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10.05.2005 15:19

Vom Rauchen und seinen Folgen: Wissensdefizite bei Schülern

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die heutige Jugend raucht ganz schön viel. Nach neuen repräsentativen Erhebungen greifen 30 Prozent aller 16-Jährigen regelmäßig zum Glimmstängel. Leicht besser ist die Lage am Würzburger Röntgen-Gymnasium. Dort beeichnen sich "nur" 22 Prozent der befragten 16-Jährigen als Raucher.

    Das hat sich bei einem Forschungsprojekt der Uni Würzurg herausgestellt. Dabei untersuchen Proessor Paul Pauli und seine Mitarbeiter Ronald Mucha und Hedwig Eisenbarth vom Institut für Psychologie, wie sich das Rauchverhalten in öffentlichen Gebäuden und Schulen wirksam konrollieren lassen könnte.

    Die Wissenschaftler haben Schüler aus den Jahrgangsstufen 7, 9, 11 und 13 über ihre Rauchgewohnheiten befragt. Von den 229 Teilnehmern, die zwischen 12 und 20 Jahre alt waren, bezeichneten sich bei den unter 16-Jährigen zehn Prozent als Raucher, bei den Älteren etwas mehr als 20 Prozent. Von den insgesamt 33 Rauchern wurden 15 aufgrund ihrer Angaben als abhängige, 18 als weniger abhängige Raucher eingestuft. Hinweise auf eine schwere Abhängigkeit ergaben sich in keinem Fall - die Forscher bestimmten nämlich auch den Kohlenmonoxid-Gehalt in der Atemluft der Schüler, und dieser Wert gibt Aufschluss über den Tabakkonsum.

    Die Schüler bekamen auch verschiedene Rauchverbotszeichen vorgelegt, die sie bewerten und deren Wirkung sie einschätzen sollten. Dabei stellte sich heraus, dass die oft verwendeten Zeichen mit einer durchgestrichenen Zigarette genau das auslösen, was sie eigentlich verhindern sollen: ein starkes Rauchverlangen. Zeigten die Schilder aber einen zu Ende gerauchten Stummel, so fiel der "Nikotin-Hunger" deutlich kleiner aus. War auf den Verbotszeichen eine Schwangere zu sehen, die eine frische oder eine zu Ende gerauchte Zigarette in der Hand hält, so führte das in beiden Fällen kaum Rauchverlangen herbei.

    Weiterhin ergründeten die Psychologen, wie gut die Gymnasiasten über das Rauchen und seine Folgen im Bilde sind. Fazit: Die Schüler haben dazu ein relativ gutes allgemeines Wissen. Aber es gibt auch Lücken. So überschätzten sie die Anzahl der Raucher ebenso wie die Bedeutung einer Zigarettenmarke für die Nikotinwirkung. Auf der anderen Seite messen sie dem Risiko, dem die Kinder von rauchenden Eltern ausgesetzt sind, zu wenig Bedeutung bei. Die Schüler kannten auch die häufigste Todesursache bei Rauchern nicht - diese sterben meist nicht an Lungenkrebs, sondern an Herz-Kreislauf-Krankheiten.

    Größtenteils unbekannt waren den Gymnasiasten auch so genannte biopsychologische Zusammenänge. Damit meinen die Wissenschaftler zum Beipiel die Lerneffekte, die beim Rauchen auftreten: Wer immer in bestimmten Situationen raucht, etwa nach dem Essen oder als Reaktion auf besondere Reize - zum Beispiel dann, wenn andere sich eine Zigarette anzünden, bei dem wird sich zuverlässig ein Rauchverlangen einstellen, sobald er in die jeweilige Situation kommt.

    Was die Schüler ebenfalls nicht wussten: Übergewicht und auch das Einnehmen der Anti-Baby-Pille verstärken die negativen Folgen des Rauchens. Außerdem unterschätzten die Befragten den Erfolg der Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Raucher glauben im Unterschied zu den Enthaltsamen, dass Rauchen ihre Leistungsähigkeit steigere, dass sie nicht vom Nikotin abhängig seien und dass die Clique ihr Rauchverhalten kaum beeinflusse.

    Dieses Forschungsprojekt wurde im Rahmen der Gesundheitsinitiative "BayernAktiv" vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz gefördert.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Paul Pauli, T (0931) 31-2843, Fax (0931)31-2733, E-Mail: pauli@psychologie.uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Nicht jedes Rauchverbotszeichen unterdrückt auch den Nikotinhunger.
    Nicht jedes Rauchverbotszeichen unterdrückt auch den Nikotinhunger.
    Foto: Robert Emmerich
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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