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18.02.2005 14:37

Privatanleger denken langfristig - Wirtschaftszeitungen, Internet und Anlageberater sind die wichtigsten Informationsquellen vor einem Aktienhandel

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Wie entscheiden sich Privatanleger, wenn sie an der Börse handeln? Und aus welchen Quellen informieren sie sich? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer bundesweit repräsentativen Anlegerbefragung der Universität Augsburg, deren Ergebnisse heute vorgestellt wurden.

    "Die meisten Privatanleger verfolgen eine langfristige Perspektive, wenn sie an der Börse mit Aktien oder Fonds handeln", so Prof. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Augsburg. "Am wichtigsten sind ihnen die Zukunftsaussichten eines Unternehmens oder einer Branche sowie die langfristigen Kursaussichten". Mehr als 90 Prozent aller deutschen Privatanleger halten diese Kriterien für "sehr wichtig" oder "eher wichtig". Nach dem Hype der auf kurzfristigen Erfolg angelegten New Economy interessieren sich Anleger heute eher für sichere oder für langfristig erfolgversprechende Branchen: beispielsweise Biotechnologie oder regenerative Energiequellen, vor allem Solarenergie. Das Vertrauen in die Unternehmensleitung ist bereits das zweitwichtigste Kriterium. "Nach den Diskussionen über die soziale Verantwortung von Managern gewinnt das Vertrauen in die Unternehmensleitung an Bedeutung. Auch hier wird die langfristige Perspektive gegenüber der kurzfristigen Kursteigerung betont", so Frank Brettschneider.

    Auf den Plätzen 3 und 4 folgen der voraussichtliche Kursgewinn in den nächsten zwölf Monaten (79 Prozent) sowie die Nachhaltigkeit der hergestellten Produkte oder Dienstleistungen (76 Prozent). Dass ein Unternehmen in Deutschland produziert, ist 64 Prozent der deutschen Kleinaktionäre "sehr wichtig" oder "eher wichtig". Die Kursgewinne und die Dividende im letzten Jahr sind für die Anleger deutlich unbedeutender (53 bzw. 54 Prozent). "Was war, ist für die meisten Schnee von gestern. Auf die Zukunft kommt es an", so Frank Brettschneider. "Unternehmen können sich daher nicht auf ihren Erfolgen in der Vergangenheit ausruhen. Gefragt sind zukunftsträchtige Innovationen".

    Die Privatanleger sind sich bei den Kriterien für eine Kauf- oder Verkaufentscheidung weitgehend einig. Allerdings informieren sie sich aus unterschiedlichen Quellen. Zwei Drittel der Anleger handeln eher selten mit Aktien. Diese Personen mittleren Alters sowie Rentner betonen überdurchschnittlich oft die langfristige Geldanlage. Sie kaufen Aktien und lassen diese dann im Depot liegen. Dementsprechend suchen sie kaum aktiv nach börsenrelevanten Informationen. Börsen-News im Fernsehen und Anlageberater bei Banken sind für sie wichtige Informationsquellen.

    Demgegenüber handelt ein Drittel der Privatanleger häufiger mit Aktien. Diese überdurchschnittlich jungen Personen, Selbständige und Personen mit hohem Haushaltseinkommen sind auch an kurzfristigen Kursgewinnen interessiert. Sie suchen aktiv nach börsenrelevanten Informationen. Dazu nutzen sie in erster Linie die Wirtschaftspresse und Online-Portale im Internet.

    Dies sind die Ergebnisse einer bundesweit repräsentativen Bevölkerungsbefragung, die Infratest dimap im Auftrag der Universität Augsburg durchgeführt hat. Befragt wurden 1005 Deutsche ab 18 Jahren. 22 Prozent von ihnen gaben an, selbst Aktien oder Aktienfonds zu besitzen. Im Westen ist der Anteil größer als im Osten. Der größte Anteil findet sich bei den 30- bis 44-Jährigen, den Männern, Personen mit hohem Schulabschluss, Selbständigen, Angestellten und Beamten. Zehn Prozent der befragten Aktienbesitzer gaben an, mehrmals im Monat mit Aktien zu handeln, 23 Prozent handeln mehrmals im Jahr und 63 Prozent seltener.

    Die repräsentative Bevölkerungsbefragung ist Teil eines Forschungsprojekts der Kommunikationswissenschaft an der Universität Augsburg. In dessen Rahmen wird auch eine Online-Befragung zum Anlegerverhalten durchgeführt:

    http://www.kreartiv.info/kw_befragung/

    "Bislang haben mehr als 500 Personen an der Online-Befragung teilgenommen. Von der Online-Befragung versprechen wir uns vertiefende Erkenntnisse über die Informationen, die Anlegern wichtig sind, und über die Informationsquellen der Anleger", so Projektleiter Brettschneider. Beispielsweise wurde so schon herausgefunden, dass unter der Wirtschaftspresse das Handelsblatt, Capital, die Wirtschaftswoche und die Financial Times Deutschland zu den bevorzugt genutzten Printmedien zählen. Auch die überregionalen Tageszeitungen FAZ und Süddeutsche Zeitung sind hier von Bedeutung. Im Internet werden die Portale Onvista, Consors und Comdirect bevorzugt genutzt.
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    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Prof. Dr. Frank Brettschneider
    Kommunikationswissenschaft
    Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5665
    frank.brettschneider@phil.uni-augsburg.de
    http://www.philso.uni-augsburg.de/web2/KW/KW.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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