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Jenaer Historiker stellen auf der Leipziger Buchmesse (17.-20.3.) Sammelband zur Feindbildpropaganda im Kalten Krieg vor
Jena (11.03.05) Wenn sich Anhänger verschiedener Kulturen, Religionen oder politischer Gesinnung in Konflikten gegenüberstehen, sind sie immer im mentalen Gepäck zu finden, die Feindbilder. Bis heute entfalten sie eine tödliche Wirkung, wie der Blick in den nahen Osten, nach Ex-Jugoslawien oder Ruanda zeigt. In der Zeit des Kalten Krieges waren Feindbilder ein elementarer Bestandteil der Denk- und Gefühlswelt jenseits und diesseits des Eisernen Vorhanges. Die Historikerin Dr. Silke Satjukow (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und ihr Kollege Prof. Dr. Rainer Gries (Universität Wien) sind Herausgeber eines neuen reich bebilderten Sammelbandes, in dem die Feindbild-Propaganda in den Ländern und Gesellschaften des "real existierenden Sozialismus" analysiert wird. Die beiden Wissenschaftler präsentieren in 26 Beiträgen eine historische Galerie der Feinde des Sozialismus in der Sowjetunion sowie in den Volksrepubliken Polen, Ungarn, Albanien und in der DDR. Die Publikation, die gerade im Leipziger Universitätsverlag erschienen ist, wird auf der Leipziger Buchmesse, die am 17. März startet, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Buch ist ein kleiner Abriss der Kulturgeschichte der Feindbilder des Sozialismus. Zu den bedrohlichen Vertretern aus dem Reich des Bösen zählen 'Kulaken', 'Popen' und 'Kapitalisten', 'Imperialisten' und 'Militaristen', 'Agenten' und 'Saboteure'. Das Historikerduo weist nach, dass die zahlreichen inneren und äußeren Feinde des Sozialismus dabei keineswegs nur ästhetische und mediale Konstrukte sind. "Die Produktion von Feindbildern ist ein gesellschaftlicher kommunikativer Prozess, an dem professionelle Propagandisten, aber auch die Bevölkerung aktiv beteiligt sind", erläutert Rainer Gries. "Feindbilder sollen legitimieren, integrieren und mobilisieren. Die Herrschenden gebären sie, um ihre Macht zu begründen", erklärt Silke Satjukow. Aber auch die von ihnen Beherrschten bleiben dabei nicht untätig. Sie können solche Feinderzählungen annehmen und durchaus für ihre Zwecke nutzen, bewusst ignorieren oder sich ihnen entgegenstellen. Die Herausgeber führen daher in ihrem Band auch in die Sozialpsychologie dieser Narrationen ein.
"Das Tableau der sozialistischen Feindbilder eröffnet Zugänge zu einem zentralen Phänomen politischer Kommunikation, das auch im 21. Jahrhundert seine Brisanz keineswegs verloren hat", verweist Silke Satjukow auf die Aktualität der neuen Publikation. Die jüngsten Entwicklungen nach den Terroranschlägen des 11. September und die damit einhergehende Stigmatisierung bestimmter Personengruppen, gar ganzer Staaten machten dies deutlich.
Bibliografische Angaben :
Silke Satjukow/Rainer Gries (Hrsg.): "Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus." Leipziger Universitätsverlag (Leipzig 2005). 555 S.; Hardcover; 70 überwiegend vierfarbige Abbildungen; ISBN 3-937209-80-8.
Rezensionsexemplare des Bandes sind erhältlich bei:
Dr. Gerald Diesener, Leipziger Universitätsverlag GmbH, Oststraße 41, 04317 Leipzig, Tel. und Fax: 0341 / 9900440, E-Mail: info@univerlag-leipzig.de
Kontakt:
Dr. Silke Satjukow
Historisches Institut der Universität Jena
Tel.: 03641 / 944450 oder 03643 / 401539 (priv.)
E-Mail: satjukow@t-online.de
Prof. Dr. Rainer Gries
E-Mail: rainer.gries@univie.ac.at
Silke Satjukow ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität Jena. Rainer Gries ist Vertragsprofessor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien sowie Privatdozent an der Universität Jena.
http://www.leipziger-buchmesse.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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