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27.04.2005 09:50

Was tun nach einem Seitensprung? Ein neues Programm zeigt Paaren den Weg aus der Krise

Dr. Elisabeth Hoffmann Presse und Kommunikation
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig

    Eheliche Untreue ist einer der wichtigsten Scheidungsgründe. Seitensprünge sind für Frauen der zweithäufigste Anlass, sich vom Partner zu trennen, für Männer der dritthäufigste. Ein neues Programm der Christoph-Dornier-Stiftung an der Technischen Universität Braunschweig zeigt Paaren Wege auf, mit einem Seitensprung umzugehen. Erste Ergebnisse des verhaltensorientierten Ansatzes sind ermutigend.

    90 Prozent aller Männer und 95 Prozent der Frauen wünschen sich Treue von ihrem Partner, das hat eine Interviewstudie belegt (Schmidt, Starke, Matthiesen, Dekker & Starke, 2003). Treue ist in sexuellen Beziehungen auch der Regelfall: In 60 Prozent von über 2.500 Beziehungen, die die Wissenschaftler aus Hamburg und Leipzig unter die Lupe nahmen, waren beide Partner treu. In 30 Prozent aller Fälle war allerdings einer der Partner und in weiteren zehn Prozent waren beide untreu. Von den Befragten, die überhaupt eine Außenbeziehung hatten, gaben die Hälfte eine außereheliche Beziehung an; ein Fünftel hatte mindestens drei Affären.

    Paar- und Familientherapeuten werden dementsprechend sehr häufig mit dem Problem konfrontiert. "Dennoch ist der Nutzen von herkömmlichen Therapien im Hinblick auf das weitere Zusammenleben der Partner nur in wenigen Fällen belegt." sagt Dr. Christoph Kröger. Er ist Leiter der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie an der TU Braunschweig und verfügt über jahrelange Erfahrungen in der Durchführung von Paartherapien. "Ein Seitensprung ist häufig der Auslöser für eine Scheidung oder Trennung", so Kröger, "doch dahinter steckt die Tatsache, dass Paare danach nicht mehr miteinander umgehen können. Vom hintergangenen Partner wird das Ereignis in der Regel als zwischenmenschliches Trauma erlebt. Die Vertrauensbasis ist zerstört. Ständiges Kontrollieren des Partners sowie extrem bestrafendes Verhalten sind sehr oft die Folgen." Aus den USA hat Kröger an ein Verfahren mitgebracht, die genau hier ansetzt: Mit Hilfe bestimmter Verhaltensegeln sollen beide Partner lernen, ihre Situation zu verstehen und Schritt für Schritt wieder aufeinander zuzugehen.

    Schäden begrenzen, verstehen, vergeben

    Diese Paartherapie umfasst drei Stufen. Nach einer ausführlichen Diagnostik werden in der ersten Stufe die direkten Auswirkungen der Affäre reduziert: die Schäden für die einzelnen Personen wie für das Paar werden minimiert und es wird eine Grenze zur "Außenbeziehung" mit der dritten Person gezogen. In der zweiten Stufe sollen die Einflussfaktoren identifiziert werden, die dazu führten, dass ein Partner eine Außenbeziehung einging. Dabei ist es wichtig, dass beide Partner ihre jeweilige Perspektive gleichbereichtigt darstellen können. Ziel ist es, damit eine differenzierte Entscheidungshilfe zu geben, ob die Beziehung beendet werden soll. In der dritten Stufe sollen die Partner lernen, einander zu vergeben, um die Zufriedenheit mit der Partnerschaft langfristig sichern zu können.

    Eine erste Pilotstudie in den USA mit 16 Paaren hat ergeben, dass die Zufriedenheit der Teilnehmer mit ihrer Partnerschaft am Ende der durchschnittlich 25 Sitzungen umfassenden Behandlung im Vergleich zum Beginn deutlich gesteigert werden konnte. Sowohl Depressivität als auch traumatische Symptome verringerten sich bei den Betroffenen (Gordon, Baucom & Snyder, im Druck).

    Über die Christoph-Dornier-Stiftung:

    Die Christoph-Dornier-Stiftung (CDS) für Klinische Psychologie ist eine gemeinnützige Stiftung. Ihr verfassungsgemäßes Ziel ist die Förderung der Klinischen - heilbehandelnden - Psychologie in Praxis und Forschung. Die Aufgabenschwerpunkte der Christoph-Dornier-Stiftung liegen in den Bereichen Therapie, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit. Schwerpunkte des Braunschweiger Instituts der CDS sind die Prävention von Beziehungsstörungen und kindlichen Verhaltensstörungen sowie und die Paar- und Familientherapie.

    Kontakt für die Medien:

    Dr. Christoph Kröger
    Christoph-Dornier-Stiftung Institut Braunschweig
    Konstantin-Uhde Straße 4
    38106 Braunschweig
    Tel: 0531/391-2865
    Braunschweig@christoph-dornier-stiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.christoph-dornier-stiftung.de/
    http://www.tu-braunschweig.de/psychologie


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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