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Jena. (01.06.99) Bewegung ist in die Reform der Juristenausbildung geraten. "Wir wollen keinen Abschied vom bewährten Einheitsjuristen mit Staatsprüfung, aber es werden in absehbarer Zeit auch alternative Studienwege und -Abschlüsse angeboten. Zugleich erfährt das Jura-Studium in ganz Europa zunehmend eine internationale Vernetzung", faßt Prof. Dr. Olaf Werner von der Friedrich-Schiller-Universität die wichtigsten Tenden-zen zusammen. Werner sitzt dem deutschen Juristen-Fakultätentag vor, der sich in dieser Woche (3.-5.06.) in Jena zur 79. Jahrestagung trifft.
Heftig diskutiert wird unter den Jura-Professoren ein Vorschlag aus Nordrhein-Westfalen, nach dem das Referendariat abgeschafft und die Vorbereitung auf die Justizpraxis in Kleingruppen während des Studiums stattfinden soll. "Die wenigsten Kollegen an den Universitäten können sich für dieses sogenannte Behrends-Modell begeistern", gibt Olaf Werner die Stimmungslage wieder, "aber wir führen den Dialog mit den Justizministern in einer sehr sachlichen und ergebnisorientierten Weise." Praxis lasse sich nicht ex cathedra vermitteln, gibt der Jenaer Hochschullehrer zu bedenken, man könne sie nur vor Ort bei Gericht erfahren.
Einverstanden sind die Rechtsprofessoren hingegen damit, daß die Studierendenzahlen erheblich gesenkt werden. "Wir brauchen dafür keine Quote, die sich an ökonomischen Rahmenbedingungen orientiert", so Werner, "aber wir müssen den Studierenden eine faire und solide Ausbildung angedeihen lassen, mit der sie später auch reelle Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt haben." Qualitätsabstriche könnten keinesfalls in Kauf genommen werden.
Deshalb soll ein Prüfungssystem während der ersten drei Semester den Studierenden helfen, ihre Eignung für das Jurastudium zu erkennen. Danach sind in den ersten eineinhalb Jahren zwölf Kernfächer mit Klausur abzuschließen; wer nicht mindestens acht davon besteht, wird exmatrikuliert. Rund die Hälfte der juristischen Fakultäten in Deutschland praktiziert das Verfahren bereits, in Jena wird es diesen Herbst eingeführt.
Außerdem soll sich das Jura-Studium variabler gestalten. "Nicht jeder Jurist, der später in einem Wirtschaftsunternehmen oder im öffentlichen Dienst arbeitet, benötigt dafür die ,Befähigung zum Richteramt'", macht Werner deutlich. Es sei absehbar, daß Referendariat und Staatsprüfung durch die Alternative einer Hochschulprüfung ergänzt würden. Ob diese Absolventen dann Bakkalaureus und Magister heißen oder ein Diplom erwerben, steht noch nicht fest, aber "Ziel ist es, spezifischer auf die Arbeit in der Industrie, bei Banken oder Versicherungen und im Öffentlichen Dienst auszubilden."
Einen wichtigen Bestandteil dieses Konzepts bildet die internationale Vernetzung. Über die Einführung eines einheitlichen, EU-weiten Credit Point Systems finden bereits konkrete Verhandlungen statt; bilaterale Abkommen zwischen deutschen und ausländischen Hochschulen über die gegenseitige Anerkennung von Prüfungsergebnissen bilden heute bereits die Regel.
Einige Universitäten wie München, Köln und Saarbrücken sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen und bieten im Rahmen eines deutsch-französischen Hochschulkollegs die internationale Betreuung für rechtsübergreifende Promotionsvorhaben an. "Diese Absolventen sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt", skizziert Werner die Perspektive.
Die Globalisierung in der Wirtschaft macht auch vor den Jura-Berufen nicht halt. Bereits jetzt beschäftigen die meisten großen Kanzleien im Ausland auch deutsche Juristen. Werner empfiehlt daher unbedingt Auslandsaufenthalte während des Studiums. Um seine Jenaer Schützlinge macht er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen: "Unsere Studenten sind da sehr rege."
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Olaf Werner
Tel.: 03641/942100, Fax: 942102
e-mail: owerner@lawnet1.recht.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
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Deutsch
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