory der Universität Oxford hat bedeutende Beiträge zur Aufklärung der Mechanismen metallorganischer Reaktionen und der katalytischen asymmetrischen Hydrierung geleistet. Dafür erhält er den Horst-Pracejus-Preis, der an den Chemiker Pracejus (1927 - 1987), Leiter des Rostocker Katalyse-Forschungsinstituts, erinnert. Brown, geboren 1939, hat in Manchester Chemie studiert. Nach Stationen in den USA und Australien erfolgte 1974 die Berufung auf eine Lecturer-Position in Oxford. Brown wurde mehrfach ausgezeichnet. Seine Forschungsergebnisse hat er weltweit auf zahllosen Kongressen und an vielen Universitäten vorgestellt.

    Der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird an junge Wissenschaftler/innen vergeben, die sich durch originelle Arbeiten hervorgetan haben. Das gilt für Cosima Stubenrauch, die wegweisend und international beachtet auf dem Gebiet dünner Schaumfilme arbeitet. Sie untersuchte in ihrer Habilitationsarbeit an der Universität Köln den Einfluss der Tensidstruktur auf die Stabilität von Filmen und Schäumen. Derzeit arbeitet sie in Dublin. Sie wurde bereits von der renommierten Cornell University zu einer Vortragsreihe eingeladen. Ferner koordiniert sie das Europäische Marie Curie Trainingsnetzwerk für junge Wissenschaftler. 2002 wurde ihr der ADUC-Jahrespreis zuerkannt.

    Die Carl-Duisberg-Plakette wird an Wissenschaftler/innen verliehen, die sich besondere Verdienste um die Förderung der Chemie und der Ziele der GDCh erworben haben. Die Biologin Annie Dalbéra und der Chemiker Karlheinz Schmidt, beide Jahrgang 1945, erhalten sie für ihre Verdienste um die Förderung europäischer Forschungskooperationen. Dalbéra ist am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Paris, Schmidt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn tätig. Dank ihres engagierten Einsatzes wurde es möglich, dass die Chemie als erste naturwissenschaftliche Disziplin ein frei verfügbares Budget zur Förderung junger europäischer Forscher und transnationaler Forschungsprojekte erhalten hat. Ihr Engagement geht weit über die Dienstpflichten hinaus.

    Die ADUC-Preisträger werden erst in den nächsten Tagen bekannt gegeben.

    Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 27000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche auch international angesehene Preise. Einige davon haben eine lange Tradition, so der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis, der nach dem Tode des renommierten Industriechemikers 1936 erstmals vergeben wurde. Die Carl-Duisberg-Plakette wird seit 1953, die Gmelin-Beilstein-Denkmünze seit 1954 und der Horst-Pracejus-Preis seit 1999 verliehen. Die GDCh-Ehrenmitgliedschaft ist die höchste Auszeichnung, die die GDCh vergibt.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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