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Wissenschaft
Sozialwissenschaftler tagen am 3. und 4. Juni 2005 an der Justus-Liebig-Universität in Gießen
Die Sektion Politische Soziologie und die AG Konsumsoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie veranstalten am 3. und 4. Juni 2005 unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Jörn Lamla und Prof. Dr. Sighard Neckel, Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, eine Tagung, die den zahlreichen Verschränkungen von Politik und Konsum nachgehen will. Die Tagung zum Thema "Politisierter Konsum - konsumierte Politik" beginnt am Freitag, den 3. Juni, um 13 Uhr im Margarete-Bieber-Saal (Ludwigstraße 34, 35390 Gießen) der Universität.
Für "Politisierungen des Konsums" stehen nicht nur die Auseinandersetzungen um BSE und andere Lebensmittelskandale, die dem Konsum mehr Aufmerksamkeit im Rahmen staatlicher Politiken gebracht haben, oder die Boykott-Aktionen und Markenproteste der globalisierungskritischen Bewegungen. Ebenso kann in diesem Zusammenhang auf die Legitimationsrelevanz des Konsums für die institutionellen Ordnungen politischer Gemeinwesen hingewiesen werden - historisch etwa in der Systemkonkurrenz zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Auch wirken sich politische Macht-, Status- und Identitätskämpfe auf die Praktiken des Konsums aus. Zugleich bedient sich die Politik in vielen Bereichen - vom Wahlkampf bis zur Selbstinszenierung von Politikerinnen und Politikern - der Handlungs- und Kommunikationsmuster aus dem konsumtiven Bereich entwickelter Marktgesellschaften. Zudem verändern sich die politischen Haltungen, mit denen Bürgerinnen und Bürger heute auf das "politische Angebot" zugreifen und reagieren, in Richtung der allgemeinen Konsumkultur.
Die interdisziplinär ausgerichtete Tagung widmet sich in vier Themenfeldern mit jeweils drei Vorträgen der Untersuchung von typischen Ausprägungen und sozialen Dispositionen des "Consumer-Citizen", dessen genaues Studium sich als Schlüssel für das soziologische Verständnis der gegenwärtigen Wandlungsdynamik von Politik und Demokratie erweisen könnte. In einem ersten Panel zum Thema "Politisierte Konsument(inn)en" wird an konkreten Beispielen untersucht, welche Rolle politische Motive im Alltag der Konsumentinnen und Konsumenten spielen. Ein zweites Panel befasst sich mit der "Politischen Ästhetik des Konsums", die - vermittelt durch die Werbung - politische Ausdrucksstile mit kommerziellen Orientierungen vermischt. Das dritte Panel (am Samstag, den 4. Juni, ab 9 Uhr c.t.) befasst sich mit dem "Konsumismus in der Politik", d.h. mit der Rolle von Marketing-Aspekten im politischen Wahlkampf ebenso wie im Protest neuer sozialer Bewegungen. Im vierten Panel zum Thema "Consumer-Citizen und die Transformation der Öffentlichkeit" werden die Fäden zusammengezogen und die Frage gestellt, wie sich die Öffentlichkeit mit der Herausbildung des heutigen "Consumer-Citizen" verändert und welche Folgen dies für die moderne Demokratie zeitigt.
Zudem konnten renommierte Wissenschaftler für zwei Grundsatzreferate gewonnen werden. So wird am Freitag, den 3. Juni, nach der Eröffnung der Tagung und der Vorstellung eines Lehrforschungsprojektes zur "Internetnutzung zwischen Politik und Konsum", das am Zentrum für Medien und Interaktivität der Universität Gießen angesiedelt ist, der Historiker Heinz-Gerhard Haupt, Professor am European University Institute in Florenz, mit seinem Mitarbeiter Claudius Torp unter dem Titel "Konsum als politisches Problem - historisch und konzeptionell" die konzeptionellen Grundlinien einer neueren Forschungsarbeit vorstellen. Dabei wird der Konsum historisch vergleichend als ein Problem beleuchtet, das in mehreren Schüben den Kommunikationsraum des Politischen verändert hat. Am Samstag, den 4. Juni, werden Prof. Dr. Ronald Hitzler und Dr. Michaela Pfadenhauer vom soziologischen Institut der Universität Dortmund mit einem Vortrag zum Thema "Diesseits von Manipulation und Souveränität: über Konsum-Kompetenz als Politisierungsmerkmal" die Fragestellung der Tagung grundsätzlich beleuchten.
Zahlreiche weitere Informationen zur Tagung, wie das genaue Programm, Abstracts und Hintergrundmaterialien, im Internet unter http://www.politik-konsum.de. Dort ist auch ein Forum eingerichtet, in dem die Besucher verschiedene Beiträge kommentieren oder eigene Thesen und Diskussionsvorschläge zum Thema einstellen können. Die Tagungsgebühr beträgt 10 Euro.
Kontakt:
Dr. Jörn Lamla
Institut für Soziologie
Karl-Glöckner-Straße 21, Haus E
35394 Gießen
Tel.: 0641/99-23223 und 99-23224
Fax: 0641/99-23229
e-mail: Joern.Lamla@sowi.uni-giessen.de
e-mail: Tjark.Sauer@sowi.uni-giessen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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