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07.05.1997 00:00

Überkreuz-Nierentransplantation

Dietmar Schmidt Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis
Ludwig-Maximilians-Universität München

    F 4-97 06.05.1997

    Erklaerung der ,Interdisziplinaeren Arbeitsgruppe Lebendspende" zum Thema: UEberkreuz-Lebendspende bei Ehepaaren

    Die Arbeitsgruppe ,Lebendspende" am Klinikum Grosshadern steht dem Plan eines Ehepaares fuer eine UEberkreuz-Nierentransplantation mit einem anderen Paar noch mit Zurueckhaltung gegenueber: ,Wir muessen noch viel darueber nachdenken".

    In einer Zeitungsanzeige, die nach den vorliegenden Informationen am Mittwoch erscheinen soll, sucht ein Ehepaar, bei dem der Ehemann wegen Blutgruppenunvertraeglichkeit seine Niere nicht seiner Frau fuer eine Transplantation spenden kann, ein anderes Paar in vergleichbarer Situation, mit dem die Blutgruppenvertraeglichkeit ,ueberkreuz" vorhanden ist, so dass eine wechselseitige Transplantation moeglich waere.

    Diese neue Variante einer nichtverwandten, altruistischen Lebendspende einer Niere wird bereits seit 15 Jahren in den USA diskutiert, wurde unseres Wissens bisher jedoch nie durchgefuehrt.

    Die interdisziplinaere Arbeitsgruppe ,Lebendspende" hat sich mit dem Thema ,Lebendspende" in den vergangenen Jahren intensiv befasst und fuehrt ein Forschungsprojekt durch, in dem auch medizinisch nichtverwandte Spender, insbesondere Ehepartner fuer ihren kranken Partner gespendet haben.

    Die Arbeitsgruppe hat sich bereits vor mehreren Wochen mit der Anfrage der Familie K. befasst und steht ihr nicht voellig ablehnend gegenueber. Eine ,Kreuzspende" waere zumindest zum gegenwaertigen Zeitpunkt auch in rechtlicher Hinsicht dann moeglich, wenn sich alle Beteiligten nach intensiver Aufklaerung und bei medizinischer Eignung freiwillig fuer die Eingriffe entscheiden. Die Arbeitsgruppe ist jedoch der Ansicht, dass zwischen nichtverwandtem Spender und Empfaenger in der Regel eine enge persoenliche Beziehung stehen sollte. Eine solche liegt bei dieser ,UEberkreuz-Lebendspende" zunaechst nicht vor.

    Hinzu kommt, dass der psychologisch-medizinische Beratungsprozess bei Spender und Empfaenger, den die Arbeitsgruppe als unabdingbare Voraussetzung zur Rechtfertigung einer Lebendspende-Nierentransplantation ansieht, und der bei allen Lebendspende-Nierentransplantationen im Klinikum Grosshadern zur Anwendung kommt, sich hier aeusserst kompliziert gestalten wuerde. Insbesondere muessten hier die psychologischen Wechselwirkungen zwischen vier (!) Ehe- bzw. Spender/Empfaenger - Paaren beachtet und eruiert werden. Wegen der grundsaetzlichen Bedeutung dieses Falles bedarf es einer umfassenden Analyse der psychologischen, medizinischen, rechtlichen und ethischen Aspekte von ,UEberkreuz-Lebendspenden", die gegenwaertig noch nicht abgeschlossen ist.

    Der Arbeitsgruppe Lebendspende gehoeren der Eichstaetter Moraltheologe Professor Dr. Antonellus Elsaesser, der Muenchner Moraltheologe Professor Dr. Johannes Gruendel, die Muenchner Juristen Prof. Dr. Hermann Nehlsen und Prof. Dr. Ulrich Schroth, der Muenchner Persoenlichkeitspsychologe Professor Dr. Klaus A. Schneewind und der Transplantationschirurg Professor Dr. Walter Land vom Klinikum Grosshadern an.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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