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Wissenschaft
Zwei neue Graduiertenkollegs an der Justus-Liebig-Universität Gießen
- "Zell-Zell-Interaktion im Reproduktionsgeschehen" (Gießen, Marburg)
- "Biologische Grundlagen der vaskulären Medizin" (Gießen)
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung von insgesamt 26 neuen Graduiertenkollegs beschlossen. Gleich zwei Anträge aus Gießen wurden positiv beschieden, einer davon gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg. Somit werden an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Wintersemester 1999/2000 zwei weitere neue Graduiertenkollegs eingerichtet. Damit arbeiten dann vom kommenden Wintersemester an insgesamt neun Graduiertenkollegs an der Universität Gießen, fünf davon im biowissenschaftlichen bzw. medizinischen Bereich.
Bei den neu eingerichteten Graduiertenkollegs handelt es sich zum einen um das Graduiertenkolleg "Zell-Zell-Interaktion im Reproduktionsgeschehen" (Sprecher: Priv.-Doz. Dr. Klaus-Dieter Hinsch, Zentrum für Dermatologie und Andrologie der JLU), das gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg konzipiert wurde. Beteiligt sind 14 Arbeitsgruppen aus den Fachbereichen Humanmedizin (Gießen/Marburg), Biologie (Marburg) und Veterinärmedizin (Gießen). Zum anderen wird das Graduiertenkolleg "Biologische Grundlagen der vaskulären Medizin" (Sprecher: Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper, Physiologisches Institut) eingerichtet. Hier sind zwölf Arbeitsgruppen aus den Fachgebieten Anatomie und Zellbiologie, Physiologie, Biochemie und Innere Medizin der Fachbereiche Humanmedizin und Biologie eingebunden.
Seit 1990 fördert die DFG in Graduiertenkollegs den besonders qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Graduiertenkollegs sind langfristige, in der Regel auf neun Jahre konzipierte Einrichtungen der Hochschulen. Jeweils 15 bis 25 Doktoranden arbeiten darin in einem meist interdisziplinären Forschungs- und Studienprogramm unter Anleitung von Hochschullehrern, die in Forschung und Lehre besonders ausgewiesen sind. Derzeit bereiten sich in Graduiertenkollegs rund zehn Prozent aller Doktoranden in Deutschland auf ihre Promotion vor. Absolventen sind in der Regel umfassender qualifiziert und durchschnittlich zwei Jahre jünger als ihre Studienkollegen.
Das Konzept für eine interdisziplinäre und inhaltlich breite Ausrichtung der beiden neuen Graduiertenkollegs dürfte neben der Qualität des Ausbildungsprogramms aus Sicht der beteiligten Wissenschaftler bei der positiven Bewertung durch die Landesregierung - sie ist mit 50 Prozent an der Förderung beteiligt - sowie bei der abschließenden Entscheidung durch den Bewilligungsausschuß der DFG eine entscheidende Rolle gespielt haben. Daß sich die beiden Graduiertenkollegs "sehr gut in die Forschungslandschaft einbauen", betont Prof. Dr. Klaus Knorpp, Dekan des Fachbereichs Humanmedizin und Ärztlicher Direktor. Aufgrund eines Beschlusses des Fachbereichsrats vom Februar diesen Jahres wurde die Reproduktionsmedizin als ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt und damit zugleich auch als verbindliches Konzept für die künftige Entwicklung des Fachbereichs Humanmedizin festgelegt. Das zweite Gaduiertenkolleg begleitet, so Prof. Knorpp, den Sonderforschungsbereich "Kardiopulmonales Gefäßsystem" (SFB 547). Die Einrichtung des Graduiertenkollegs sei Teil eines weiteren großen Schwerpunkts "Vaskuläre Medizin".
Graduiertenkolleg "Zell-Zell-Interaktion im Reproduktionsgeschehen" (Gießen/Marburg):
Das Wissen über grundlegende Mechanismen der Zellfunktionen und der Zell-Zell-Interaktion im Reproduktiongsgeschehen ist für die Vorbeugung, Diagnosestellung und Therapie bei Unfruchtbarkeit bzw. Erkrankungen während der Schwangerschaft von großer Bedeutung. Im Gegensatz zum europäischen und außereuropäischen Ausland besteht in Deutschland im Bereich der Reproduktionsmedizin und Reproduktionsbiologie eine Unterversorgung an forschungsorientierten bzw. praktisch geschulten Wissenschaftlern und Ärzten - und dies, obwohl eine relativ große Patientengruppe - sowohl im humanmedizinischen als auch im tiermedizinischen Bereich - unter Fruchtbarkeitsstörungen leidet. An der Justus-Liebig-Universität Gießen und an der Philipps-Universität Marburg finden angehende Wissenschaftler eine "einzigartige Forschungslandschaft" auf diesem Gebiet vor. Hier wie dort sind Arbeitsgruppen etabliert, die sich klinisch und wissenschaftlich mit Fragen zur Reproduktionsbiologie und Reproduktionsmedizin erfolgreich befassen. Die Kompetenz der beteiligten Arbeitsgruppen und die räumliche Nähe der Gießener und Marburger Universitäten bieten hervorragende Voraussetzungen für innovative Forschung und Lehre.
Im Graduiertenkolleg "Zell-Zell-Interaktion im Reproduktionsgeschehen" können jetzt, so der Sprecher Priv.-Doz. Dr. med. Klaus-Dieter Hinsch, noch stärker als bisher "Kräfte gebündelt werden": in der Humanmedizin in den Bereichen Dermatologie/Andrologie, Urologie, Gynäkologie und Geburtshilfe (Reproduktionsmedizin), Anatomie/Zellbiologie, Physiologie, Physiologische Chemie und Molekularbiologie, in der Veterinärmedizin in den Bereichen Anatomie, Reproduktionsbiologie, Biochemie und Enokrinologie sowie im Bereich der Biologie (Zoologie). Ziel des Graduiertenkollegs ist es, Naturwissenschaftler, Humanmediziner und Tiermediziner auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin und Reproduktionsbiologie auszubilden und den wissenschaftlichen Fortschritt voranzubringen. Neue Erkenntnisse über Physiologie und Pathophysiologie der Zellfunktion und die Zell-Zell-Interaktion im Reproduktionsgeschehen sollen gewonnen werden. Mit einem für dieses Graduiertenkolleg neu konzipierten Studienprogramm sollen Doktoranden ausgebildet werden, die nicht nur innerhalb der Universität den qualifizierten Nachwuchs und die Avantgarde innovativer Forschung im Bereich der Reproduktionsmedizin und Reproduktionsbiologie darstellen, sondern auch als qualifizierte Ärzte, Tierärzte und Wissenschaftler ihren weiteren Weg in der forschenden Industrie oder in Klinik und Praxis finden.
Die voraussichtliche Laufzeit dieses Graduiertenkollegs ist auf neun Jahre festgelegt, auf drei Jahre bezieht sich die jetzt vorliegende Zusage durch die DFG. Insgesamt wurden 12 Doktorandenstellen und eine Post-Doktorandenstelle genehmigt.
Graduiertenkolleg "Biologische Grundlagen der vaskulären Medizin" (Gießen):
Das Blutgefäßsystem ist von zentraler Bedeutung in der Humanbiologie und Medizin. Hauptziel des Graduiertenkollegs "Biologische Grundlagen der vaskulären Medizin" ist es, den Kollegiaten vertieftes Wissen über grundlegende Aspekte von Wachstum, Regulation und pathologischen Veränderungen des Gefäßsystems zu vermitteln. Auch dieses Graduiertenkolleg ist interdisziplinär angelegt, es umfaßt Arbeitsgruppen mit vorwiegend zellbiologischer Ausrichtung ebenso wie Arbeitsgruppen aus der klinischen Medizin. Die Kollegiaten sollen lernen, die verschiedenen Facetten vaskulärer Biologie und Medizin in ein aktuelles Gesamtbild einzuordnen und vor diesem Hintergrund die biologischen Funktionen und krankhaften Veränderungen des Gefäßsystems zu verstehen. Das Forschungsprogramm der Kollegiaten kombiniert die Betrachtungsweise der Zellbiologie mit der Bearbeitung komplexer biologischer Systeme bis hin zu Fragen der klinischen Medizin.
Das Themenspektrum umfaßt beispielsweise die Genregulation in verschiedenen Zellarten des Gefäßsystems, die Kommunikation zwischen diesen Zellarten, aber auch die klinische Behandlung von Gefäßerkrankungen. Experimentelle Methoden schließen solche der Zell- und Molekularbiologie, der Biochemie, der Organ- und der Tierphysiologie ein.
Das Graduiertenkolleg steht in thematischer Nähe zum Sonderforschungsbereich "Kardiopulmonales Gefäßsystem" (SFB 547), so der Sprecher des Graduiertenkollegs und stellvertretende Sprecher des SFB, Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper: "Dies kommt nicht nur unmittelbar unseren Stipendiaten zugute, es dokumentiert auch sichtbar, daß der Standort Gießen ein bereits etabliertes Wissenschaftszentrum der vaskulären Medizin darstellt."
Auch dieses Graduiertenkolleg ist für eine Laufzeit von neun Jahren konzipiert; der jetzt von der DFG bewilligte Antrag bezieht sich auf drei Jahre. Genehmigt wurden insgesamt zwölf Doktorandenstellen.
Kontaktadressen:
Priv.-Doz. Dr. Klaus-Dieter Hinsch
Zentrum für Dermatologie und Andrologie
Klinikum der JLU
Gaffkystr. 14
35392 Gießen
Tel. 0641/99-43361
Fax 0641/99-43369
e-mail: Klaus-Dieter.Hinsch.@derma.med.uni-giessen.de
Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper
Physiologisches Institut
Klinikum der JLU
Aulweg 129
35392 Gießen
Tel. 0641/99-47240
Fax 0641/99-47239
e-mail: Michael.Piper@physiologie.med.uni-giessen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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