idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.05.1999 12:04

Innovation als Erfolgsfaktor

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Am 17. Juni feiert die "Technikwirkungs- und Innovationsforschung (TWI)" der Universität Gesamthochschule Kassel ihr 10jähriges Jubiläum. Dieses in Deutschland einzigartige Fachgebiet ist dem wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich zugeordnet, berührt aber mit seinem ökologischen Ansatz gleich mehrere Disziplinen. Jens Brömer nahm das Jubiläum zum Anlaß für das folgende Porträt.

    Kassel. Am 17. Juni feiert die "Technikwirkungs- und Innovationsforschung (TWI)" der Universität Gesamthochschule Kassel ihr 10jähriges Jubiläum. Dieses in Deutschland einzigartige Fachgebiet ist dem wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereich zugeordnet, berührt aber mit seinem ökologischen Ansatz gleich mehrere Disziplinen. Jens Brömer nahm das Jubiläum zum Anlaß für das folgende Porträt.

    Das Urteil über Deserteure ist selten einhellig. Es kommt auf den Standpunkt an. Prof. Dr. Heinz Hübner, nach seiner Selbsteinschätzung ein "desertierter Ingenieur", sieht seine Position dagegen ganz klar. Er will weg vom einseitigen Denken: dem der Ingenieure, die oft nur nach der Machbarkeit fragen, ebenso wie dem der Ökonomen, die nur die profitable Verwertbarkeit im Blick haben. Auch die nachträgliche Reparatur von eingetretenen Schäden behagt ihm nicht. Professor Heinz Hübner will Vorsorge treffen, und das geschieht seiner Meinung nach am besten bereits bei der Technologie- und Produktentwicklung. "Technikwirkungs- und Innovationsforschung" ist der ziemlich sperrige Name des Fachgebiets an der Universität Gesamthochschule Kassel, dem der Österreicher seit nunmehr 10 Jahren vorsteht. Angesiedelt ist es im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften; der Pragmatiker Hübner blickt allerdings darüber hinaus und sieht seine Arbeit zwischen den traditionellen Disziplinen.
    "Das Produkt steht im Mittelpunkt", sagt Hübner, "und dieses hat erwünschte und unerwünschte Wirkungen." Seinen Studenten möchte er genau dies vermitteln und sie befähigen, in ihren Betrieben solche Innovationen in Gang zu setzen, die zukunftsbezogen sind und nicht Produkte hervorbringen, die sich über lange Dauer und manchmal noch nach ihrer Nutzungszeit als folgenreich-problematisch erweisen. Natürlich geht es hier auch um "Folgenabschätzung", doch der Wissenschaftler kennt seine Pappenheimer in den Konstruktionsbüros ebenso wie in den kaufmännischen Etagen. Wirkungsforschung sei der Begriff, der eher Akzeptanz erzeugt. Und so glaubt der Kasseler Professor, daß das Innovationsverhalten der Unternehmen langfristig das Bestimmende für sie ist - ein strategischer Erfogsfaktor, so der Titel eines seiner Bücher. Fortschrittliche Unternehmen wollen seiner Meinung nach längst Absolventen, die dem Neuen zum Durchbruch verhelfen und sich nicht wie die Made im Speck in den vorgegebenen Denk- und Produktionsweisen bewegen.
    An der Kasseler Universität können sie in einem Ergänzungsstudium zusätzlich zu ihrem Diplom ein Zertifikat über ihre Zusatzqualifikation in Technologie- und Innovationsmanagement erwerben. Ingenieur-, Wirtschaftswissenschaftstudenten und Produktdesigner müssen dazu zwei Jahre lang bis zu 42 Semesterwochenstunden über ihren Tellerrand hinausgucken. Das haben sie unter anderem getan bei der Mitarbeit an Hübners wichtigsten Forschungsarbeiten: der Untersuchung, wie Kühlschränke demontage- und recyclinggerecht produziert werden können; und in Verbindung mit der Deutschen Bahn bei der Analyse, ob die alle 15 bis 20 Jahre vorgenommene technische Grunderneuerung ihrer Loks und Waggons nicht nur die Ressourcen schont, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. (Sie ist.) Bekannt wurde auch die Untersuchung über den Transrapid "zwischen Ökonomie und Ökologie".
    Dabei werden in dem Ergänzungsstudium große Absolventenzahlen weder erreicht noch angestrebt: 60 haben davon Gebrauch gemacht in den zehn Jahren, seit das Angebot besteht. Die kommen in der Industrie unter (sofern sie die Zeichen der Zeit erkannt haben), bei Kammern und bei Forschungseinrichtungen. In Mittelbetrieben werden diese Signale vielleicht auch gesehen, aber die Einstellung eines Universitätsabsolventen unter diesem Blickwinkel doch eher noch als Luxus betrachtet. Das Hessische Wirtschaftsministerium sieht das nicht so, wohl aber die Probleme der Mittelbetriebe und zahlt deshalb bei der Einstellung eines "Innovationsassistenten" für die ersten drei Jahre Zuschüsse.
    In Kenntnis dieser Unterschiede ist es für Hübner wichtig, die Unternehmen dort abzuholen, wo sie gerade stehen. "Viele reden von Innovation, manche auch über ökologisch verträgliches Wirtschaften", heißt es in der Einladung zur Feier des 10jährigen Jubiläums des kleinen Fachgebiets. Als ganzheitliches Innovations- und Technologiemanagement haben er und seine Mitarbeiter versucht, dies zusammenzuführen. An einer Gesamthochschule schien Hübner dieses komplexe Vorhaben am ehesten möglich, als er sich damals entschloß nach Kassel zu gehen. Darin sieht er sich heute bestätigt. Sein weitergehender Wunsch wäre nach "außen" die Orientierung der Wirtschaft am Prinzip der Nachhaltigkeit, nach "innen" die Einrichtung eines berufsbegleitenden Studiums. Aber über die Realisierbarkeit macht sich ein technisch geschulter Wirtschaftswissenschaftler keine Illusionen, und das schützt anscheinend auch vor Resignation. Denn es komme darauf an, sagt Hübner, mit knappen Ressourcen Optimales herauszubringen. 10 Jahre Arbeit in einem einzigartigen interdisziplinären Fachgebiet haben ihre Spuren hinterlassen. p.

    Für die Redaktionen:
    Jubiläumsveranstaltung "10 Jahre Technikwirkungs- und Innovationsforschung" TWI, Donnerstag, 17. Juni, 17 Uhr, Gießhaus der Universität Gesamthochschule Kassel, Mönchebergstr. 5, Kassel


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).