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07.04.1999 11:27

Nature Publikation vom 8.4.:"Seeing Movement in the Dark"

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Fehler in der Schätzung von Geschwindigkeiten
    bei Dämmerung und Nacht

    Die Zeitschrift Nature verlangt die Einhaltung einer-Sperrfrist bis 7. April, 19.00 Uhr. Wir bitten auch im Namen der Autoren um Beachtung! Vielen Dank.

    Am 8. April wird in der renommierten Wissenschaftszeitschrift "Na-ture" ein Beitrag der Tübinger Forscher Karl Gegenfurtner (Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik Tübingen), Helmut Mayser (Universitäts-Augenklinik Tübingen, Abt. für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie) und Lindsay Theodor Sharpe (Uni-versitäts-Augenklinik Tübingen, Abt. für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie ) zum Thema "Seeing Movement in the Dark" erscheinen.
    Die Autoren Mayser und Sharpe sind in der Forschungsstelle für Ex-perimentelle Ophthalmologie der Universitäts-Augenklinik Tübingen tätig.

    Bei dem Forschungsprojekt ging es darum, das Bewegungssehen der verschiedenen Typen von Lichtempfängern in der Netzhaut zu unter-suchen. In der Netzhaut des Menschen befinden sich etwa 110 Mio. sog. Stäbchenphotorezeptoren, die vornehmlich für Dämmerungs- und Nachtsehen zuständig sind und keinen Beitrag zum scharfen Sehen im Zentrum und zum Farbensehen liefern. Für die Funktionen des Scharf-sehens und Farbensehens befinden sich zusätzlich 6 Mio. sog. Zapfen-rezeptoren an der schärfsten Stelle des Sehens, also in der sog. Maku-la, der Netzhaut des Auges.

    Die Autoren haben festgestellt, daß die Geschwindigkeit, die ein Mensch über seine Stäbchenphotorezeptoren bei Dämmerung und Nacht wahrnimmt, um dreißig Prozent geringer eingeschätzt wird als die Wahrnehmung der Bewegung der gleichen Objekte, wenn sie über den Zapfenmechanismus des Auges erfolgt.

    Dies hat natürlich wichtige Bedeutung z.B. für Autofahrer bei Nacht, aber auch bei jeglicher Erkennung von Bewegung (z.B. Tennisspielen bei schlecht ausgeleuchtetem Tennisplatz). Da sich die Stäbchen in der Peripherie finden, wird ein sich auf den Autofahrer zu bewegendes Auto, das mit dem stäbchendominierten Teil der Netzhaut gesehen wird, in seiner Geschwindigkeit deutlich unterschätzt. Da die Autofah-rer bei Nacht ständig zwischen Zapfen- und Stäbchensehen wechseln müssen, nämlich vom Zapfensehen im Bereich des Scheinwerferke-gels zum Stäbchensehen in Bereichen außerhalb des Scheinwerferke-gels, ist durch die besondere Verarbeitung der Neurone des Auges ein Fehler in der Schätzung von Geschwindigkeiten bei Dämmerung und Nacht praktisch "fest verdrahtet eingebaut". Autofahrer sollten dies wissen, ebenso wie andere Berufe, die bei wechselnden Helligkeiten bewegte Objekte erkennen müssen, etwa Hubschrauberpiloten.

    Die Ergebnisse haben deshalb eine Reihe von Konsequenzen für die Sicherheit im Straßen- und Flugverkehr. Es ist durchaus möglich, daß zukünftige Studien weitere Unterschiede in der Entwicklung des Be-wegungssehens zeigen, wenn die Netzhaut des Auges von degenerati-ven Prozessen oder Stoffwechselstörungen betroffen ist.
    Die Autoren werden einen DFG-Antrag stellen, um die Bedeutung des Bewegungssehens, das derzeit vom Augenarzt nicht getestet werden kann und auch von den Führerscheinstellen und anderen mit der Ver-kehrsmedizin befaßten Stellen nicht geprüft wird, bei verschiedenen Erkrankungen der Netzhaut zu untersuchen. Dabei werden sog. "virtu-al reality Bedingungen", d.h. computergesteuerte Szenen, zu denen das Max-Planck-Institut über besondere Einrichtungen verfügt, herange-zogen werden.

    Ansprechpartner für nähere Informationen:

    Universitätsklinikum Tübingen, Augenklinik
    Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Eberhart Zrenner
    Tel. 0 70 71 / 29-8 47 86, Fax 0 70 71 / 29-50 38

    Prof. Dr. phil. Lindsay Sharpe
    Forschungsstelle für Experimentelle Ophthalmologie
    Tel. 0 70 71 / 29-8 37 34, Fax 0 70 71 / 29-52 71
    email: ted.sharpe@uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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