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19.04.1999 12:36

Dr. PC diagnostiziert das Schleudertrauma

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. (20.04.99) Ein Verfahren, um Verletzungen der Halswirbelsäule objektiv zu diagnostizieren, haben Ärzte der Universität Jena erfolgreich getestet.

    Sogenannte Schleudertraumen - medizinisch: HWS-Distorsionen - zählen zu den häufigsten Verletzungen bei Auffahrunfällen im Straßenverkehr. Die Arbeitsgruppe um Dr. Thomas Uwe Schreiber vom Institut für Physiotherapie geht nach zuverlässigen Statistiken von 400.000 Patienten jährlich allein in Deutschland aus und beziffert die Behandlungskosten mit rund einer Milliarde Mark. Eine 3D-Bewegungsanalyse gibt nun erstmals nachprüfbar Aufschluß über die Art der Verletzung.

    Wird der Kopf heftig, ruckartig und unerwartet in eine Richtung bewegt, entsteht zumeist bloß eine Zerrung der Muskeln und Bänder in Nacken und Schulterpartien. Die ist aber recht schmerzhaft und heilt nur sehr langsam, manchmal erst nach Monaten. Fast jeder kennt das klassische Bild von Patienten mit Halskrause, die den Kopf kaum drehen können. "Schäden am Knochenapparat, die sich auf dem Röntgenbild darstellen ließen, kommen eher selten vor", weiß Thomas Uwe Schreiber, "bei der Diagnose der HWS-Distorsion müssen sich Ärzte und Therapeuten bisher vor allem auf die Angaben der Patienten verlassen."

    Die dreidimensionale Bewegungsanalyse ist da weitaus genauer. Schreiber setzt seinen Patienten ein leichtes Gestell mit drei kleinen Ultraschallsendern auf und läßt sie in einfachen Übungen den Kopf drehen, kreisen oder neigen - soweit es eben geht. Währenddessen zeichnen räumlich verteilte Empfänger die Daten auf, aus denen eine Spezialsoftware das individuelle Bewegungsmuster des Patienten errechnet. Die Meßmethode beruht auf trigonometrischen Prinzipien, wie sie etwa auch in der Landvermessung angewandt werden.

    Schreibers Team hat über zwölf Monate hinweg in enger Zusammenarbeit mit der Jenaer Universitäts-Unfallklinik mehr als 100 Patienten untersucht und ist sich nun sicher, daß die neue Methode überaus zuverlässig arbeitet. "Wir können an Hand der Computer-Bilder zum Beispiel klar erkennen, ob die Störungsmuster eher in der unteren oder der oberen Halswirbelsäule liegen", erklärt er, "für die Therapie ist es wichtig, die recht unterschiedlichen Verletzungsparameter möglichst genau zu erkennen." Auch erste Heilerfolge lassen sich aus Datenvergleichen objektiv ablesen und somit die Therapiepläne individuell abstimmen. "In den Praxen von Physikalischen Medizinern, Orthopäden, Sportmedizinern und Physiotherapeuten, aber auch in ambulanten Rehazentren wird die 3D-Bewegungsanalyse in naher Zukunft Standardmethode sein", schätzt Schreiber.

    Nun will der Jenaer Arzt genaue Kriterien entwickeln, um Halswirbelsäulen-Verletzungen objektiv nach Schweregraden einzuteilen. Das dürfte dann vor allem die Versicherungswirtschaft interessieren, die regelmäßig nach Verkehrsunfällen Schmerzensgelder an Unfallopfer zahlt. "Aber auch umgekehrt werden Geschädigte benachteiligt, weil ihr Arzt die Distorsion nicht genau diagnostizieren konnte", wendet Schreiber ein. Eines zumindest schafft die Methode schon jetzt zuverlässig: Sie entlarvt Simulanten. Denn das individuelle Störungsmuster eines Schleudertraumas wiederholt nachzuzeichnen, gelingt nur einem tatsächlich Verletzten.

    Ansprechpartner:
    Dr. Thomas Uwe Schreiber
    Institut für Physiotherapie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Tel.: 03641/937836, Fax: 937832
    e-mail: schreibe@mti-n.uni-jena.de

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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