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Wissenschaft
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein neues Graduiertenkolleg an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München genehmigt. Das Forschungs- und Studienprogramm für besonders qualifizierte Doktoranden trägt den Titel "Formen von Prestige in Kulturen des Altertums". Im Rahmen des Graduiertenkollegs forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedenen Altertumswissenschaften an der LMU. "Die Vielfalt der Altertums-wissenschaften an der LMU, die innerhalb Deutschlands als einmalig bezeichnet werden darf, bietet ideale Voraussetzungen für dieses Forschungsgebiet", sagt einer der beiden Sprecher, Professor Walther Sallaberger vom Institut für Assyriologie und Hethitologie. "Das Thema betont die Stärken der jeweiligen Fächer und ermöglicht darüber hinaus interdisziplinären Vergleich", so der zweite Sprecher Professor Martin Zimmermann, Alte Geschichte.
Das Graduiertenkolleg vereint verschiedene Disziplinen der Altertumswissenschaften an der LMU: für Europa und den Mittelmeerraum Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Vor- und frühgeschichtliche Archäologie; für den Vorderen Orient Ägyptologie, Assyriologie, Vorderasiatische Archäologie; für Süd- und Ostasien Indologie, Sinologie und Chinesische Archäologie. Durch das einzigartige Spektrum der beteiligten Disziplinen lassen sich in einem weiten Bogen von Europa über den Vorderen Orient bis Ostasien immer die von den philologischen Fächern bearbeiteten Textquellen mit den archäologischen Denkmälern kombinieren. Bei den beteiligten Fächern hat Interdisziplinarität Methode, weil der Zugang zum Forschungsgegenstand gleichermaßen philologisch-historisch wie archäologisch erfolgt.
Gerade in den verschiedenen Kulturen des Altertums lässt sich die außerordentliche Bedeutung von Prestige für gesellschaftliche Ausformungen und Wandlungsprozesse beobachten. Bisher ist in der Forschung jedoch weitgehend ungeklärt geblieben, was zu unterschiedlichen Zeiten in einer Kultur unter Prestige zu verstehen ist, wie es erworben wird und wie es sich verändern kann. Ziel des Graduiertenkollegs ist daher die Erforschung von Ansehen im weitesten Sinne: als gesellschaftliches, wirtschaftliches, religiöses, rechtliches und ästhetisches Phänomen.
Im Einzelnen soll es um detaillierte Untersuchungen der sozialen und kulturellen Faktoren und Zusammenhänge gehen, bei denen Prestige eine Rolle spielt. Forschungsarbeiten widmen sich der Kommunikation über "Verleihung" und "Besitz" von Prestige sowie über die Erfüllung der mit Ansehen verbundenen Erwartungen ebenso wie der Darstellung von Prestige in schriftlichen und materiellen Medien. Neben der sozialen soll dabei auch die kulturelle Komponente in das Blickfeld rücken: die positive Wertschätzung nicht nur von gesellschaftlichen Gruppen und Personen, sondern auch von Praktiken, Gegenständen, ideellen Konzepten, also von sämtlichen kulturellen Ausdrucksformen von Ansehen.
Diese kulturellen Ausdrucksformen und Praktiken haben das Potenzial, über den engen Rahmen einer Kultur hinauszuwirken und damit Prestige zu einem Motor von Akkulturationsprozessen zu machen, die sich nur interdisziplinär verstehen lassen. Andererseits mangelt es auch auf der Seite des Sozialprestige im engeren Sinne an Untersuchungen, die Prestige umfassend als Element gesellschaftlicher Kommunikation zu verstehen versuchen und die Vielfalt an Faktoren untersuchen, die zu seiner Etablierung und Veränderung führen. Dabei muss insbesondere die historische Dynamik, die eine Kategorie wie Prestige besitzt, berücksichtigt werden. Ansehen wird innerhalb der Kultur nämlich entsprechend ihren sich ständig mehr oder weniger stark verändernden Werten, Normen und Sitten bestimmt.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Walther Sallaberger
Institut für Assyriologie und Hethitologie
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
Tel: 089/2180-3553
Fax: 089/2180-3913
E-Mail: WaSa@assyr.fak12.uni-muenchen.de
http://www.grk-prestige-im-altertum.lmu.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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