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Rund 5 Prozent aller Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter so schweren Depressionen, dass sie sich in Behandlung begeben müssen. So schwerwiegend die Erkrankung für die Betroffenen auch ist, so gut ist sie heute in der Regel zu behandeln: Mit einer entsprechenden Therapie kann inzwischen den meisten Patienten geholfen werden. Am 30. April stellt die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn auf dem Petersberg unter anderem verschiedene Behandlungsmöglichkeiten vor.
Depression ist behandelbar - und dennoch finden viele Betroffene nicht den Weg zur richtigen Therapie. Der Grund: Noch immer gilt Depression weniger als Krankheit denn als Schwäche, derer man sich schämen muss. Daher wird die Erkrankung häufig einfach umetikettiert, zum "Burn-Out-Syndrom", "chronischen Müdigkeits- und Erschöpfungs-" oder zum "Schmerzsyndrom". Die Verleugnung der Krankheit zieht oft die falsche Behandlung nach sich. "Es kann Jahre dauern, bis die Betroffenen zum ersten mal einem Psychiater oder Psychotherapeuten gegenüberstehen", bedauert Professor Dr. Wolfgang Maier, Direktor der Bonner Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Die Referenten gehen auf therapeutische und diagnostische Fortschritte der letzten Jahre ein. So kann eine kognitive Verhaltenstherapie - unterstützt durch wirksame Medikamente - den meisten Patienten dauerhaft helfen. "Moderne Antidepressiva haben zudem kaum noch Nebenwirkungen und machen auch bei langfristiger Einnahme nicht abhängig", betont die Bonner Oberärztin Dr. Barbara Hawellek. Mit bildgebenden Verfahren wird auf der Tagung demonstriert, wie sich das depressive Gehirn verändert und inwieweit sich der Einfluss medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlungsansätze in den Bildern widerspiegelt.
Schwerpunktthema Suizid
Trotz der guten Behandlungsmöglichkeiten nehmen sich immer noch viele Betroffene das Leben. Ein zentrales Thema des Petersberg-Symposiums ist daher, welche Warnsignale es für diesen Schritt gibt und wie man ihn verhindern kann. Kritisch greifen die Referenten dabei das Thema "assistierte Selbsttötung" auf, wie sie beispielsweise in der Schweiz möglich ist. Ähnlich wie unheilbar Kranke, die sich aus einer objektiven Perspektivlosigkeit heraus ihren Tod wünschen mögen, empfinden viele Schwerstdepressive die Selbsttötung als einen letzten Ausweg aus ihrer Situation. Diese Hoffnungslosigkeit, dass sich ihr als unerträglich empfundener Zustand jemals bessern könnte, ist aber gerade ein Kardinalsymptom einer depressiven Erkrankung, die objektiv sehr wohl behandelbar ist. Sowohl aus medizinischer als auch aus juristischer und gesellschaftspolitischer Sicht ist die "assistierte Selbsttötung" daher bei depressiv Erkrankten strikt abzulehnen.
Kontakt:
Dr. Barbara Hawellek
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-5723
Fax. 0228/287-4745
E-Mail: Barbara.Hawellek@ukb.uni-bonn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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