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11.05.1999 12:56

Ausloesender Mechansimus fuer Darmkrebs am Weizmann

Tal Eizman Publications and Media Relations Department
Weizmann Institut

    Presseanfragen richten Sie bitte an Luba Vikhanski, Tel. 972 8 934 3855, E-mail rrluba@wisemail.weizmann.ac.il

    Rehovot/Israel, 11. Mai 1999. Forscher am Weizmann
    Institut haben einen molekularen Mechanismus entdeckt,
    der Dickdarmkrebs verursachen kann. Der Bericht ueber die
    Studie erscheint am 11. Mai in der Zeitschrift
    Proceedings of the National Academy of Sciences USA.

    Die Studie koennte eines Tages zur Entwicklung neuer
    Behandlungsformen fuer diese Tumorart - moeglicherweise
    auch andere Krebsarten - beitragen.

    Die Entdeckung des neuen Mechanismus hat zwei scheinbar
    nicht zusammenhaengende Fragen aus der Molekularbiologie
    geloest.

    Die erste betrifft eine wichtige Entdeckung, die vor
    zirka zwei Jahren gemacht wurde: die Tatsache naemlich,
    dass Darmkrebszellen oft aussergewoehnlich grosse Mengen
    des Proteins Beta-Catenin enthalten. Beta-Catenin gilt in
    Fachkreisen als eines der derzeit "heissesten"
    Forschungsmolekuele. Es wurde ausserdem als
    "Schwarzarbeiter" bezeichnet, da es gleich zwei wichtige
    Aufgaben in der Zelle erfuellt. In seiner besser
    erforschten Rolle verbindet sich Beta-Catenin mit
    Adhaesionsmolekuelen - jenen Molekuelen also, die in der
    Zellmembran liegen und den Zellen den Zusammenhalt
    ermoeglichen. In seiner zweiten Rolle reguliert
    Beta-Catenin die Aktivitaet von Genen im Zellkern. Bisher
    war jedoch unklar, wie Beta-Catenin diese Aufgabe
    wahrnimmt und welche Gene es kontrolliert.

    Die zweite molekulare Frage dreht sich um das Gen Cyclin
    D1 - ein wichtiger Regulator des Zellwachstums - das,
    wenn es mutiert, als Onkogen wirkt, das heisst
    krebsausloesend ist. Bei etwa 30 Prozent der
    Darmkrebsfaelle sind die Werte des von diesem Gen
    produzierten Proteins anormal hoch - ein Hinweis darauf,
    dass Cyclin D1 bei der malignen Transformation eine Rolle
    spielt. Das Gen Cyclin D1 von Darmkrebszellen zeigt
    jedoch keinerlei Mutationen. Dies verblueffte die
    Forscher, da gewoehnlich Onkogene nur in der mutierten
    Form Krebs ausloesen.

    Ein Team von Forschern unter der Leitung von Prof. Avri
    Ben-Ze'ev von der Abteilung molekulare Zellbiologie des
    Weizmann Instituts hat nun in Zusammenarbeit mit der
    Gruppe von Dr. Richard Pestell vom Albert Einstein
    College fuer Medizin in New York fuer beide Raetsel eine
    gemeinsame Loesung gefunden.

    Die Wissenschaftler fanden heraus, auf welche Weise
    sowohl Beta-Catenin als auch Cyclin D1 bei der Entstehung
    von Darmkrebs beteiligt sind.

    Zunaechst steigen die Beta-Catenin-Werte ungewoehnlich
    hoch an. Dies geschieht in einem von zwei
    unterschiedlichen Szenarien. In einem Fall ist das
    Beta-Catenin selbst mutiert. Im zweiten Fall findet sich
    eine Mutation im Gen Adenomatoese Poliposis Coli (APC),
    einem gut bekannten Tumor-Suppressor-Gen, das bei etwa 90
    Prozent der Darmkrebsfaelle mutiert ist. Die wichtigste
    Aufgabe von APC in der Zelle ist es, die Werte von
    Beta-Catenin zu reduzieren. Wenn das APC-Gen jedoch
    mutiert ist, akkumuliert Beta-Catenin in grossen Mengen
    in der Zelle und dringt auch in den Zellkern ein. Dort
    kann Beta-Catenin das Gen Cyclin D1 direkt aktivieren,
    was zu einem ungewoehnlichen Anstieg in der Produktion
    des Cyclin D1-Proteins fuehrt. Da Cyclin D1 ein wichtiger
    Regulator fuer Zellwachstum ist, ist das Ergebnis
    unkontrollierte Zellteilung. Diese fuehrt zu
    Gewebswucherungen und Tumorbildung.

    "In den meisten Faellen ist die Tumorbildung durch
    mutierte Gene ausgeloest. Es war daher unklar, wie
    vollkommen normale Kopien des Cyclin D1-Gens an der
    Entstehung von Darmkrebs beteiligt sein konnten," sagt
    Prof. Ben-Ze'ev. "Nun haben wir gezeigt, dass die
    Žverantwortliche` Mutation nicht beim Cyclin D1 selbst
    auftreten muss, sondern in anderen Molekuelen vorkommen
    kann, die das Cyclin D1 beeinflussen.

    "Schon lange wollten wir und andere Wissenschaftler
    wissen, welche Art von Signalen Beta-Catenin in die Kerne
    von Krebszellen aussendet. Mit unserer Studie gelang es
    uns, eines dieser Signale "abzufangen" und zu zeigen, wie
    bestimmte Darmkrebsarten entstehen koennten."

    Ben-Ze'ev und seine Kollegen haben auch gezeigt, wie
    dieser krebsausloesende Mechanismus blockiert werden kann
    - eine Erkenntnis, die eines Tages bei der Entwicklung
    neuer Behandlungsformen nuetzlich sein kann. In einem
    Versuch konnte die Aktivitaet des Cyclin D1 verringert
    werden, indem eine nicht-mutierte Kopie des
    Tumor-unterdrueckenden Gens APC in Darmkrebszellen
    geschleust wurde. Das "gute" APC verringerte die
    erhoehten Beta-Catenin-Werte und stoppte somit die
    anormale Stimulation des Cyclin D1-Gens.

    In einem anderen Experiment brachten die Forscher das
    Adhaesionsmolekuel Cadherin in Darmkrebszellen ein. Es
    ist bekannt, dass Cadherin sich mit Beta-Catenin an der
    aeusseren Peripherie der Zelle verbindet. Durch diese
    Verbindung wird Beta-Catenin vom Cadherin "abgefangen"
    und kann deshalb nicht mehr in den Zellkern wandern und
    die Produktion von Cyclin D1-Proteins uebermaessig
    anregen. Ein Patentantrag fuer diese Methode wurde
    bereits von Yeda Research and Development Co. - der fuer
    Technologietransfer zustaendigen Firma des Weizmann
    Instituts - gestellt.
    Diese Art der Intervention koennte die Grundlage zur
    spaeteren Entwicklung von Therapien fuer Darmkrebs
    dienen, aber auch fuer Melanome und andere Krebsarten,
    bei denen die Beta-Catenin-Werte anormal hoch sind.

    Zum Forschungsteam von Prof. Ben-Ze'ev gehoeren der
    Postdoktorand Michael Shtutman, der Graduierte Jacob
    Zhurinsky und die Technische Assistentin Inbal Simcha.
    Zur Gruppe von Richard Pestell in New York gehoeren
    ausserdem Dr. Chris Albanese und der Graduierte Mark
    D`Amico.

    Waehrend diese Studie erarbeitet wurde, gelangte ein
    anderes Forschungsteam, das von Dr. Frank McCormick an
    der University of California in San Francisco geleitet
    wird, unabhaengig zu aehnlichen Ergebnissen. Dies
    unterstreicht nur die Bedeutung von Beta-Catenin und
    Cyclin D1 bei Darmkrebs.

    Prof. Ben Ze'ev ist Inhaber des
    Lunenfeld-Kunin-Lehrstuhls fuer Zellbiologie und Genetik.
    Die Studie wurde von der binationalen US-Israel
    Wissenschaftsstiftung gefoerdert, von der
    deutsch-israelischen Stiftung fuer wissenschaftliche
    Forschung und Entwicklung (GIF), vom Kooperationsprogramm
    fuer Krebsforschung, das vom deutschen
    Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom israelischen
    Wissenschaftsministerium unterstuetzt wird, sowie von der
    Susan G. Komen Brustkrebs-Stiftung.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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