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Deutsche Forscher favorisieren Einsatz von BCI ohne operativen Eingriff
Göttingen, 17. Februar 2005 - Mit der in den letzten Jahren stark verbesserten neurowissen¬schaftlichen Technik konnte erstmals begonnen werden, elektrische, magnetische und stoff¬wechselbedingte Vorgänge des Gehirns zur Steuerung von Computern, externen Maschinen und Prothesen zu benutzen. Mit Brain-Computer-Interfaces (BCI) können vollkommen ge¬lähmte, so genannte "eingeschlossene" Patienten kommunizieren, ohne zu sprechen oder ir¬gendeinen Muskel benutzen zu müssen. "Die Patienten lernen mit Gedanken und Vorstel¬lungen bestimmte elektrische oder magnetische oder metabolische (Blutfluss) Signale im Gehirn wil¬lent¬lich zu erzeugen: Diese werden über die unter der Kopfhaut implantierten BCIs an einen Rechner geleitet, der sie dann zur Auswahl von Buch¬staben und Wörtern benutzt," sagt Prof. Dr. Niels Bierbaumer, Institut für Medizinische Psycholo¬gie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen anlässlich der 30. Göttinger Neurobio¬logenkonferenz und 6. Tagung der Deutschen Neurowissen¬schaftlichen Gesellschaft in Göttin¬gen. Vor allem an Patienten mit Amy¬otropher Lateralskle¬rose, an der zum Beispiel der Maler Jörg Immendorff leidet, werden sol¬che Gehirn-Com¬puter-Schnittstellen (Brain-Computer-Interface BCI) eingesetzt.
"Eingeschlossene" Patienten verfügen über ein wa¬ches Gehirn und ein funktionierendes Gehör bei vollkommener Lähmung aller willentli¬chen Muskeln. Dieses ist einer der schrecklichsten Zu¬stände, in die ein Mensch krank¬heitsbedingt geraten kann. Durch die neue Technik wurde ein wichtiger Beitrag zu Lebenswille und Lebensqualität neurologisch Schwerkranker erbracht. In Deutschland werden die BCIs an der Kopfhaut, also ohne einen operativen Ein¬griff, angebracht. In Amerika dagegen werden sie direkt ins Gehirn im¬plantiert. Beide Metho¬den zeigen bisher Er¬folge.
BCIs werden zunehmend auch zur Steuerung von Prothesen oder gelähmten Körperteilen be¬nutzt. Bisher wurden einem Patienten mit Querschnittslähmung 100 Me¬tallelektroden direkt ins Gehirn eingepflanzt, was die präzise Steuerung von Prothesen sehr erleichtert. Aber auch Elektroden an der Kopfhaut (EEG) angebracht, können bereits Signale von Vor¬stellungen und Gedanken auffangen, welche man zur Bewegungssteuerung benutzen kann: die Personen den¬ken eine Bewegung und dieses Signal wird an eine intelligente Prothese geleitet, welche die Be¬wegung ausführt. Dazu gibt es allerdings erst einzelne Versuche an Einzelfällen, welche aber sehr erfolgreich verliefen.
Hinweis: An der Tagung nehmen die führenden Forscher auf dem Gebiet der unblutigen, nicht-invasiven BCI-Forschung teil. Außerdem spricht Dr. Miguel A. L. Nicolelis, Duke University, Durham, USA, am Freitag, 18. Februar 2005 von 15 bis 16 Uhr, Hörsaal 11, über Forschungen, bei denen im Tiermodell BCIs zur Bewegungssteuerung eingesetzt werden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Niels Birbaumer
Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie
Universität Tübingen
Gartenstr. 29
72074 Tübingen
Tel.: 07071-297 4219
Während der Tagung:
Tagungsbüro: 0551/39 9595
nbc@uni-goettingen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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