idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Die Universität Greifswald verfügt über die umfangreichste Geburtshilflich-gynäkologische Sammlung
Wer erfahren möchte, wie einfallsreich und mit welchen technischen Hilfsmitteln unsere Vorfahren Empfängnisverhütung betrieben haben, ist am Mittwoch, dem 22. Juni 2005, um 19.00 Uhr, recht herzlich in den Hörsaal des Institut für Physik, in der Domstraße 10 a eingeladen (siehe Programm). Prof. Dr. med. Günter Köhler, Stellvertretender Direktor der Universitätsfrauenklinik Greifswald, wird im Rahmen der Ringvorlesung "Geschichten zum Sammeln - zu den Schätzen der Universität Greifswald aus Kunst, Kultur und Wissenschaft" einen Teilbereich aus der Geburtshilflich-gynäkologischen Sammlung der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe vorstellen.
Mit über 800 Exponaten ist sie die größte zusammenhängende Sammlung ihrer Art und damit einzigartig in der Bundesrepublik Deutschland. Thematisch und räumlich lässt sie sich in die Bereiche Geburtshilfe, Fetus und Neugeborenes, konservative und operative Gynäkologie, Klystiere (= Darmeinlauf, -spülung), Schwangerschaftsverhütungsmethoden sowie in die geburtshilflich-gynäkologische Lehre unterteilen.
Die umfangreiche Sammlung enthält zahlreiche klinische Instrumente, darunter mehrere gynäkologische Operationsbestecke, Narkosegeräte, Spritzen, Trommeln und verschiedene Instrumententische. Von besonderer Seltenheit ist die internationale Kollektion von Scheidenpulverbläsern, mit denen sich Frauen vor etwa 100 Jahren vor unerwünschten Schwangerschaften geschützt haben. Zu den Errungenschaften gehören ferner das erste Kolposkop der Welt (= vergrößerndes Spiegelgerät zur Untersuchung des Scheideninnern), ein Gasbett für Neugeborene aus dem Zweiten Weltkrieg, ein Operationstisch aus dem 19. Jahrhundert oder auch das erste spezifisch gynäkologisch-operative Instrument, die Ovarialzystenstielklemme nach Spencer Wells. Darüber hinaus sind etliche Formalinpräparate, Wachs- und Keramikmodelle, historische Klinikdokumente in Form von Operationsberichten und Krankenblättern sowie Photomaterialien und mehrere Atlanten mit wertvollen Kupferstichen Gegenstand der Sammlung.
Mit zwei unscheinbaren verstaubten Holzkisten, die bis 1976 versteckt auf dem Dachbodenräumen der Universitätsfrauenklinik Greifswald lagerten, begann die Wiederentdeckung eines durch die Wirren der Nachkriegszeit längst vergessenen Schatzes. Beide mit der Aufschrift "Stettin" versehende Kisten waren randvoll mit alten geburtshilflich-gynäkologischen Instrumenten gefüllt, die der Direktor der ehemaligen Stettiner Landes-Frauenklinik, Prof. Dr. Siegfried Stephan (1883-1948), im Mai 1945 auf der Flucht gen Westen und anschließender Übernahme des Direktorpostens an der Universitätsfrauenklinik Greifswald überführte. Die 184 Instrumente der so genannten Stephanschen Sammlung, die teilweise auf das 17. Jahrhundert zurückgehen, bilden den Grundstock und gleichzeitig den wertvollsten Bestandteil der geburtshilflich-gynäkologischen Sammlung.
Seitdem wurde die Ausstellung ständig erweitert, was vor allem durch zahlreiche Förderer möglich geworden ist. Zu Ihnen zählt Prof. Dr. med. Günter Köhler, Leiter des "Museums" und selbst leidenschaftlicher Sammler, der über 340 Einzelstücke als private Dauerleihgabe beisteuerte. Durch die Einbeziehung in die Lehre und Forschung des Fachgebietes Gynäkologie und Geburtshilfe besitzt die Sammlung zudem einen praktischen Nutzen.
Eine Vor-Schau auf diesen Veranstaltungsabend und die verbleibenden Vorträge ist jederzeit auch im Internet unter http://www.schau-haus.de möglich. Dort sind die Türen des noch virtuellen Schauhauses weit geöffnet, um auf das riesige Potenzial von Schätzen aus sechs Museen und mehr als 17 wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Greifswald aufmerksam zu machen. Im Rahmen eines Fundraising-Projekts sollen Spendengelder in Höhe von 5 Mio. Euro für ein reales Universitätsschauhaus eingeworben werden, das alle Sammlungen unter einem Dach präsentieren soll.
Verbleibende Veranstaltungen im PROGRAMM ZUR RINGVORLESUNG
"Geschichten zum Sammeln - Ringvorlesung zu den Schätzen
der Universität Greifswald aus Kunst, Kultur und Wissenschaft"
Mittwoch, 22. Juni 2005, 19.00 Uhr
"Vom Doppelkammer-Eichelkondom bis zum Scheidenpulverbläser - Kontrazeption vor 100 Jahren: Die Geburtshilflich-gynäkologische Sammlung an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe"
Prof. Dr. Günter Köhler, Universität Greifswald
Großer Hörsaal im Institut für Physik, Domstraße 10 a, 17487 Greifswald
Mittwoch, 6. Juli 2005, 19.00 Uhr
"Klassische Antiken: Die Archäologische Studiensammlung des Instituts für Altertumswissenschaften"
Dr. Jutta Fischer, Universität Greifswald
"Zwischen Highlight und Heimatkunde - 182 Jahre Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer"
Dr. Thomas Terberger, Universität Greifswald
Großer Hörsaal im Institut für Physik, Domstraße 10 a, 17487 Greifswald
Mittwoch, 13. Juli 2005, 19.00 Uhr
"Erntekamm und Hochzeitskleid - wie das Heilige Land nach Greifswald kam"
Prof. Dr. Julia Männchen, Universität Greifswald (Anschließend Besuch der Gustaf-Dalman-Sammlung)
Großer Hörsaal im Institut für Physik, Domstraße 10 a, 17487 Greifswald
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Fundraising & Alumni/Universitätsjubiläum 2006
Leiterin: Sabine Große
J.-S.-Bach-Straße 27, 17487 Greifswald
T +49 (0)3834/86 11 74
F +49 (0)3834/86 11 43
M +49 (0) 160-90 31 70 20
E fundraising@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de
http://www.schau-haus.de
Geburtshilflich-gynäkologischen Sammlung
Medizinische Fakultät
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Prof. Dr. med. Günter Köhler
Wollweberstraße 1, 17489 Greifswald
T +49 (0)3834/86 65 30
F +49 (0)3834/86 65 32
E koehlerg@uni-greifswald.de
http://www.medizinhistorie.de
http://www.g-koehler.de
Scheidenspülapparat um 1920
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).