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23.02.2005 13:17

Ein Baustein deutscher Außenpolitik: RUB-Studie über die Humboldt-Stiftung

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Alexander von Humboldt-Stiftung prägt mit ihrer Arbeit das Wissenschaftssystem und die Forschungslandschaft vieler Länder maßgeblich. So lautet das Fazit des Bochumer Historikers Prof. Dr. Christian Jansen. Zum 50jährigen Bestehen der Stiftung fasst er ihre Entwicklung aus der Sicht eines Außenstehenden zusammen und zeichnet damit in seinem Buch "Exzellenz weltweit" auch ein lebendiges Bild deutscher Außen- und Kulturpolitik.

    Bochum, 23.02.2005
    Nr. 66

    Ein Baustein deutscher Außenpolitik
    RUB-Studie zur Geschichte der Humboldt-Stiftung
    Als Buch erschienen: Wissenschaftsförderung weltweit

    Die Alexander von Humboldt-Stiftung prägt mit ihrer Arbeit das Wissenschaftssystem und die Forschungslandschaft vieler Länder maßgeblich. So lautet das Fazit des Bochumer Historikers Prof. Dr. Christian Jansen. Zum 50jährigen Bestehen der Stiftung fasst er ihre Entwicklung aus der Sicht eines Außenstehenden zusammen und zeichnet damit auch ein lebendiges Bild deutscher Außen- und Kulturpolitik. Das Buch mit dem Titel "Exzellenz weltweit. Die Alexander von Humboldt-Stiftung zwischen Wissenschaftsförderung und auswärtiger Kulturpolitik (1953-2003)" ist im DuMont-Verlag erschienen.

    Ein Wagnis für beide Seiten

    Christian Jansen und sein Mitarbeiter Christoph Nensa nutzten das umfangreiche Archiv der Alexander von Humboldt-Stiftung und führten zusätzlich Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern, Generalsekretären und Präsidenten, um die Geschichte der Förderinstitution so spannend wie umfassend darzustellen. Das Besondere an der Studie ist der Blick von außen, als Historiker ohne Vorkenntnisse über innere Strukturen. Keine leichte Aufgabe, denn einerseits sollen sie klarer und emotionsloser urteilen können als ehemals Beteiligte, andererseits dürfen sie Gefühle und Interessen der in der Regel noch lebenden Protagonisten nicht verletzen. "Die Fragestellung ist politik- und mentalitätsgeschichtlich angelegt", so die Autoren, "interne Prozesse und Konflikte in der Geschäftsstelle wurden ebenso ausgeblendet wie die Persönlichkeiten der Präsidenten und des Führungspersonals der Alexander von Humboldt-Stiftung." Dennoch bietet das Buch spannende Einblicke in Probleme, typische Konflikte und Erfolge der westdeutschen auswärtigen Kulturpolitik, vom erfolgreichen Wiederaufbau in den 50er Jahren über die konfliktreichen 60er und 70er bis zur Wiedervereinigung mit der DDR.

    Umfassender Einblick in die Stiftungsgeschichte

    Seit 1953 fördert die Stiftung insbesondere ausländische Wissenschaftler und trägt so zur Internationalisierung der Wissenschaft und zum kulturellen Austausch bei. Sie steht damit auch für die Entwicklung der Außen- und Kulturpolitik der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg. Zu Beginn war das Forschungsstipendium für hochqualifizierte ausländische Nachwuchswissenschaftler die einzige Form der Förderung. In den 70er Jahren entschloss man sich dann, Forschungspreise an ältere bereits etablierte Wissenschaftler zu verleihen und 1979 schließlich wurde mit dem Feodor-Lynen-Programm auch eine Fördermöglichkeit für deutsche Nachwuchswissenschaftler geschaffen. Der Etat der Stiftung ist von vergleichsweise bescheidenen 400.000 DM im Gründungsjahr auf derzeit ca. 63 Mio. Euro gestiegen, die Anzahl der Mitarbeiter von einer nebenamtlichen Geschäftsführerin und zwei Teilzeitkräften auf heute insgesamt 130 Angestellte. Neben der Geschäftsstelle in Bad Godesberg gibt es inzwischen auch eine kleine Repräsentanz in Berlin.

    Schwerpunkt Elitebildung

    Wie kann man dem "Brain Drain" - der Abwanderung der weltweiten Wissenschaftseliten - in die USA erfolgreich entgegentreten? Das ist die Frage, die sich heute auch die deutsche Wissenschaftslandschaft zunehmend stellen muss. Die Antwort der Alexander von Humboldt-Stiftung: durch die Anwerbung ausländischer Spitzenforscher, die eine Zeit lang in Deutschland leben und positive Erfahrungen mit in ihr Land zurücknehmen. Hier machen die unbürokratische und persönliche Betreuung und die lebenslange Nachbetreuung die Besonderheit der Förderung durch die Humboldt-Stiftung aus. Die zuvorkommende Behandlung, zahlreiche Stipendiatentreffen und nicht zuletzt auch die Höhe der Stipendien geben den Mitgliedern der "Humboldt-Familie" das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Die Anforderungen wurden dabei im Laufe der Zeit immer weiter hochgeschraubt. Während zu Beginn die meisten Geförderten nur einen Master- bzw. Magisterabschluss hatten, wird seit Mitte der 70er Jahre die Promotion "oder Äquivalent" ausdrücklich von allen Bewerbern verlangt.

    Politisch unabhängige Wissenschaftsförderung

    Die vom Auswärtigen Amt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Organisation lässt ihre Stipendiaten ausschließlich von Wissenschaftlern auswählen. Das Renommee der Stiftung basiert zu einem erheblichen Teil auf dem aufwendigen, in hohem Maß um Objektivität bemühten Auswahlverfahren. "Die Kriterien von Politikferne und Unabhängigkeit haben den Erfolg der Stiftung begründet und für Deutschland ein Vertrauenskapital geschaffen, das in Geld nicht auszudrücken ist", betont der Präsident der Humboldt-Stiftung, Prof. Wolfgang Frühwald. Dieser Erfolg lässt sich auch mit Zahlen belegen: weltweit gibt es ein Netzwerk von rund 23.000 "Humboldtianern" aller Fachgebiete in 130 Ländern, seit den 70er Jahren wurden 3.000 Humboldt-Forschungspreise vergeben und die Zahl der Nobelpreisträger unter den ehemaligen Stipendiaten stieg bis zum Jahr 2003 auf 35. Zahlreiche ehemalige Stipendiaten, insbesondere aus Osteuropa und außereuropäischen Ländern, gelangten in hohe politische Ämter, andere nahmen Führungspositionen im akademischen Sektor der USA ein.

    Keine Fachidioten

    "Auch in Zukunft wird die Alexander von Humboldt-Stiftung herausragende Einzelne fördern, die als Mittler und Multiplikatoren für ein differenziertes Deutschlandbild gewonnen werden sollen und die während ihres Deutschlandaufenthalts größtmögliche Freiheit bei der Durchführung ihrer Forschungsvorhaben bekommen", glaubt Christian Jansen. Dabei wird sie weiterhin besonderes Augenmerk auf Wissenschaftler richten, die über ihr eigentliches Gebiet hinaus auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen versiert sein sollten. Die Schere zwischen der Zahl der Humboldtianer und den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln öffnet sich weiter: Einen Teil der Nachbetreuung sollten zukünftig die inzwischen weltweit entstandenen Humboldt-Clubs ehemaliger Stipendiaten verstärkt leisten - und nicht nur wie bisher die Godesberger Geschäftsstelle.

    Titelaufnahme

    Christian Jansen: "Exzellenz weltweit. Die Alexander von Humboldt-Stiftung zwischen Wissenschaftsförderung und auswärtiger Kulturpolitik (1953-2003)", DuMont Literatur- und Kunstverlag Köln, ISBN 3-8321-7423-0, 248 S., 39,90 Euro

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Christian Jansen, Neuere und Neueste Geschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Ruhr-Universität Bochum, GA 4/149, Tel. 0234/32-25026, E-Mail: christian.jansen-2@rub.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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