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Wissenschaft
Theologischer Lehrexport von Tübingen nach Riga
"Dozenten im Tausch gegen Stipendiaten" - so könnte die Kernformel eines Austausch- und Kooperationsprogramms lauten, das zwischen der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Theologischen Fakultät der Universität Lettlands in Riga demnächst besiegelt wird. Am 1. Mai wird eine kleine Delegation der Tübinger Fakultät unter Leitung ihres Dekans nach Riga fliegen und das Abkommen unter Dach und Fach bringen.
Dabei verpflichtet sich die Tübinger Fakultät, zweimal jährlich einen Dozenten nach Riga zu entsenden, um das dortige akademische Lehrangebot für angehende Pfarrer und Religionslehrer zu erweitern. Die bibelwissenschaftlichen, kirchenhistorischen, systematisch- und praktisch-theologischen Gastdozenten werden dann jeweils zwei- bis vierwöchige Kurse zum Rahmenthema "Gerechtigkeit Gottes und die Rechtfertigung des Menschen" durchführen. Im Gegenzug haben jährlich zwei Stipendiaten aus Riga nach erfolgreichem Abschluß ihres Studiums die Gelegenheit, für ein Jahr ein Aufbaustudium in Tübingen zu verbringen.
Das zunächst auf vier Jahre begrenzte Austauschprogramm zwischen den Universitäten wird von der Volkswagenstiftung in Hannover im Rahmen ihres Förderungsschwerpunktes "Gemeinsame Wege nach Europa - Grundlagen und Beispiele der Zusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften" mitfinanziert. Das Ziel der lettisch-württembergischen Kooperation ist der Aufbau und die Qualitätssicherung eines Magisterstudiengangs im Fach "Evangelische Theologie" an der Universität in Riga. Dazu gehört auch der Ausbau und die Unterstützung der theologischen Fachbibliothek an der dortigen Fakultät. Eine besondere Aufmerksamkeit soll der Förderung und Ausbildung des theologisch-wissenschaftlichen Nachwuchses gelten.
Mit den akademischen Austauschbeziehungen zwischen den theologischen Fakultäten von Riga und Tübingen knüpft man an alte Vorkriegstraditionen an: Schon einmal hat es 1920 an der Universität Lettlands eine theologische Fakultät gegeben, bis sie im Jahr 1940 von den sowjetischen Machthabern geschlossen wurde. Daneben bot auch das Herder-Institut, eine deutsche Privathochschule, eine theologische Ausbildung an, freilich ausschließlich für die angehenden Pastoren und Religonslehrer an den deutschen Gemeinden und Schulen Lettlands. Beide theologische Ausbildungsstätten unterhielten rege und intensive Kontakte zu verschiedenen deutschen Universitäten und waren nachhaltig durch die theologische Tradition des deutschen Protestantismus geprägt. Der Zweite Weltkrieg und fünfzig Jahre Sowjetzeit haben auch hier zu einem totalen Abbruch dieser Tradition geführt.
Seit der Wiedereröffnung der theologischen Fakultät in Riga im Sommer 1990 fehlte es dort an qualifizierten akademischen Lehrkräften. Die heute dort lehrenden und damit die Lücke schließenden Dozenten sind häufig Ende der vierziger Jahre aus Lettland in die USA oder nach Kanada emigriert und erst nach ihrer Pensionierung wieder in die alte Heimat zurückgekehrt, um hier akademische Aufbauarbeit zu leisten.
Inzwischen sind ungefähr 160 Studierende an der Rigaer Fakultät für den Studiengang "Evangelische Theologie" eingeschrieben. Eine gleiche Anzahl bereits im Schuldienst tätiger Lehrerinnen und Lehrer nehmen in ihrer Freizeit an den Weiterbildungsangeboten der Fakultät im Fach "Religionspädagogik und Theologie fürs Lehramt" teil.
Die Abteilung des lettischen Bildungsministeriums für religiöse und ethische Angelegenheiten begrüßt und unterstützt die Mitwirkung der Tübinger Fakultät an der Aus- und Fortbildung des theologischen und religionspädagogischen Nachwuchses in Riga und sieht darin einen positiven Beitrag zur weiteren Vertiefung und Verbesserung der zwischenstaatlichen Beziehungen beider Länder.
Nähere Informationen:
Prof. Dr. Volker Drehsen
Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät
Liebermeisterstr. 12
72076 Tübingen
Tel.: (07071) 29-73315
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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