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06.06.2005 12:05

Heirat und Krieg verhindern Kriminalität

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Vom Experten-Workshop "Selbstbestimmte und persönliche Entwicklung unter den
    Bedingungen des Wandels" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena (06.06.05) Dass manche Ehe wie ein Krieg ist, ist ein oft genutzter Vergleich. Dass Ehe und Krieg aber auch positiven Einfluss auf die Entwicklung des Menschen haben kann, hat heute (06.06.) John H. Laub während eines Experten-Workshops der Friedrich-Schiller-Universität Jena vorgestellt.

    Laub ist Kriminologie-Professor an der University of Maryland (USA) und hat Zugriff auf einen fast einzigartigen Datenpool, in dem die Lebenswege von 500 Bostoner Kriminellen festgehalten sind, die in den 1920er und 30er Jahren geboren wurden. Die Analyse ihrer Lebenswege von 1925-1995 macht deutlich, dass menschliche Entwicklung zwar nur im jeweiligen historischen Kontext verständlich ist. Aber es lassen sich auch einige allgemeingültige Aussagen ableiten. So hat Laub festgestellt, dass die meisten vormaligen Straftäter sich spätestens im Alter von 50 Jahren in den kriminellen Ruhestand begeben haben, da sie dann "zu müde" wurden, wie sie selber rückblickend aussagten.

    Doch es gibt vor allem drei wichtige Faktoren, die den früheren Ausstieg aus der Kriminalität begünstigen, hat Laub ermittelt und während der Jenaer Tagung vorgestellt: Heirat, Kriegsdienst und Umzug. Diese Faktoren veränderten das Leben der einstmals Kriminellen und führten dazu, dass sie in ein neues Umfeld kamen. In dieser neuen sozialen Struktur sind Rückfälle in die Kriminalität wesentlich seltener, als ohne solche Veränderungen.

    Der wesentlichste Einschnitt in den kriminellen Biografien war allerdings eine Heirat. Hatten die Männer die Frau fürs Leben gefunden, veränderten sie sich - zunächst unbewusst, später wurde es vielen klar. Sie verließen die alten "Freunde" und erlangten eine neue Identität. "Aus dem Party-Boy wurde der verantwortungsbewusste Familienvater", bringt es Laub auf eine Formel.

    Diese wichtigen Entwicklungen in der Lebensmitte, die zu einem Ende krimineller Biographien geführt haben, sind aber auch Beweis dafür, dass die Theorie nicht länger Bestand haben kann, dass etwa das Aufwachsen im anrüchigen Milieu zwangsläufig zu lebenslanger Kriminalität führen muss. "Auch das Leben des Erwachsenen ist für die Entwicklung bis ins hohe Alter wichtig", sagt der Psychologe bei der Tagung, die vom Jenaer "Center for Applied Developmental Science" (CADS) und dem Sonderforschungsbereich der Universität zur Transformationsforschung (SFB 580) ausgerichtet wird. Dies bedeutet aber auch, dass eine Vorhersage nicht möglich ist, ob und wie lange ein Jugendlicher kriminell wird oder bleibt. Sollte jemand mit 40 allerdings noch kriminell sein und im kriminellen Milieu leben, so Laub, ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch in diesem Milieu bleiben wird. Die einschneidenden Änderungen seines Lebens, wie Heirat oder Kriegsdienst, fehlten dann meist.


    Bilder

    Kriminologie-Professor John H. Laub bei der Jenaer Tagung.
    Kriminologie-Professor John H. Laub bei der Jenaer Tagung.
    Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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