Städte sind weder baulich noch sozial eine homogene Einheit. Sie bestehen aus verschieden strukturierten Stadtteilen, in denen jeweils sehr unterschiedliche soziale Schichten und soziokulturelle Milieus beheimatet sind. Für Politik, Verwaltung und private Akteure einer Stadt ist es wichtig zu wissen, in welcher Form die sozialen Unterschiede zwischen den Stadtteilen auftreten, wie ausgeprägt sie sind und welche Entwicklungstendenzen es gibt. Diese Fragen waren für Mitarbeiter und Studenten des Instituts für Soziologie an der Universität Rostock der Anlaß für die Erarbeitung eines Sozialatlas für die Hansestadt Rostock.
Sozialatlanten sind inzwischen in etlichen Großstädten eine wichtige Grundlage für die Stadtplanung, Stadtentwicklungspolitik, Sozialplanung usw. Sozialatlanten sind (in der hier vorgelegten einfachen Form) eine Ergänzung zur üblichen amtlichen Statistik. Das besondere an ihnen ist die ausschließlich kartographische Darstellung der, prinzipiell bereits vorhandenen, aber nur in Tabellenform bzw. nicht in dieser aufbereiteten Form vorliegenden sozialen und raumbezogenen Daten. Die Darstellung in Form thematischer Landkarten erlaubt es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Stadtteilen quasi "auf einen Blick" zu erfassen. Das Ziel eines Sozialatlas ist also die Visualisierung sozialer und räumlicher Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Stadtteilen, um daraus dann Schlüsse auf deren jeweils spezifische sozial-räumliche Struktur ziehen zu können.
Der Rostocker Sozialatlas bietet bewußt keine sozialwissenschaftliche Interpretation der Daten (diese muß einem speziellen Sozialbericht vorbehalten bleiben und kann als Lehrprojekt nicht verwirklicht werden!), sondern er ist nur ein spezifisches Instrument, mit dem sich jeder Interessierte einen Überblick über die sozial-räumliche Situation in der Stadt verschaffen und seine Schlüsse daraus ableiten kann. Er ist eine Informationsgrundlage für Stadtplaner, die Behörden der Stadt, die politischen Akteure sowie ebenso interessant für die Wohnungswirtschaft und andere private Akteure.
Der vorliegende Atlas entstand als kleines Eigenprojekt im Institut für Soziologie. Sein Realisierung war nur durch das große Engagement der drei beteiligten Studentinnen Susanne Breitzke, Anja Hawixbrock und Ina Brachmann möglich, die unter Leitung von Dr. Johann Gerdes im Laufe eines Dreivierteljahres die Daten nach und nach zusammengetragen und in Karten umgesetzt haben.
Weil keine besonderen finanziellen Mittel für eine Veröffentlichung des Sozialatlas zur Verfügung standen, kann er sich in seiner Form vielleicht nicht mit den Hochglanzbroschüren anderer Städte messen, inhaltlich allerdings wurden erheblich mehr Daten aufbereitet als andernorts vielfach der Fall. Als Loseblattsammlung werden 235 thematische Karten präsentiert, die zunächst in fünf Bereiche eingeteilt sind. (baulich-räumlichen Bedingungen der Stadt, Daten zur Infrastruktur/Wirtschaft, Bevölkerungsstruktur, natürliche und räumliche Bevölkerungsbewegung und Arbeitslosigkeit). Eine Ergänzung ist geplant. Der Sozialatlas enthält neben den thematischen Karten auf 30 Seiten auch eine kurze Beschreibung der einzelnen Stadtbereiche der Hansestadt Rostock, um dem Nutzer eine, für die Interpretation der Daten notwendige, grobe Vorstellung über die baulich-räumliche Gestalt der Stadtteile bzw. über deren Entstehungsgeschichte zu geben.
Für die BearbeiterInnen erschöpft sich die Arbeit am Sozialatlas nicht darin, damit der Hansestadt eine kostenlose Dienstleistung zu erbringen - dies ist eigentlich nur der Nebeneffekt -, sondern im Zentrum stand dabei der Aspekt der qualifizierten Ausbildung, nämlich die Studentinnen im Rahmen eines sinnvollen Projekts mit den Grundlagen, Möglichkeiten und Tücken der Statistik vertraut zu machen und ihnen eine Möglichkeit zu geben, erste Erfahrungen auf dem Gebiet angewandter Forschung zu sammeln.
Darüber hinaus soll mit dieser Arbeit aber auch dazu angeregt werden, in der Hansestadt bzw. möglichst in der gesamten Planungsregion Rostock ein solches Projekt "Sozialatlas" zur ständigen Institution zu machen. Das heißt, ihn von Seiten der Stadt regelmäßig zu aktualisieren und auszubauen und ihn in Zusammenhang mit einer ebenso regelmäßigen Sozialberichterstattung zur Informationsgrundlage für Politik und Verwaltung in der Stadt zu machen. Unser Lehrprojekt kann dazu nur einen ersten Anstoß geben.
Kontaktadresse: Dr. Johann Gerdes
Institut für Soziologie an der Universität Rostock
August-Bebel-Str. 28
18051 Rostock
Tel. 0381/498-3003, Fax: 0381/498-3005,
e-mail: johann.gerdes@wisofak.uni-rostock.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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