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Wissenschaft
Bochum, 18.08.1997 Nr. 146
Tumorschmerz mit einfachen Medikamenten beherrschbar Neuer Aktionsplan für die Therapie von Tumorschmerzen geplant Int. Sertürner-Workshop zieht Bilanz: 10 Jahre WHO-Leitlinien
Eine Bilanz der vor zehn Jahren eingeführten WHO-Leitlinien zur Tumorschmerztherapie und ein Aktionsplan für die nächsten zehn Jahre sind Ziele eines Treffens von 50 Klinikern und Wissenschaftlern aus aller Welt am kommenden Wochenende. Das Treffen findet an der Wirkungsstätte des "Erfinders" von Morphin, F. W. Sertürner im niedersächsischen Einbeck (22.-24.08.1997, Einbecker Sonenberg Hotel, 37574 Einbeck-Negenborn) statt. Initiator und Leiter dieser internationalen Konferenz ist der Präsident der Sertürner Gesellschaft, Prof. Dr. Michael Zenz (Ruhr-Universität Bochum, Direktor der Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie an den BG-Kliniken Bergmannsheil Bochum).
PK - TERMIN
Am Sonntag, dem 24.8.1997, 11.30 Uhr, im Tagungshotel, haben die Journalisten die Gelegenheit, auf einem Pressegespräch sich ausführlich über die Ergebnisse der Konferenz zu informieren.
Experten aus fünf Kontinenten
Erstmalig treffen sich bei dieser Konferenz Ärzte aus allen fünf Erdteilen, Repräsentanten der industrialisierten Welt wie der Entwicklungsländer, Schmerztherapeuten aus dem alten Ostblock, aus Indien, China, Südamerika, Afrika, USA, Kanada, England, Schweden, Holland, Frankreich, Deutschland u a. Die Konferenz hat zwei grundsätzliche Ziele: 1. Es soll eine Bilanz gezogen werden von 10 Jahren "WHO-guidelines for cancer pain". 2. Wichtiger ist aber ein Aktionsplan für die nächsten 10 Jahre, um den Krebsschmerz endlich und weltweit in den Griff zu bekommen.
90% Tumorpatienten leiden unnötig
Über 90% aller Tumorschmerzpatienten in Deutschland sterben ohne ausreichende Therapie ihrer Schmerzen. Dabei hat die WHO mit ihren Leitlinien ein einfaches Stufenschema zur Therapie etabliert, mit dem fast alle Patienten ausreichend behandelt werden können. Dieses Schema umfaßt - vereinfacht ausgedrückt - 3 Medikamente, Aspirin, Codein und Morphin, mit deren stufenweisem Einsatz fast alle Tumorschmerzpatienten friedlich und ohne Schmerzen leben könnten. Leider wird dieses einfache Schema selbst in industrialisierten Ländern zu wenig und zu selten eingesetzt. Noch gravierender ist die Unterversorgung in vielen Ländern der dritten Welt und des Ostblocks, in denen z.B. Morphin gar nicht erhältlich ist. Viele Regierungen behindern durch Gesetze die Verfügbarkeit der geeigneten Schmerzmittel. Zehn Jahre nach Einführung der WHO-Leitlinien stehen viele industrialisierte Länder noch in der Situation von Entwicklungsländern, und in vielen Entwicklungsländern sind nicht einmal notwendige Medikamente zugelassen.
Stufenschema hilft
Weltweit haben eine Reihe von Studien nachweisen können, daß das WHO-Stufenschema bei 90% der behandelten Patienten funktioniert. Andere Studien haben aufgezeigt, daß dieses funktionierende Therapieprinzip nicht oder zu wenig eingesetzt wird und Patienten unnötig leiden.
Aktionsplan will Ausbildung verbessern und Netzwerk einrichten
Die Sertürner Konferenz will daher in einen weltweiten Aktionsplan, endlich dieses lösbare Problem in den Griff bekommen. Dazu sollen Trainings- und Ausbildungsprogramme für alle Erdteile entworfen werden, Programme nicht nur für Ärzte und Pflegepersonal, sondern auch für Patienten, Apotheker, die Öffentlichkeit und Politiker. Es soll ein weltweites Netzwerk der gegenseitigen Information und Überwachung entworfen werden. Demonstrationsprojekte sollen - wie auf der Konferenz für ein indisches Beispiel vorgestellt - die Wirksamkeit einer einfachen Tumorschmerztherapie aufzeigen und als Zünder für andere Projekte weltweit dienen. Diese Projekte sollen in den folgenden Jahren von den beiden Initiatoren, Prof. Zenz (Bochum) und Prof. Jan Stjernswärd (Schweden), dem ehemaligen WHO-Direktor für Tumorschmerz, kontrolliert und vorangetrieben werden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Michael Zenz, Ruhr-Universität Bochum, Direktor der Universitätsklinik für Anaesthesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie an den BG-Kliniken Bergmannsheil Bochum, Tel. 0234/302-6825, Fax: 0234/302-6834
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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