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02.05.1996 00:00

Schmerztherapie auf dem Prüfstand

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 02.05.1996 Nr. 80

    Mehr Schmerzen durch Schmerzmittel?

    Falsche Therapien muessen ausgeschlossen werden

    Sertuerner Workshop ueber Medikamentoese Schmerztherapie

    Trotz des riesigen Verordnungs- und Umsatzvolumens von mehr als 2 Mrd. DM leiden in Deutschland mindestens 4 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Kopf- und Rueckenschmerzen sind die haeufigsten Schmerzerkrankungen. Wirken die Mittel nicht, oder wird falsch therapiert? 35 Fachleute fuer die Therapie chronischer Schmerzen treffen sich von 3. bis. 6. Mai 1996 in Castrop-Rauxel zu einer Expertentagung ueber "MEDIKAMENTOESE SCHMERZTHERAPIE" UNTER DER LEITUNG VON Prof. Dr. med. Michael Zenz (Direktor der Klinik fuer Anaesthesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie, Bergmannsheil Bochum, Universitaetsklinik der RUB).

    Premiere fuer Deutschland: Wirksamkeit von Schmerzmitteln auf dem Pruefstand

    Bei dieser Arbeitstagung werden erstmals in Deutschland wichtige in der Schmerztherapie immer wieder verwendete Arzneimittelgruppen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, Unwirksamkeit und Gefahren genauer "unter die Lupe" genommen. Grundlage der gemeinsamen Arbeit ist die Analyse der gesamten internationalen wissenschaftlichen Literatur. Fuer welche Arzneimittelgruppen gibt es ueberhaupt Studien, die einem hohen wissenschaftlichen Standard entsprechen und die Wirksamkeit der verschiedenen Medikamente in der Therapie chronischer Schmerzen beweisen koennen? Ziel ist es, dass bei der medikamentoesen Schmerztherapie irrationale und gefaehrliche Therapien ausgeschlossen werden und Medikamente nach rationalen Standards, entsprechend den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, eingesetzt werden. Solche Standards koennen Patienten unnoetige Leidenswege und dem Bundesgesundheitsminister viel Geld ersparen.

    3,7 Milliarden Umsatzvolumen

    Fuer fast 2 Milliarden DM werden zur Zeit jaehrlich allein Analgetika und Migraene-Mittel verordnet. Nimmt man die Gruppen der Psychopharmaka und Hypnotika/Sedativa hinzu, die ebenfalls haeufig bei Schmerzen verordnet werden, steigt das jaehrliche Umsatzvolumen auf 3,7 Milliarden DM. Bei den rezeptfreien Medikamenten stehen Schmerzmittel an erster Stelle der verkauften Arzneien. Trotz des riesigen Verordnungs- und Umsatzvolumens leiden in Deutschland nach Schaetzungen mindestens 4 Millionen Menschen an chronischem Schmerzen. Kopf- und Rueckenschmerzen sind die haeufigsten Schmerzerkrankungen.

    Entzug von Therapie notwendig

    Aus klinischen Studien ist bekannt, dass Patienten, die eine spezialisierte schmerztherapeutische Einrichtung aufsuchen, im Schnitt mindestens zehn Jahre unter Schmerzen leiden und in dieser Zeit eine Vielzahl verschiedener Medikamente eingenommen haben; in der Regel ohne ausreichende Wirkung, haeufig mit erheblichen Nebenwirkungen. Schmerzmittel koennen Schmerzen sogar hervorrufen oder verstaerken. Bei ca. 30 Prozent der Patienten muss daher zunaechst ein Medikamentenentzug durchgefuehrt werden, bevor eine rationale Schmerztherapie begonnen werden kann. In vielen Faellen sind die jahrelangen Schmerzen allein durch das Weglassen der Analgetika verschwunden.

    Welche Medikamente sind sinnvoll?

    Welche Medikamente sind fuer die Therapie chronischer Schmerzen ueberhaupt sinnvoll? Darum geht es u.a. auf dieser Tagung. Die Sertuerner Gesellschaft Einbeck e.V. ist ein Zusammenschluss von Forschern und Klinikern, die sich mit Fragen der Schmerztherapie und Anaesthesiologie beschaeftigt. Die Gesellschaft wurde im Andenken an den Apotheker Friedrich W.A. Sertuerner 1982 gegruendet. Sertuerner hat vor 190 Jahren durch die Isolierung von Morphium wesentlich zur klinischen Schmerztherapie und zur Entwicklung der Anaesthesiologie beigetragen. Die Gesellschaft hat ihre Aufgabe satzungsgemaess im Bereich von Expertenkonferenzen und richtet Symposien und Workshops aus, die zum groessten Teil in der Stadt von Sertuerners Wirken, Einbeck, stattfinden. Bisherige Schwerpunkte waren Tagungen zur postoperativen Schmerztherapie, zu Benzodiazepinen in der anaesthesiologie, Alfentanil, Histamin-Rezeptorantagonisten und Alpha-Adrenorezeptor-Agonisten. Ein Teil der Tagungsergebnisse ist in Buchform erschienen.

    Experten und Konsenskonferenzen

    Der jetzige Schwerpunkt der Arbeit der Sertuerner Gesellschaft liegt auf zweimal jaehrlich stattfindenden Expertenkonferenzen und Konsensuskonferenzen zu Fragen der Schmerztherapie und Anaesthesiologie. So wurden in diesem Rahmen unter anderem Leitlinien zur Therapie chronischer Schmerzen mit Opioiden erarbeitet und in relevanten Fachzeitschriften publiziert.

    Weitere Informationen Prof. Dr. M. Zenz, Bergmannsheil Bochum, Universitaetsklinik der RUB, Tel. 0234/3026825, Fax: 0234/3026834


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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